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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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erhob sich von seinem Stuhl, holte aus und verpasste seinem Sohn eine schallende Ohrfeige.
    Ralf starrte seinen Vater so verdattert an, dass er fast vergaß, wie sehr seine Wange schmerzte. Auch Vera starrte. Und Moritz, der wohl am meisten erschrocken war über diesen Schlag, blieb ebenfalls starr.
    Moritz auf dem roten Mofa. Er kommt bei der Schranke an, er muss vom Mofa steigen, es zur Seite kippen, muss unter der Schranke durchkriechen, muss das rote Gefährt dabei neben sich herschleifen. Kieselsteine zerkratzen den roten Lack. Den Helm schmeißt Moritz in die Wiese, er sitzt wieder auf, gibt Gas, fährt bergan.
    Ralf stand von seinem Stuhl auf, bemühte sich, dass dieser dabei umfiel, das polternde Geräusch gab ihm die nötige Kraft, Moritz gerade in die Augen zu schauen.
    Moritz: »Ich wollte dich nicht schlagen, es tut mir leid.«
    Ralf: »Arschloch!«
    Schon wieder wurde Moritz rot vor Wut, aber diesmal konnte er sich beherrschen: »Ich habe gesagt, dass es mir leid tut!«
    Ralf verließ die Küche, Vera folgte ihm: »Er hat sich entschuldigt …« Dabei warf sie Moritz einen Blick zu, der klarmachen sollte, dass es damit nicht getan sein würde. »Und Fabian geht es bestimmt gut.«
    »Immer geht es nur um Fabian«, murmelte Ralf, Vera begleitete ihn ins Bett, Moritz folgte den beiden mit etwas Abstand.
    Wie ein kleines Kind deckte Vera Ralf zu: »Jetzt schlaf einfach, ja?! Morgen schauen wir weiter.«
    Moritz stand im Türrahmen. Noch nie hatte er eins seiner Kinder geschlagen, es tat ihm unermesslich leid und dennoch war nichts von seiner Wut verflogen. Er schaute zum Fenster, die ersten Anzeichen von Morgendämmerung. Vera schob ihn von seinem Platz, schloss die Tür von Ralfs Zimmer, flüsterte scharf: »Was ist mit dir?!«
    Im dunklen Flur standen sie voreinander, Moritz’ Kopfschütteln war nur zu erahnen: »Warum reden immer alle bloß vom Wegziehen?«
    Vera: »Wer sind alle?«
    Moritz überhörte ihre Frage, setzte nach kurzem Schweigen ein letztes Mal an: »Würde Wegziehen irgendetwas ändern?«
    Die Antwort blieb aus, denn nun öffnete sich auch Adas Tür, nur ihre Umrisse waren zu sehen, als sie auf der Schwelle stehen blieb.
    »Es ist alles in Ordnung, Ada, leg dich wieder hin.«
    »Es geht nicht«, sagte Ada.
    »Doch, Ada, das muss jetzt sein«, antworte Moritz tonlos. Aber Ada bestand darauf, dass es nicht ginge, und erst als Vera sie hochheben und zurück ins Zimmer tragen wollte, wurde klar, dass sie recht hatte. Wie so oft in letzter Zeit hatte sie ins Bett gemacht.
    Moritz auf dem roten Mofa. Der Motor röhrt, der Weg wird schon kurz nach der Schranke steiler, das Mofa erst langsamer, dann drehen die Räder im Kies.
    Moritz stemmt die Füße gegen den Boden, stößt das Fahrzeug nach vorn, die Räder finden wieder Halt, in Schlangenlinien geht die Fahrt weiter.
    Vera zerrte das Bettzeug von der Matratze, wies Moritz an, diese umzudrehen. Und er solle Ada das Nachthemd ausziehen und sie kurz unter die Dusche stellen. Moritz schaute wieder nach draußen: Ja, das war definitiv die Dämmerung, die aufzog.
    »Hast du eigentlich die Polizei angerufen?«, sagte Vera, mehr als Vorwurf denn als Frage. Moritz blieb regungslos neben der nassen Matratze stehen, entgegnete dann ebenso unvermittelt, ob der Mofaschlüssel eigentlich stecke.
    »Wieso?«
    Moritz wandte sich zu Ada, die bewegungslos in der kleinen Kammer stand: »Also gut, her mit dem Nachthemd.«
    Ada begann zu wimmern, wehrte sich, als Moritz ihr das Hemd über den Kopf ziehen wollte: »Jetzt tu nicht schwierig!«, brüllte Moritz unvermittelt. Ada wich zurück, Vera ging dazwischen: »Willst du sie nun auch noch schlagen oder was?«
    Moritz atmete durch, wusste nichts zu entgegnen, drehte sich zur Matratze, hebelte sie mit einem entschlossenen Schwung hoch, wendete sie und ließ sie aufs Bettgestell fallen. Er verließ das Kinderzimmer.
    »Was hast du vor?«, rief ihm Vera nach.
    »Fabian suchen«, sagte Moritz, fast zu leise, fast schon bei der Treppe.
    Bevor er die Haustür hinter sich schloss, hörte er noch Veras Rufen: »Warum willst du immer alles allein durchziehen?! Ich dachte, wir sind ein Team!«
    Moritz auf dem roten Mofa, den Gashebel am Anschlag, die Geschwindigkeit bei der Steigung allerdings höchstens Schritttempo. Es war eine Scheißidee, sich auf dieses Wrack zu verlassen, der Motor dröhnt wie ein Vollprofi, die Wirkung ist kaum sichtbar, bald reißt noch die Kette. Moritz versucht, mit den Füßen nachzuhelfen,

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