Land meiner Träume collin1
und alles, was weggeweht werden konnte, in Sicherheit gebracht. Mehr als zwei Stunden, nachdem sich die Wolken im Südosten zusammengeballt hatten, war die Stadt eingehüllt in eine unheimliche, schaurige Dunkelheit. Im Cottage der Familie Collins machte Joanna sich daran, die Lampen anzuzünden. Der Wind wurde lauter. »Es ist da«, schrie Will, und die Worte waren kaum aus seinem Mund, da krachte ein fürchterlicher Donnerknall, und beide Männer st?rzten ins Cottage. Nachbeben ersch?tterten das Haus, und auf den Schrankbrettern klapperte das gute Porzellan. »Mein Gott«, schrie Henry, »das war direkt über uns.« Joanna drückte mit angstvoll aufgerissenen Augen beide Hände ans Herz. »Ich spüre es bis ins Mark.« Ein zweites Geräusch setzte unmittelbar ein, wie das eines riesigen Wasserfalls, der vom Himmel stürzte. Will lief ans Fenster. »Eine Sintflut. Es gießt in Strömen.« »Und das Geräusch?« »Hagel, Ma. Komm und schau’s dir an. Hagelkörner so groß wie Orangen.« Sie drängten sich am Fenster zusammen, um ehrfürchtig zuzuschauen. Doch als ein Hagelkorn an die Fensterscheibe schlug, scheuchte Henry seine Familie vom Fenster weg. »Keiner von uns will so nah dran sein, wenn der Hagel eine Scheibe einschlägt.« Der Hagel dauerte nur wenige Minuten. Der Regen griff nicht ganz so wütend an. »Ich glaube, es lässt langsam nach«, bemerkte Will. Er ging wieder ans Fenster. »Und das Gewitter zieht von der Grube weg.« »In welche Richtung, Sohn?« Will verrenkte den Kopf, um gen Himmel zu schauen. »Schwer zu sagen, Pa. Über die Stadt, glaube ich.« »Wenn die Stadt so viel Regen abkriegt, gibt es sicher eine plötzliche Überschwemmung.« »Bei dem ganzen Wasser ist die Grube bestimmt auch überschwemmt.« Keine zehn Minuten, nachdem Will dies gesagt hatte, klopfte es an der Tür. Henry öffnete, und vor ihm stand einer der Stallburschen aus der Grube. »Käpt’n Roach schickt mich, Sie zu holen, Käpt’n Collins. Sie und Ihre Jungen. Das Wasser flutet die Erzsohlen. Ich soll noch mehr Männer aus der Stadt holen.« Sämtliche Senken und Mulden auf dem Grubengelände waren mit Wasser gefüllt. Winzige Bäche flossen in alle Vertiefungen. Ein breiter Strom fegte über die Erzaufbereitungsfläche und drohte, das kostbare Erz wegzuschwemmen. Die Männer arbeiteten hart, hoben Gräben aus, um das Wasser abzuleiten, karrten Steine und Holz herum, um Flutsperren zu bauen. An allen Schachtzugängen arbeiteten Männer, um zu verhindern, dass das Wasser in die Schächte lief. Das Wasser war eigentlich nicht das Problem, denn in der Mine in Burra gab es große Wasserzuläufe, und die große Pumpe arbeitete ununterbrochen, um die Strossen trocken zu halten. Die Gefahr lag in der Gewalt des Wassers und der Trümmer, die es mitschwemmte. Grubenleitern konnten abrutschen, die Schachtwände konnten instabil werden und bröckeln. Auch Tom Roberts war unter denen, die herbeigeeilt waren, um in der Grube zu helfen. »Was gibt’s aus der Stadt, Tom?«, fragte Will. »Die Commercial Road ist wie ein Fluss. Am unteren Ende ist das Wasser direkt durch einige Cottages und Geschäfte gelaufen.« »Und deine Hütte? Solltest du nicht dort sein?« »Wenn es eine Überschwemmung gibt, dann nur am unteren Ende in der Nähe des Burra Creek. Die Hütten im oberen Bereich des Zuflusses sind sicher.« »Der Regen zieht bald vorüber«, erklärte ein anderer Mann. »Seht ihr, wie schnell er über die Grube wegzieht?« Doch über die Siedlung zog das Unwetter nur langsam hinweg. Auch als der schlimme Donner sich gelegt hatte und die Blitze nachgelassen hatten, fiel weiterhin schwerer Regen. Männer, die aus der Stadt gekommen waren, um an der Grube zu helfen, eilten zurück nach Hause. Gegen halb zehn kamen mehrere wieder zurück. »Wir brauchen Hilfe, Captain Roach. Die Stadt ist überschwemmt. Wir brauchen Pferde und Karren, um die M?bel aus den H?usern zu holen. Ladenbesitzer wollen ihre Waren in Sicherheit bringen.? Roach reagierte sofort. Innerhalb kürzester Zeit eilte er mit sechs leeren Hunten in die Stadt. Mit ihm gingen sowohl Will als auch Tom. Henry, Hal und Tommy arbeiteten weiter in der Grube. Als sie die Stadt erreichten, boten sich ihnen Szenen des Chaos und der Verwüstung. Die Erdhütten, erst vor zwei Wochen überschwemmt, waren bereits wieder überflutet. Obwohl das Unwetter nach Nordwesten zu ziehen schien, machte sich niemand Hoffnung, dass das Wasser mit dem abziehenden Unwetter sinken würde, denn es
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