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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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sanfter vor, als er gedacht hätte, in seiner Erinnerung war sie knochiger, war sie zerbrechlicher. Es wird an ihrem Gesicht liegen, das kindlich wirkt, das wirkt, als gehöre es zu einem kleinen und dünnen Wesen. Und Moritz muss es sich anschauen, dieses Gesicht. Von Anfang an hat es ihm gefallen, hier im Halbdunkel kann er es endlich be„trachten, die Augen, die jetzt schwarz aussehen, die kurzen Wimpern, die wohl blond wären, die schwarze Wimperntusche, die eingetrocknet ist, die Bröckchen von eingetrockneter Wimperntusche zwischen den Wimpern. Die kleine Nase, die Nasenspitze rund, auf dem Nasenrücken vereinzelte Sommersprossen, jetzt im Sommer oder jetzt von nahem betrachtet.
    »Alles wird gut«, sagt Christine jetzt doch. Sie hat diesen Satz oft gehört und selten gesagt, sie schaut Moritz an, Moritz sieht verstört aus, Moritz betrachtet sie starr, sagt nichts, Christine fährt ihm tröstend übers Gesicht.
    Christines Hand, die sich sanft anfühlt auf Moritz’ Wange. Christines Mund, rot, im ansonsten schwarz-weißen Gesicht, die Wölbung der Oberlippe, der kleine Spalt zwischen Ober- und Unterlippe, das kleine bisschen Weiß der Schneidezähne. Moritz’ Hand, die nach diesen Lippen tastet, die diesen Lippen entlangfährt. Dieser unscheinbare, winzige Punkt über der linken Oberlippe, Moritz hat ihn noch nie bemerkt, jetzt kann er sich nicht vorstellen, wie er zu übersehen war. Er tastet nach diesem Punkt, Christines Mund öffnet sich, Christine macht einen tiefen Atemzug, Christines Lippen pressen sich aufeinander, Christine atmet gepresst und durch die Nase aus.
    Moritz drückt diesen Körper an sich, die Linke umfasst die Taille, die Rechte wandert erst zur Stelle neben dem Schulterblatt und dann von da aus zum Arm, auch dieser fühlt sich sanft an, fließend, Moritz muss an Vera denken, muss vergleichen. Hier: Veras Schulter wäre etwas breiter, wäre kantiger. Da: Veras Rippenbogen wäre zu spüren. Moritz tastet diesen Körper ab, bis die Hand sich nicht mehr zufrieden gibt, über den Baumwollstoff zu fahren, bis die rechte erst die langen Ärmel nach hinten schiebt, um erst das Handgelenk zu umfassen, dann die Elle hoch, um schließlich beim Oberarm zu landen, während auch die linke Haut spüren will, sich unter den Stoff wühlt, erst den Hosenbund und dann Rückenwirbel findet, sich weiter nach oben bewegt, bis endlich auch Christines Hände in Bewegung geraten.
    Eine Frau, ein Mann, draußen in der Dunkelheit, die Hosenbeine angestrahlt vom Standlicht, die Gesichter spärlich beleuchtet vom Licht aus dem Wageninneren.
    Eine Frau, ein Mann. Und Hände, die sich an Knöpfen und Reißverschlüssen zu schaffen machen. Eine Frauenjacke, die auf die Kühlerhaube fällt.
    Eine Frau, ein Mann. Der Mann hilft der Frau aus der Jeans, muss ihr dazu die Schuhe ausziehen, sie bleibt barfuß und in Unterhose in der Dunkelheit, der Mann tastet Frauenbeine hoch, Männerhände auf dem Frauenhintern und die Überlegung, wo man sich hinbewegen soll, und der Gedanke, dass die Hose diesen Hintern kompakter und gespannter wirken ließ, der Gedanke an eine andere Frau, die anders gebaut ist, die Hände, die sich über das neue Gefühl freuen.
    Eine Frau, ein Mann. Frauenhände am Männernacken, das Gesicht des Mannes, das sich in der Kuhle zwischen Hals und Schulter der Frau vergräbt, in diesen sanften Geruch, wie frisch gewaschen.
    Eine Frau, ein Mann, da draußen im Dunkeln, eine Frau, ein Mann, da an die Kühlerhaube gelehnt. Eine Frau, ein Mann, und dass die Frau »Komm« flüstert und dass es dem Mann klischiert vorkommt. Dass er sich von dieser Frau in Hemd und Unterhose nicht von diesem Auto wegziehen lassen möchte, denn jeder Schritt könnte das Nachdenken begünstigen. Er will kein Nachdenken, will keinen Bruch, will hierbleiben und folgt dann doch. Im Weggehen greift sie sich ihre Jacke, sie wird als Unterlage dienen, wenn man hier irgendwo ein Stückchen Böschung gefunden hat, das sich nicht bloß nach Geröll anfühlt.
    Christine zieht Moritz hinter sich her, sie versucht, diesen Ort und diesen Zeitpunkt nicht unmöglich zu finden, sie fragt im Gehen leise: »Willst du das?« Und meint nicht sich damit.
    Eine Frau, ein Mann, hier, wo der Untergrund weich ist und trocken, wo es nicht ganz so dunkel ist, vielleicht, weil sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, vielleicht auch, weil das Standlicht vom Felsbrocken reflektiert und hierhergeworfen wird. Weit ist man nicht gekommen. Felsbrocken

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