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Landkarten des Lebens

Landkarten des Lebens

Titel: Landkarten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Gundula u Waelde Gause
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dann den Karren ziehen, vor den sie sich spannen ließen. Das kann auch ganz andere Formen annehmen als bei den beiden Agenturinhabern. Ich bekomme zum Beispiel oft Angebote von sogenannten Strukturvertrieben. Auf den ersten Blick hört sich das ganz toll an, was einem da versprochen wird: ein sicheres Einkommen von mehreren Tausend Euro im Monat, ohne viel dafür tun zu müssen. Aber dass man ohne Arbeit und von ganz allein zu Wohlstand kommt – das kann nicht funktionieren. Deshalb lehne ich solche Angebote grundsätzlich ab, selbst wenn – so wie neulich geschehen – ein bekannter Arzt hartnäckig versucht, mich zum Mitmachen zu bewegen.
    Ganz zu Beginn unserer unternehmerischen Tätigkeit hatten Bettina und ich die Idee, unser Konzept der Farb- und Typ-Beratung auch als Franchise-System aufzubauen. Schon nach kurzer Zeit schafften wir dieses Lizenz-System aber wieder ab, denn wir merkten, dass es Menschen abhängig macht – abhängig von dem, was wir tun und vorgeben. Und das wollten wir nicht. Einer unserer wichtigsten Werte ist die Freiheit – unsere eigene Freiheit und auch die der anderen. Aus Abhängigkeiten sollte man aussteigen.
Mauern schützen uns
    Wir als Christen sind zur Freiheit berufen und dazu, in Freiheit zu leben. Das heißt nicht, dass wir vogelfrei sind oder keinerlei Verbindlichkeiten eingehen. Nur die ungesunden Abhängigkeiten und die Verstrickungen – die sollten wir abstreifen. Das müssen nicht unbedingt Firmenübernahmen oder Geschäftsmodelle sein. Auch Beziehungen können den Charakter von ungesunden Abhängigkeiten und Verstrickungen haben. Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich mich ganz bewusst von einem Freund getrennt. Er war mir ein sehr wertvoller Freund mit einer großen therapeutischen Begabung. Immer wenn wir uns trafen, hatte zumindest ein Teil unserer Gespräche einen therapeutischen Charakter. Das war eine Zeit lang sehr hilfreich – gerade am Anfang unserer Ehe, als Ilona und ich noch viel Energie und Zeit investierten, um uns zusammenzuraufen.
    Von diesem Freund Feedback zu bekommen, war produktiv und entspannend. Doch irgendwann, zunächst ganz unmerklich, kippte das. Und zwar dort, wo er uns völlig ungefragt Ratschläge gab. Er war dann nicht mehr mit uns auf einer Augenhöhe, sondern ging ganz in seiner Therapeutenrolle auf. Wenn wir zusammen waren, fragte er uns richtiggehend ab und wollte detailliert wissen, was seit unserer letzten „Sitzung“ geschehen war und was sich verändert hatte. Rückfragen von uns nach seinen eigenen Erfahrungen innerhalb seiner Ehe und in seinem Leben schmetterte er dagegen ab. Er ließ sich nicht mehr in die Karten schauen. Irgendwann war es mir schlicht und einfach zu bunt und ich brach die Beziehung ab. Ich baute eine Mauer um mich herum, eine Kommunikationssperre, um mich zu befreien und zu schützen. Denn auch dazu sind Mauern da. Sie sind nicht nur etwas, das sich uns in den Weg stellt. Sie schützen und bewahren uns auch. Das zu tun, fiel mir allerdings nicht leicht – denn ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch, der beständig Frieden stiften möchte und in allen Menschen das Gute sucht. Aber in diesem Fall war ich mit mir und Gott im Reinen. Ich fühlte mich bei diesem Freund nicht mehr aufgehoben und angenommen, sondern benutzt für irgendetwas, was ich noch nicht einmal wirklich verstand. Ich hielt mich anschließend bewusst an das, was in Matthäus 10, 10–15 steht: „Wenn ihr irgendwo nicht willkommen seid, dann schüttelt den Staub von euren Schuhen und geht weiter.“ Übrigens: Heute ist die Beziehung zu diesem Freund wieder gut. Wir hatten uns zu einer Aussprache getroffen, in der ich ihm auf den Kopf zusagte, wie sehr mich damals seine Grenzverletzungen getroffen haben. Es ist uns gelungen, diese Konflikte aufzuarbeiten, und unsere Freundschaft bedeutet mir sehr viel.
    Eines der eindrucksvollsten Beispiele für eine gottgewollte Mauer, die sich auf einmal auf dem geplanten Lebensweg vor einem erhebt, findet sich in der Geschichte von König David. Diese biblische Figur hat mich schon als Kind fasziniert. Nicht nur weil David erst einmal von seinem Vater übersehen wurde, als es darum ging, den neuen König zu salben – so klein und jung war er, dass er gar nicht infrage zu kommen schien –, und dann trotzdem König wurde. Nein, er schaffte noch viel mehr. Er machte alles richtig. Er hatte die Gunst und Zuneigung der Menschen. Er sah gut aus. Er handelte immer nach seinem Maß. Er wirtschaftete

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