Land meiner Träume collin1
gestellt, dass sie im Notfall rasch und entschlossen handelt. Wir betrachten es auch als Vorteil, dass Sie in Burra leben. Meggan könnte ihre Familie regelmäßig besuchen. Und ihre Familie wäre auf Grasslands jederzeit willkommen.« Es blieben nur noch die Fragen von Entlohnung und Bedingungen. Obwohl Meggan noch nicht ganz fünfzehn war, würde sie das Gehalt einer Erwachsenen von achtzehn Pfund pro Jahr und ihre Verpflegung bekommen. Ihre Pflichten würden darin bestehen, sich um die Zwillinge zu kümmern und gelegentlich im Haushalt zu helfen. Jeden zweiten Sonntag sollte sie frei haben, um ihre Familie zu besuchen. »Meine Frau hat sehr viel in der Milchküche zu tun. Wir halten sowohl Kühe als auch Ziegen, um Käse zu machen. Mrs. Heilbuth stammt aus einer Familie exzellenter Käsemacher.« »Grasslands Cheese«, erklärte Joanna. »Den habe ich in dem Laden in Kooringa schon oft gekauft.« »Nun, Meggan.« Henry wandte sich an seine Tochter. »Was meinst du?« »Ich würde die Stellung gerne antreten.« Sie sah wiederum ihren neuen Dienstherrn an. »Wann soll ich anfangen, Mr. Heilbuth?« »Ich kehre heute Abend nach Hause zurück. Könnte Meggan am Samstag fertig sein?«, fragte er Joanna. »Dann würde ich Mrs. Heilbuth und die Zwillinge mitbringen, sodass Sie sich alle kennenlernen können.« So wurde es verabredet. Und am Samstag darauf begann eine neue Phase in Meggans Leben.
6
M eggan! Meggan, meine Liebe.« Mrs. Heilbuth, deren rundes, hausbackenes Gesicht ganz rot war und in deren Augen das Funkeln unterdrückter Aufregung stand, stürzte in das kleine Hinterzimmer, wo Meggan den Zwillingen Unterricht erteilte. »Was ist, Mrs. Heilbuth?«, fragte Meggan. Auch die Kinder starrten ihre Mutter an, die ihnen abwesend ein Lächeln schenkte. »Mr. Heilbuth ist gerade aus Adelaide zurückgekehrt. Er hat zwei Besucher mitgebracht.« »Wie schön für Sie.« Grasslands lag rund hundert Meilen und eine Zweitagesreise von Adelaide entfernt, und Besucher waren auf der Schaffarm der Heilbuths stets willkommen. »Ich soll Ihnen wohl heute Abend etwas vorsingen.« Meggan sagte dies mit einem Lächeln. In den vier Jahren, da sie bei den Heilbuths war, gewährte ihr die Unterhaltung von Besuchern ebenso viel Freude wie ihren Zuhörern. »Ja, ja. Aber, oh, meine Liebe, es ist so aufregend.« Mrs. Heilbuth drückte wie ein Kind, das ein wunderbares Geheimnis in Händen hält, eine Hand auf die Brust. »Unsere Besucher kommen aus derselben Gegend von Cornwall wie Sie und glauben, dass Sie sie kennen.« Meggan zog vor Schock zischend den Atem ein. Besucher aus Cornwall? Wen aus Pengelly kannte sie, der bei den Heilbuths zu Besuch weilen könnte? Bergleute wohl kaum, aber vielleicht Dr. Gribble mit seiner Frau oder sogar der Geistliche von Pengelly, derjenige, der sich geweigert hatte, Caroline in geweihter Erde zu beerdigen. Wer auch immer sie waren, Meggan wollte sie nicht hierhaben, so nah bei ihrer Familie in Burra. ?Wer sind diese G?ste?? »Wenn ich Ihnen ihre Namen verrate, verderbe ich Ihnen die Überraschung. Jetzt kommen Sie mit, meine Liebe, und lernen Sie sie kennen.« »Ich …« Meggan schaute an sich hinunter. Die Kinder hatten mit Wasserfarben gemalt, und einige farbige Streifen hatten den Weg von Barneys Pinsel auf die Ärmel ihres Kleids gefunden. Da sie aus Erfahrung wusste, dass Barney seine Farben großzügig verteilte, trug sie eins ihrer alten Kleider, ein blau geblümtes Musselinkleid, das am Saum ein wenig fleckig war und am Kragen geflickt. »Ich sollte mich umziehen. Ich bin nicht angemessen gekleidet, um Besucher zu empfangen.« »Reden Sie keinen Unsinn. Natürlich sind Sie gut gekleidet. Sie wissen ganz genau, dass wir hier draußen nichts auf Förmlichkeiten geben. Sie sehen immer bezaubernd aus, egal was Sie tragen.« Meggan machte den Mund auf, um noch etwas zu sagen, doch Mrs. Heilbuth hatte sich schon an ihre interessiert lauschenden Kinder gewandt: »Barney, du und Sarah könnt in die Küche gehen und Cookie bitten, euch etwas zu essen zu geben. Und macht keine Dummheiten.« Meggan machte den Mund wieder zu, während die Zwillinge flink die Stühle zurückschoben, um eilig in der Küche zu verschwinden. Da also sämtlichen Einwänden widersprochen worden war, strich sie ihren Rock glatt, steckte mit nervösen Fingern ein paar lose Haarsträhnen fest und folgte Mrs. Heilbuth. Statt durch das Haus zu gehen, ging Mrs. Heilbuth über die seitliche Veranda, zu der sich zuerst das
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