Land meiner Träume collin1
anerkennen können? Denk doch nur an den Kummer, den es Louise bereitet hätte, wenn sie erfahren hätte, dass ich mich einer anderen Frau zugewandt habe, während sie darum kämpfte, sich von Rodneys Geburt zu erholen.« »Wenn Caro ein Junge gewesen wär, hätt’st du das Kind gewollt.« »Du vergisst, dass ich bereits einen Sohn hatte.« »Und wenn’s umgekehrt gewesen wär? Wenn Louise dir eine Tochter und ich dir einen Sohn geschenkt hätte?« »Aber das hast du nicht.« »Nein, damals nicht. Ich hab dir zuerst eine Tochter geschenkt. Aber ich hab dir auch einen Sohn geschenkt.« Der Zweifel und der Schock in seiner Miene zauberten ein grimmiges Lächeln auf ihr Gesicht. »Ich verstehe dich nicht, Joanna. Wie kannst du einen Sohn von mir haben?« »Hast du das vergessen? Bedeute ich dir denn überhaupt nichts? Du bist zu mir gekommen, weißt du noch, nach Louises Tod. Hast du dir Hal nie genauer angeschaut? Trotz seiner dunklen Haare ähnelt er dir so sehr. Sähe man euch je zusammen, würde niemand daran zweifeln.« »Hal ist mein Sohn?« Er schüttelte den Kopf, als müsste er die Verwirrung abschütteln. »Warum hast du mir das nicht gesagt?« »Du hast deine Tochter verleugnet. Warum sollt ich dir deinen Sohn geben? Ich wollt einen guten Mann nicht für dich verlassen.« »Nein. Du hast es vorgezogen, bei einem Mann zu bleiben, den du nicht liebst.« »Ich respektier ihn, und das ist wichtiger als Liebe. Zweimal hat meine Liebe zu dir mich vom rechten Weg abgebracht. Beim ersten Mal bin ich bereitwillig deine Geliebte geworden. Doch du hast entschieden, mich anst?ndig zu verheiraten. Und nach Louises Tod hast du entschieden, ich sollte doch deine Geliebte werden. Du willst alles nach deinem Kopf, Phillip. Du scherst dich keinen Deut um die Gef?hle anderer. Und deswegen ist deine Tochter gestorben.? »Joanna.« Er hob die Hände, nur um sie wieder fallen zu lassen. »Was kann ich sagen? Ich habe dich stets geliebt.« In seinen Augen sah sie, dass er die Wahrheit sprach. »Und ich dich«, antwortete sie sanft, bevor sie sich wieder hinter ihren immer massiver werdenden Verteidigungswall zurückzog. »Meggan wird nicht ins Herrenhaus kommen, Phillip. Und wenn ich gleich zur Tür hinausgehe, wird es das letzte Mal gewesen sein, dass ich dich je aufsuche oder mit dir spreche.« Joanna wandte sich ab. Sie hatte alles gesagt, und jetzt war sie erschöpft. Mehr konnte sie nicht mehr ertragen. Ihre Hand lag auf dem Türknauf, da schloss sich Phillips Hand um ihre und drückte die Tür wieder zu. Seine Hand fuhr zu ihrer Schulter, um sie an sich zu ziehen. Seine Arme umschlangen sie, und er küsste sie mit der Leidenschaft, der sie nie hatte widerstehen können. Wenige kurze Augenblicke hielt Joanna sich stocksteif, bevor sie fand, sie könnte diese letzte Umarmung ruhig auch genießen. Es würde die letzte sein. Wenn sonst nichts, so hatte die Tragödie um Caroline und Rodney ihr die Kraft gegeben, ihre eigenen Begierden zu zügeln. Endlich ließ Phillip sie los. »Joanna?« Es war zugleich eine Frage und eine Bitte. Joanna schaute eine ganze Weile ruhig zu ihm auf. »Auf Wiedersehen, Phillip.« Dann öffnete sie die Tür, um von dem Mann wegzugehen, der ihr so viel Liebe geschenkt und zu viel Kummer bereitet hatte. Weder Joanna, die hoch erhobenen Hauptes davonging, noch Phillip, der ihr hinterherschaute, bemerkte Rodney, der die Halle weiter hinunter auf einem Stuhl zusammengesunken war. Phillip Tremayne starrte seinen Sohn an. Keiner sprach ein Wort, ihre Mienen waren beredt genug. Rodneys Blick war anklagend, untröstlich. Phillips verriet, auch wenn er sich dessen nicht bewusst war, mehr Gefühle, als sein Sohn je darin gesehen hatte. Die Konfrontation mit Joanna, gefolgt von der Offenbarung, dass sein Sohn alles mit angehört hatte, löste tief in seiner Brust einen stechenden Schmerz aus. Er war froh, dass Jenny noch in London war und von alldem hier nichts mitbekam. Er wusste nicht, was er zu seinem Sohn sagen sollte. Als das Schweigen zwischen ihnen sich über eine ganze Minute ausgedehnt hatte, ergriff Rodney das Wort. Er sprach gequält, gebrochen; Zorn und Kummer erstickten seine Stimme. »Ihr hättet mir die Wahrheit sagen können.« Phillip, der unter großen Qualen nachträglich einräumte, wie schlecht er mit der ganzen Angelegenheit umgegangen war, schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Ich wünschte jetzt, ich hätte.« »Jetzt, wo Eure Sünde aufgedeckt wurde.« Bei diesen harschen Worten seines
Weitere Kostenlose Bücher