Land meiner Träume collin1
Augenblick, als ihre Hand die Dose mit dem Geld berührte, kenterte der Hocker. Milly stürzte, den kostbaren Schatz fest an die Brust gedrückt, seitwärts gegen die Wand. Das Wasser reichte ihr jetzt bis zur Hüfte. Es schwappte über den Tisch, und mit einem leisen Zischen ging die Lampe aus und ließ sie im Dunkeln. Milly schrie. Sie schrie ein zweites Mal, als sie spürte, dass sich neben ihr etwas bewegte, und schluchzte erleichtert auf, als sie Toms Stimme hörte. »Tom. Tom.« Sie war so erleichtert, dass sie sich ihm in die Arme geworfen hätte, wäre das machbar gewesen. Ihr Mann packte sie am Arm und drängte sie, sich zu beeilen. Bald waren sie aus der Hütte und mühten sich durch das immer weiter steigende Wasser dahin, wo Stufen in die Böschung gehauen worden waren. Draußen vor der Hütte gab es etwas Licht, es war nicht vollkommen dunkel. Tom sah die Dose, die Milly mit der freien Hand gepackt hielt. Ohne sie zu fragen, begriff er, was darin war. Er wurde von einer mörderischen Wut gepackt. Eine richtige Hure, die Geld für ihre Dienste nahm. Der Drang, sie unter Wasser zu stoßen und sie unten zu halten, bis sie nicht mehr atmete, war groß. Sie hatte ihn mehr zum Narren gemacht, als er hinnehmen konnte. Nur die Tatsache, dass um ihn herum noch andere durchs Wasser wankten, ließ ihn vorsichtig sein. An den Stufen stolperte Milly, denn der tropfnasse Stoff ihres Nachthemds, das ihr an den Beinen klebte, zog sie nieder. Tom hatte keine Schwierigkeiten. Er krabbelte aus dem Wasser und streckte die Hand nach ihr aus, um sie hinaufzuziehen. »Gib mir die Dose«, rief er. »Nein.« »Gib sie mir, du dummes Flittchen. Ich kann dich nicht mit einer Hand hochziehen.« Ich geb sie ihm nicht, dachte Milly. Tom soll mein Silber nicht haben. Sie scharrte mit den Füßen, um unter dem Wasser einen sicheren Stand zu finden. Doch ihre F??e glitten im Schlamm aus, und sie sp?rte das Ziehen der Str?mung an den Beinen. »Tom!«, schrie sie voller Panik. »Die Dose, Milly. Gib sie mir, damit ich dich mit beiden Händen ziehen kann.« Die Angst vor dem Ertrinken war größer, und Milly reichte ihm die Dose hinauf. Doch Tom stellte sie nicht zur Seite. Und er griff auch nicht nach Millys anderer Hand. Er spürte, wie das Wasser an Milly zerrte. Ganz langsam ließ er ihre Hand aus seinem Griff gleiten. Sie schrie seinen Namen, bevor sie weggewirbelt wurde. Sie schrie noch, als das Wasser sie flussabwärts trug. Will sah, wie Tom Millys Hand losließ, doch er war zu weit weg, um zu helfen. Er lief am Ufer entlang und rief nach ihr. Er beschwor sie, sie solle versuchen, den Rand zu erreichen und sich an irgendetwas festhalten, um sich über Wasser zu halten. Doch Milly konnte nicht schwimmen. Und sie bekam auch nichts zu packen, was sie hätte retten können. Als etwas gegen ihren Körper schlug, wurde sie nach unten gezogen, kam hektisch plantschend wieder hoch, um noch einmal unterzugehen. Als das Wasser sich zum zweiten Mal über ihrem Kopf schloss, wusste sie, dass sie nie nach Sydney gehen und die hübschen Kleider aus ihren Tagträumen tragen würde. Das große Durcheinander aus Habseligkeiten entlang der Böschung behinderte Will, und die Flut trug Milly rasch außer Sichtweite. Als er sie nicht mehr sehen konnte, blieb er stehen, stützte die Hände auf die Knie und japste vor Anstrengung und Schmerz. Er hatte Milly Roberts nicht gemocht, doch ein solches Schicksal wünschte er keinem Menschen. Er fand Tom noch an den Stufen, wo Milly abgetrieben worden war. »Es tut mir wirklich leid, Tom. Ich konnte sie nicht retten.« Tom nickte nur. Will dachte, er sei starr vor Schock und Trauer. »Komm, Tom. Komm mit mir heim. Du kannst jetzt nichts mehr tun.« »Nein«, stimmte Tom ihm zu. »Ich hab alles verloren.« Alles, außer Millys Silberschatz. Er war ein Idiot gewesen, dass er nicht gemerkt hatte, was sie trieb. Wenn sie sich gestritten hatten, hatte sie ihm manchmal erklärt, sie werde ihn verlassen. Er hatte sie ausgelacht, doch sie hatte die ganze Zeit die Silbermünzen gespart. Nun, das Geld gehörte jetzt ihm, und die verlogene Hure war er für immer los. Die Familie Collins nahm ihn, schockiert über die Tragödie, bereitwillig auf. Henry packte ihn an der Schulter. »Wir sind alle sehr traurig für dich, Tom. Bleib nur hier, so lange du musst.« Tom schüttelte den Kopf, als wäre er bestürzt. »Ich hatte sie fast gerettet.« »Du hast es versucht, Tom. Ich hab dich gesehen«, versuchte Will ihn zu
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