Land meiner Träume collin1
leerem Blick auf die Tür. Dann stand er auf und ging im Raum umher. Am Fenster blieb er stehen und schaute eine ganze Weile hinaus. Dann kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück und griff nach einem Blatt Papier. Der Brief, den er an seinen Cousin in Northumberland schrieb, kam ohne Umschweife zur Sache. Phillip vertraute nicht darauf, dass Rodney dem väterlichen Verbot Folge leistete. Der Junge glaubte wirklich, er sei verliebt. Die Affäre musste unverzüglich ein Ende haben. Dazu würde er Rodney weit weg von Cornwall schicken und auf Henry Collins eindringen, dafür zu sorgen, dass seine Tochter auf dem schnellsten Wege unter die Haube kam. Die Angelegenheit wurde zwischen Vater und Sohn nicht wieder erwähnt. Rodney war verärgert über die Weigerung seines Vaters, ihn überhaupt ernst zu nehmen, und die darauf folgende heftige Ablehnung, deshalb ging er Phillip aus dem Weg. Zur Essenszeit, wenn Con ebenfalls zugegen war, konzentrierten sich die Gespräche auf Angelegenheiten, die mit dem Tremayne Estate zu tun hatten. Nicht einmal wenn das Gespräch auf die Grube kam, ließ Phillip in irgendeiner Weise durchblicken, dass ihm die Vernarrtheit seines Sohnes in eine Grubenmagd noch im Kopf herumging. Rodney, der sich verzweifelt danach sehnte, seinem Vater irgendwann begreiflich zu machen, wie ernst es ihm war, Caroline zu heiraten, überlegte schon, wie er die beiden zusammenbringen konnte. Für ihn war Caroline die freundlichste und sanfteste Seele auf der Welt. Er war ?berzeugt, wenn Phillip das M?dchen erst einmal kennenlernte, w?rde er ihnen seinen Segen nicht l?nger verweigern. Der baldige Einzug Meggans ins Herrenhaus war sicher von Vorteil. Caroline konnte eingeladen werden, um ihre jüngere Schwester zu besuchen. Solche Ränke schmiedete Rodney und gelangte mit jedem Tag mehr zu der Überzeugung, der Ausbruch seines Vaters sei nur eine spontane Reaktion ohne große Bedeutung gewesen.
»Ich lauf jederzeit schneller als ihr, auch wenn ich’n Mädchen bin.« Meggan schaute Hal und seinen Freund Jimmy Goss an, die zusammen mit Tommy und dem fünf Jahre alten Jack Goss erst den halben Weg den Hügel herunter waren. Auf dem Heimweg von der Schule war sie wie so oft den steilen Hügel hinuntergelaufen. Sie liebte den Nervenkitzel, die bange Aufregung, dass ihr Körper schneller sein könnte als ihre Beine und sie stolpern und den ganzen Weg bis nach unten kullern würde, wo zwischen ihr und dem Rand der Klippe nur ein paar Wildblumen standen. Eigentlich durften sie diesen Pfad, der einen Umweg ums Dorf machte, nicht nehmen. Ma wäre verärgert, wenn sie es herausfände. Doch da nur noch zwei Tage Schule war und in der nächsten Woche das Leben im Herrenhaus begann, bestand Meggan darauf, den langen Heimweg zu nehmen. Den ganzen Nachmittag hatte Meggan mit ihrem neuen Leben geprahlt, nur um die Jungen zu ärgern. Als sie anfing zu laufen, rief Hal: »Damen, die in großen Häusern wohnen, laufen nicht.« Er wurde nicht beachtet. »Du wirst nie eine Dame«, rief er noch, bevor er in einen Singsang verfiel, in den die anderen bald einstimmten: »Meggan wird keine Dame. Meggan wird keine Dame.« Immer wieder, bis sie sie eingeholt hatten. Meggan wartete auf sie, die Hände in die Hüften gestemmt, den Kopf zur Seite gelegt. »Ich werd’ne Dame, wenn ich muss. Aber ich bin trotzdem noch ich selbst. Und wenn ihr vorauslaufen wollt, werd ich euch beweisen, dass ich schneller bin als ihr alle zusammen.« »Ich wette, das kannst du nicht.« »Ich wette, das kann ich doch. Wir laufen an Mawther Hopkins’ Haus vorbei, um Miners Row herum und dann hoch am Laden vorbei und dann wieder den Hügel runter bis hierher.« Die Jungen wirkten nicht besonders begeistert, und der kleine Jack sprach aus, was alle dachten: »Das ist ganz schön weit, Meggan.« Die Hände in die Hüften gestemmt, betrachtete Meggan sie mit Verachtung. »Ihr müsst nicht mit mir um die Wette laufen. Ihr könnt auch gleich zugeben, dass ich schneller bin.« »Ich lauf gegen dich«, erklärte Hal. »Ich auch.« »Und ich.« »Du kannst hier warten und auf unsere Bücher aufpassen«, erklärte Hal Jack. »Ich gebe euch den halben Weg bis Mawther Hopkins’ Haus Vorsprung, bevor ich loslaufe«, sagte Meggan. »Wart mal’ne Minute.« Jimmy packte Hal am Arm. »Sie hat Schuhe. Wir nicht.« Meggan warf ihm ein süßes, spöttisches Lächeln zu und setzte sich, um ihre Stiefel aufzuschnüren. Sie wusste, dass Jimmy darauf hoffte, dass sie empfindliche
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