Land meiner Träume collin1
zog sie hoch, sodass sie einander gegenübersaßen. »Glaubst du etwa, ich würde zulassen, dass du in Schande gerätst?« »Was hast du vor? Willst du Vorkehrungen treffen, dass ich bis nach der Geburt irgendwo hinfahre? Die Leute kämen doch dahinter. Ich wüsste es. Wüsste, dass ich ein Kind hätte, das von Fremden aufgezogen wird.« Sie konnte den bitteren Groll nicht aus ihrer Stimme vertreiben, denn dies war ihre größte Angst, dass Rodney sie nicht genug liebte. Und wenn dem so war, wenn er sie nicht genug liebte, um sie zu heiraten, wenn seine Worte nichts als schöne Worte waren, dann wollte sie lieber sterben, als mit der Schande zu leben, ein uneheliches Kind zur Welt gebracht zu haben. Da er nicht antwortete, schaute sie auf, um ihm in die Augen zu sehen. Der Schmerz darin verriet ihr, dass ihre Worte ihn verletzt hatten. Sie streckte die Hand aus, um seine Wange zu berühren. »Ich liebe dich, Rodney, aber was bleibt uns anderes übrig?« Er fasste sie zärtlich am Kinn, um ihr Gesicht anzuheben, damit sie ihm nicht auswich. »Liebste Caro, das Kind, das du trägst, ist die Frucht unserer Liebe, und ich verspreche dir, dass es umgeben von der Liebe beider Eltern aufwachsen wird.« »Dann liebst du mich wirklich?« Er drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen und fuhr mit der Hand über ihre Brust und dann hinunter bis zu der leichten Rundung ihres Bauchs. Dort ließ er seine Hand ruhen. »Wie konntest du daran zweifeln, meine Liebste? Wir heiraten so schnell wie möglich.« Caroline schüttelte den Kopf. »Das wird dein Vater nie erlauben.« »Er wird«, erklärte Rodney. »Ich sorge dafür, dass er versteht, wie sehr wir einander lieben.« Doch seiner Stimme mangelte es an Überzeugungskraft, was Caroline durchaus nicht entging. »Du sagst das, was du hoffst, und nicht, was du wirklich glaubst.« »Ich sorge dafür, dass er uns seinen Segen gibt. Wenn es sein muss, bitte ich Con um Unterstützung. Mein Vater hält viel auf seine Meinung.« Caroline schüttelte wieder den Kopf, und in ihrer Rüge lag eine zarte Traurigkeit. »Du glaubst, Con Trevannick wird unser Fürsprecher sein? Oh, mein Liebster. Er ist dein Pflegebruder. Er wird nichts tun, was ihm die Gunst deines Vaters entziehen könnte.« »Warum sagst du so etwas?«, rief Rodney gequält aus. »Liebst du mich nicht mehr?« »Du weißt, dass das nicht so ist. Deine Frau zu sein würde mich zum glücklichsten Menschen in ganz Cornwall machen. Ich kann mir bloß nicht einreden, dass ich es je sein werde.« Er packte ihre Hände, und in seinem Blick lag ein feierliches Versprechen. »Wir werden heiraten, meine liebste Caroline. Selbst wenn wir durchbrennen müssen.« Mit diesem Versprechen musste Caroline sich für den Augenblick zufriedengeben. Sie wollte ihrem Liebsten verzweifelt glauben, konnte sich aber nicht davon überzeugen, dass alles gut werden würde. Wenn Rodney ihr die Treue brach, wenn er auf den Rat seines Vaters hörte, wollte sie sich lieber umbringen, als Schande über ihre Familie zu bringen.
3
I n der Annahme, nur ihre jüngere Schwester wüsste von den heimlichen Treffen mit Rodney und nur er allein wüsste um ihr anderes Geheimnis, dachte Caroline nicht an Joannas mütterliche Instinkte. Und so hatte sie nicht die leiseste Ahnung, was sie erwartete, als Joanna sie zwei Tage später bat, nach dem Abendessen einen Spaziergang mit ihr zu machen. Der Boden war nach dem Regen am Wochenende wieder getrocknet, doch die Wildblumen entlang der Klippe hatten ihre Frische verloren. Die beiden Frauen sprachen wenig und nur über Belanglosigkeiten, bis sie an den Rand der Klippe kamen, wo jemand eine schwere Bank aufgestellt hatte, auf die sie sich setzen konnten, um über das Meer zu schauen. Sie saßen schweigend eine Weile da und blickten beide aufs Meer hinaus, als Joanna das Wort ergriff. »Du bekommst ein Kind, nicht wahr?« Carolines einzige Antwort war, in Tränen auszubrechen. Joanna seufzte. »Wie weit bist du?« »Im zweiten Monat.« »Dann sag mir, mein Mädchen, warum du immer noch vorgibst, Tom nicht heiraten zu wollen. Dafür magst du ihn offensichtlich genug. Jetzt kannst du die Heirat nicht länger hinauszögern. Ich bitte deinen Pa, mit Tom zu sprechen und alle Vorkehrungen zu treffen.« »Nein!«, rief Caroline gequält. »Bitte nicht!« »Caroline?« Joanna packte ihre Tochter bei den Schultern, um ihr ins Gesicht zu sehen, denn sie begriff nicht, was der Grund für die Angst war, die sie darin sah. ?Was
Weitere Kostenlose Bücher