Landkarten des Lebens
Naaman, dem Syrer? Naaman war ein Hauptmann unter König Ben Hadad. Von ihm wird im Alten Testament im Buch der Könige erzählt. Naaman hatte Lepra. Die jüdische Sklavin seiner Frau berichtete ihm von einem Propheten in ihrer Heimat, der Naaman heilen könne, also reiste Naa man dorthin. Beim Propheten Elischa angekommen hörte Naaman, dass er sich siebenmal im Jordan waschen solle, dann sei er geheilt. Naaman, der aufwendige Prozeduren erwartet hatte und nicht glauben konnte, dass seine Krankheit so einfach geheilt werden könnte, rüstete sich unverrichteter Dinge wieder zur Heimreise. Seine Knechte redeten ihm allerdings so lange zu, bis er dann doch siebenmal im Jordan untertauchte. Sein Aussatz verschwand, er war geheilt – und bekehrte sich zum Gott des Prophet en Elischa.
Naaman war in der Sackgasse seines Stolzes gefangen. Er war nicht von äußeren Ereignissen blockiert, sondern allein durch sein Denken. So eine einfache Lösung für sein großes Problem, das konnte doch gar nicht sein! Erst als ihm aber andere Menschen ermöglichten, seinen Tunnelblick aufzugeben und der Sackgasse, in der er sich befand, einfach den Rücken zu kehren und etwas anderes auszuprobieren, bekam er das, was er sich so lange ersehnt hatte: Heilung und Gesundheit.
Feiern Sie Ihre Grenzen!
Mauern und Sackgassen setzen unserem Lebensweg Grenzen. Das ist oftmals schmerzlich, muss es aber nicht sein. Wir können sie auch als natürliche Grenzen akzeptieren, als Botschaft Gottes, der uns sagt: Hier geht es nicht weiter, nimm einen anderen Weg. Dazu fällt mir die Geschichte von zwei Freunden ein. Ich kenne die beiden schon lange, sie sind Geschäftspartner von mir. Die beiden wiederum kennen sich noch viel länger, denn sie spielten schon im Sandkasten miteinander. Beruflich schlugen sie eine ähnliche Richtung ein, und vor 15 Jahren machten sie sich gemeinsam mit einer Werbeagentur selbstständig. Damit sind sie extrem erfolgreich. Die beiden haben ganz unterschiedliche Naturelle: Der eine ist kommunikativ sehr kompetent, künstlerisch veranlagt, empathisch, er kann außergewöhnlich gut mit den Agenturkunden kommunizieren, sucht und findet immer die besten Lösungen für sie. Sein Freund und Geschäftspartner ist dagegen ein zielorientierter, dominanter Pionier, der gerne riesengroße Herausforderungen anpackt. Zusammen sind sie ein geniales Gespann – beide gehen nach vorne, der eine mit Herz und Empathie, der andere mit dem Kopf und klaren Zielvorgaben, der eine ist für den kreativen Workflow, für die Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern zuständig, der andere für schwierige Entscheidungen wie zum Beispiel Personalentlassungen.
Vor nicht allzu langer Zeit entschied sich der dominante Partner von heute auf morgen dafür, aus dem gemeinsamen Unternehmen auszusteigen. Er war noch einmal Vater geworden, die Prioritäten in seinem Leben hatten sich verschoben. Sein Partner wollte das Unternehmen zunächst alleine weiterführen, überlegte es sich dann aber anders. Denn er hatte gemerkt, dass dies sein eigenes Maß überstiegen und nicht seiner Berufung entsprochen hätte. Schließlich konnte er mit seinen Fähigkeiten nur einen Teil dessen abdecken, was für die Führung eines so komplexen und großen Unternehmens nötig gewesen wäre. So kommt es, dass nun beide ihre Firmenanteile verkaufen. Ich halte diese Entscheidung für sehr weise. Sie ist gesund und zeigt mir, dass beide Partner achtsam mit sich umgehen und ihre eigenen Grenzen respektieren – mehr noch: Sie feiern diese Grenzen! Sie sind selbstbewusst. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen gerade an der Stelle des kommunikativen, kreativen Inhabers in die Falle gelaufen wären, das Unternehmen alleine zu übernehmen – schließlich ist es ein beachtlicher Zuwachs an Macht, Einfluss und Prestige, den er als alleiniger Inhaber eines florierenden Unternehmens hätte verbuchen können. Doch er hätte sich mit großer Sicherheit anschließend in Ansprüchen und Erwartungen verstrickt und wäre schließlich gescheitert. Und so hat er diese Mauer, die sich da auf einmal vor ihm auftürmte als das akzeptiert, was sie ist: eine natürliche Grenze, die seinem Weg Einhalt gebot. Er ist der Held seiner eigenen Geschichte geblieben und hat sich nicht in Abhängigkeiten verstrickt.
Wenn Menschen in solche Fallen tappen, wie ich sie eben geschildert habe, wenn sie sich verstricken, begeben sie sich unter ein Joch. Sie unterschreiben Vereinbarungen, Verträge und müssen
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