Land meiner Träume collin1
um Meggans gebrochenen Zeh zu erklären.
»Und du solltest diesen Sonntag ins Herrenhaus gehen, Meggan. Das wär mir ‘ne schöne Bescherung, dass du mit’nem gebrochenen Zeh zur Arbeit erscheinst. Wie gut, dass du noch nicht gehst.« Meggan keuchte bestürzt auf. »Nicht? Was meinst du damit, Ma? Hat Mr. Tremayne es sich anders überlegt?« »Nein, Kind. Hab dich nicht so. Miss Tremayne bleibt nur noch’n bisschen länger in London, das ist alles. Du gehst ins Herrenhaus, wenn sie wiederkommt. Mr. Trevannick hat heut Bescheid gesagt. Es ist ein Glück. Jetzt, wo du still zu Hause sitzen musst, kannst du deine Näharbeit fertig machen.«
Und das war, wie Meggan zugeben musste, die schlimmste Strafe, die sie für ihre Torheit bekommen konnte: im Haus gefangen und zu der verhassten Näharbeit verpflichtet. Der nächste Sonntag brachte heftigen Wind und Regen, sodass es Meggan nicht ganz so schwer ankam, dass sie sich nicht vom Fleck rühren konnte. Doch sie hatte sich über die ungenutzten zusätzlichen Tage in Freiheit geärgert. Und da sie mit ihrer Näharbeit fast fertig war, hatte sie ihrer Mutter die Erlaubnis abgerungen, den Nachmittag im Bett liegen und lesen zu dürfen, was in der Tat ein seltenes Zugeständnis war. Sie war ein wenig überrascht, als Caro hereinkam, um sich ein besseres Kleid anzuziehen und ihren Mantel zu holen. »Es ist schrecklich schlechtes Wetter, um auszugehen, Caro.« »Ich geh nur Mrs. Ryan besuchen, um ihr eine Pastete zu bringen, die Ma gebacken hat.« »Was für eine Ausrede würdest du benutzen, wenn Ma keine Pastete für Mrs. Ryan gebacken hätte?« Caroline erstarrte, ohne ihre Schwester anzusehen. »Ich weiß nicht, wovon du redest, Meggan.« »Ich red von dir und Rodney Tremayne. Ich weiß, dass du ihn triffst, wenn du ausgehst. Aber heute könnt ihr nicht im Wald liegen, sonst müsstest du Ma erklären, wie du so dreckig geworden bist.« »Sei nicht vulgär, Meggan.« Caroline mochte trotzig sein, doch die hitzige Röte in den glatten Wangen verriet Meggan, dass ihre Schwester sehr aufgeregt war. »Du bist vulgär, Caro, dich so zu benehmen. Du solltest vorsichtig sein, dass du kein Baby bekommst.« Meggan sah ihre Schwester bleich werden. Unruhe ergriff sie. »Caro …« Doch Caro war bereits zur Tür hinaus, und Meggan blieb zutiefst verstört zurück. Der weiße Hase, den sie am vergangenen Sonntag gesehen hatte, fiel ihr wieder ein, und sie machte sich große Sorgen. Sie vergaß ihr Buch, legte sich hin und starrte an die Decke. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie wäre älter und wüsste, wie sie mit dem Geheimnis ihrer Schwester und ihren eigenen aufgewühlten Gedanken umgehen sollte.
In ihrer Zuflucht im Gartenhaus der Tremaynes schmiegte sich Caroline in die Arme ihres Geliebten. Tränen flossen langsam über ihre Wangen. Sie war oft den Tränen nahe, wenn sie sich liebten. Ihre Vereinigung war immer so schön, denn ihre Seelen gingen eine ebenso innige Verbindung ein wie ihre Körper. Es konnte nicht ausbleiben, dass eine solche Leidenschaft Folgen hatte. Die Gewissheit, dass in ihrem Leib ein neues Leben heranwuchs, war mitverantwortlich für ihre Tränen. Seit sie dies wusste, hatte sie Angst, Rodneys Liebe könnte nicht ehrlich sein. Sie fürchtete, dass sie nur eine von vielen dummen Bergmannstöchtern war, die sich von einem Mann von Stand hatte verführen lassen. Rodney fuhr ihr mit der Hand über die Wange, barg sie darin und drehte ihr Gesicht ihm zu. »Was ist, meine Liebste? Warum weinst du so?« Seine Miene war so zärtlich, und sie liebte ihn so sehr, dass ihre Tränen noch reichlicher flossen. »Caro, Caro.« Er zog sie fest an die Brust und wiegte sie, bis ihre Tränen versiegten, dann flüsterte er die Frage in ihr Ohr: »Bekommst du ein Kind?« Als sie schluchzend nickte, wurde sie noch fester umarmt und schweigend einige Augenblicke so gehalten. »Unser Kind«, murmelte er und ließ sie aus seiner stürmischen Umarmung frei. »Meine liebste Caro, ich kann kaum glauben, dass es wahr ist.« »Es stimmt aber«, antwortete Caro, zog sich zurück und vergrub das Gesicht in den Kissen, auf denen sie lag. Schluchzer sch?ttelten ihren K?rper. »Wein doch nicht, Liebste.« Er wollte sie wieder in die Arme schließen, doch sie wehrte ihn mit einer Bewegung der Schulter ab. »Geht es dir so schlecht deswegen?« »Ja … nein … ich will nicht in Schande geraten.« »Schande?«, rief er, setzte sich auf, packte sie fest bei den Schultern und
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