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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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für alkoholische Getränke
    gehabt, deshalb verstand er deren Reiz nicht und wusste
    nichts über Portionen und Gewohnheiten. Er überließ es
    Phyllis, die Drinks zu mixen bei den seltenen Gelegen-
    heiten, wenn sie ein anderes Ehepaar zu Gast hatten, in
    New York oder, noch gestelzter, während seiner Militärzeit
    in Deutschland – mit Leuten, die sie, wie sie wussten, in
    ihrem Leben nie wiedersehen würden.
    Jetzt wurde dauernd eingeladen, und das ganze Wo-
    chenende über fanden Spiele statt. Die einzigen Spiele,
    die er kannte, hatte er auf dem Spielplatz in Willow ge-
    lernt – Box-Hockey, Halma, Siebzehnundvier und Pferd,
    Spiele, bei denen einer nach dem andern ausschied und
    die ein paar Spieler um ein Basketball-Brett herum spielen
    konnten. In den ersten Jahren in Middle Falls, als er drei-
    ßig wurde, lernte er in den Grundzügen Tennis und Golf,
    Paddle-Tennis und Skifahren, sowohl Langlauf als auch
    Abfahrtslauf. Er lernte in tiefem Wasser zu schwimmen,
    ohne in Panik zu geraten, oder mit den Skilifts in den Berk-
    shires zu fahren und die Ruhe zu bewahren, wenn die Sitze
    in großer Höhe über Kliffs aus Eis und Granit schaukelten.
    Auf Eishockey und Reitsportarten verzichtete er bereitwil-
    lig, obwohl die Männer unter ihren neuen Bekannten von
    Kindheit auf Ersteres und die Frauen Letzteres vollendet
    beherrschten. Er lernte Bridge spielen und lernte, bis zu
    einem gewissen Grade, tanzen, obwohl ihm nie ganz wohl
    war, wenn er eine Frau in Armen hielt und seine Füße ent-
    schieden auf sie zubewegen musste. Vom Engtanz wurde

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    er erlöst, als Twist in Mode kam und danach das wilde freie
    Tanzen, was seinen schlaksigen Gliedmaßen und Einzel-
    gängergepflogenheiten entg

    egenkam.
    Middle Falls war für Owen ein Institut für Mittel-
    schichtsbildung. Der stämmige, rotgesichtige Jock Dun-
    ham, der eine reizende geschmeidige Frau mit einer der-
    ben Lache hatte, zeigte ihm, wie man einen Martini, einen
    Brandy-Stinger, eine Weißweinschorle mixte und einen
    Old-Fashioned (man verrührt den Zucker in ein bisschen
    Wasser, bevor man Eis und Bourbon dazugibt). Der nach-
    denkliche, Pfeife schmauchende Henry Slade, der in der
    Steuerbehörde Papiere wälzte, war geschickt im methodi-
    schen Haushalten und erklärte Owen, wie man frisch ge-
    schlagenes Holz ein Jahr lang draußen und dann weitere
    zwölf Monate in einem besonders trockenen Keller stapel-
    te, damit man ein sauberes Feuer im Kamin hatte. Seine
    Frau Vanessa, keine Schönheit, war in Bürgerangelegen-
    heiten aktiv, hatte breite Schultern, dichte Augenbrauen
    und einen verstörend direkten, abschätzenden Blick; sie
    instruierte das neue Paar, wie man, bei lokalen Wahlen,
    wählte, wann man den Müll rausstellen musste und wie
    er zu sortieren war. Ian Morissey, ein freiberuflicher Illu-
    strator, hatte ein alterndes Thunderbird-Cabrio und einen
    neuen grünen Jaguar und gab seine Automobilkenntnisse
    bereitwillig weiter; die Mackenzies hatten noch nie ein
    Auto besessen, ehe sie sich einen Studebaker-Lark-Kombi
    anschafften, der sich bei Schnee schlecht fahren ließ und
    bei Regen manchmal nicht ansprang. Nachdem sie zwei
    Jahre lang in einer gemieteten, mit Schindeln verschalten
    Doppelhaushälfte gewohnt hatten, unmittelbar vor der
    heruntergekommenen, verkehrsreichen Common Lane,
    fühlten sie sich in der Lage, ein Haus zu kaufen, das we-

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    niger zentral lag, in der bukolischen Partridgeberry Road,
    mit einem großen Garten für die größer werdenden Kinder
    und einem Stückchen Wald hinter einem Teich, der von
    Seerosen erstickt wurde und den eine einbrechende Holz-
    brücke zierte. Roscoe Bisbee, einst ein Junge vom Lande,
    aus Vermont, übernahm es, Owen beim Wiederaufbau der
    Brücke zu helfen, und erklärte ihm, wie man einen Rasen
    mit Kalk düngte, wie man Löwenzahnvertilger anwandte,
    wo man den besten Rasenmäher kaufte. Rasenmäher, Dün-
    gemittelstreuer, Pfostenlochstecher, Schaufeln und Har-
    ken – alles musste nach und nach angeschafft werden. Die
    Bäume im Wald und im Garten machten eine Kettensäge,
    eine Strecksäge, eine schwedische Bandsäge erforderlich.
    Für Reparaturen im Haus wurden nicht nur Hammer und
    Schraubenzieher benötigt, sondern auch eine Gestellsäge
    für genaue diagonale Schnitte, und ein elektrischer Bohrer
    mit einem Kasten Bohrereinsätze, von denen der kleinste
    nadeldünn und der größte dick wie ein Bleistift war, und
    Schraubenschlüssel, die von drei sechzehntel Inch

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