Land meiner Träume collin1
gemütliche Rundlichkeit besitzen müssen wie Mrs. Heilbuth. Doch stattdessen war sie groß und schlank und erinnerte äußerlich eher an eine Lehrerin denn an eine Köchin auf einer Farm. Sie war Mitte vierzig und kinderlos, was ihren Mann, einen Schäfer, ebenso schmerzte wie sie selbst, und sie liebte die Zwillinge abgöttisch. Die beiden hielten Cookie – nach Meggan – für »den bestesten Menschen auf der ganzen Welt«. »Wir haben Besuch«, verkündete Barney in der Annahme, Cookie müsse informiert werden. »Ich weiß, kleiner Mister Barney. Auch aus Cornwall, wie man hört.« »Meggan kennt sie.« »Tatsächlich?« Cookie drehte sich mit überraschter Miene um. »Cornwall ist nicht sehr groß«, sagte Meggan. Cookie war im Outback von Neusüdwales geboren und aufgewachsen und konnte sich kein Land vorstellen, wo man leicht von einem Dorf zum nächsten spazieren konnte. »Mir ist zu Ohren gekommen, es sind Angehörige der Gentry?« »Ja.« »Oh, ich wollte Sie nicht kränken, Meggan, meine Liebe. Ich habe immer gehört, dass der Standesunterschied zwischen Gentry und gewöhnlichen Menschen in England viel größer sei als in den Kolonien.« »Das stimmt.« Meggan unterbrach sich, kam dann aber zu dem Schluss, dass Cookie eine befriedigendere Antwort verdient hatte. ?Miss Tremaynes Vater ist der Besitzer der Grube, in der meine Familie gearbeitet hat.? »Sie waren sicher überrascht, sie hier zu sehen.« »Allerdings.« »Und Mrs. Heilbuth hat Sie hinzugeholt, sobald sie ankamen. War Ihre Familie in Cornwall gut mit ihnen bekannt?« »Nicht mehr als die meisten anderen im Dorf.« Bitte, hör auf, Fragen zu stellen, flehte Meggan im Geiste. »Barney, halt deine Gabel anständig.« »So, Meggan?«, fragte Sarah. »Ja. Ja, genau so, Barney.« »Tut mir leid, Meggan, hab’s vergessen.« Seliges Schweigen für eine kurze Minute, bevor Barney wieder das Wort ergriff. »Cookie, wissen Sie, wie man einen Welpenjungen von einem Welpenmädchen unterscheidet?« »Barney!« Cookie kicherte. »Schon gut, Meggan. Er war immer schon wissbegierig.« »Was bedeutet ›wissierig‹?« »Es bedeutet, dass du zu viele Fragen stellst«, antwortete Meggan. »Und jetzt sei still und iss.« Der Junge verzog das Gesicht, senkte den Blick auf seinen Teller und legte die Hände mit Messer und Gabel darin links und rechts vom Teller ab. Sarah beobachtete ihren Bruder. »Barney weint gleich.« Das hatte Meggan auch schon bemerkt. »Was ist los, Barney?« »Sie finden, ich bin ungezogen«, antwortete der Junge mit einem Schniefen. »Das habe ich nicht gesagt.« »Sie haben gesagt, ich würde zu viele Fragen stellen. Das haben Sie gesagt, als wir mit den Welpen gespielt haben.« »Oh, Barney, das sollte aber nicht heißen, dass du ungezogen bist.« »Und warum ist es falsch, Fragen zu stellen?« »Du kannst so viele Fragen stellen, wie du willst, Barney. Aber manchmal wissen die Erwachsenen auch nicht alle Antworten.« »Ich wette, Mr. Tvannick weiß sie.« »Dann habt ihr die Besucher schon kennengelernt.« Cookie fand, es sei an der Zeit, sich einzumischen. Meggan wirkte schon ein wenig entnervt, und der junge Barney konnte, das wusste sie nur zu gut, so eine »Warum«-und-»Warum nicht«-Diskussion endlos fortführen. Barney strahlte sofort. »Mr. Tvannick hat mir gezeigt, wie man einen Welpenjungen von einem Welpenmädchen unterscheidet.« »Also, ist das nicht toll?« Cookie strahlte. »Aber ich weiß es nicht«, beschwerte sich Sarah. »Mädchen brauchen das nicht zu wissen«, erklärte Barney seiner Schwester mit der Überlegenheit dessen, der männlichen Geschlechts ist und zehn Minuten älter. »Warum nicht?« Meggan seufzte. Cookie kicherte. »Ich denke«, sagte Meggan, »das war jetzt genug über Welpen. Und jetzt seid ihr beide still und esst euer Mittagessen.« Meggans Tonfall duldete keinen Widerspruch, und die Zwillinge taten, wie ihnen geheißen. Als sie fertig waren, fragten sie, ob sie vom Tisch aufstehen könnten. Meggan wusste, dass sie direkt zu den Welpen laufen würden. Cookie und sie konnten jetzt in Ruhe noch eine Tasse Tee trinken, bevor die letzten Vorbereitungen für das Mittagessen der Heilbuths und ihrer Gäste anstanden. »Sie sind heute nicht ganz Sie selbst«, bemerkte Cookie, als sie den Tee einschenkte. Meggan seufzte. »Stimmt.« »Das sind natürlich die Besucher.« »Ja. Es war ein ganz schöner Schock.« »Sie sagten, Sie kennen sie?« »Miss Tremayne bin ich noch nie begegnet. Und Mr. Trevannick
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