Landleben
helläugige, süße und
freundliche Eve; beide Ereignisse hatten Owen ein we-
nig verunsichert, er empfand seine Sterblichkeit. Eve war
eine Woche früher als vorhergesagt gekommen, und er war
in Kalifornien gewesen, bei Fairchild Semiconductor, um
sich darüber auf dem Laufenden zu halten, welche Bedeu-
tung die neuen integrierten Schaltkreise für die Kunst des
Programmierens haben mochten; Ed hatte, als die Wehen
einsetzten, Phyllis zum Krankenhaus in Hartford gefahren.
Die Krankenschwestern hatten ihn irrtümlicherweise für
den Vater gehalten.
Als die Schatten unter den Eichen dichter geworden und
die Drinks den Gästen zu Kopf gestiegen waren, kam Fay
Dunham zu Owen herü e
b r und sagte: «Owen, du wirkst in
letzte Zeit
r
etwas niedergedrückt.»
«Niedergedrückt? Ich?»
Als müsste sie in ihren Espadrilles mit den Bindfaden-
sohlen auf dem weichen Rasen festeren Halt suchen, legte
sie die Fingerspitzen ihrer rechten Hand auf Owens Unter-
arm im karierten Ärmel. Die Madrasjacke war neu in die-
sem Frühjahr, und er trug sie bei der Party der Dunhams
zum ersten Mal. Er lernte noch, was Kleidung betraf. «Du
bist sonst immer so ausgelassen», sagte sie. «So froh, hier
zu sein.» Sie trug ein glitzerndes braunes Mieder und dazu
einen langen Rock, den sie sich aus dem grünen Tuch einer
Billardtischbespannung genäht hatte. Ihr krauses dichtes
Haar, dessen kupfernes Glitzern von der schräg stehenden
goldenen Sonne verstärkt wurde, war locker gebündelt
und wurde von einem hohen spanischen Kamm gehalten,
dessen Schildpatt mit silbernen Arabesken verziert war.
Sie funkelte, ja, Faye funkelte. Sie war die Frau, die in ei-
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nem Raum sofort auffiel mit ihrem unvermittelten schril-
len mädchenhaften Lachen. Owen war seit seinen ersten
Wochen in Middle Falls tief beeindruckt von ihr, obwohl
sie und Jock sich, seinem Gefühl nach, in etwas anderen
Kreisen bewegten, auf einer höheren Ebene d s
e Reisens,
des Konsums, des Luxus.
«Hier in Middle Fall oder hier bei den Dunhams?»
«Beides?»
«Diesen Kamm da», sagte er, um ihren verstörend inten-
siven, eine Spur glasigen Blick abzulenken, «habt ihr den
in Spanien gekauft?»
Sie lachte, ein Lachen, das schnell wie von einem Nach-
gedanken hinter gekräuselten Lippen abbrach, mit einem
Blick zur Seite, bei dem er ihre scharfe Nase im Profil sah.
«Jock verabscheut Spanien, er sagt, das sind alles Zigeu-
ner oder Faschisten. Eigentlich mag er nur England, wo
sie seine Sprache sprechen, obwohl er findet, dass die Öff-
nungszeiten der Pubs lachhaft sind.» Während sie sprach
und Owen ansah, weiteten sich ihre Augen, als wollte sie
sagen, dass Jock eigentlich nicht ihr Thema war. Ihr Ge-
sicht, knochig und schmal, schien ein bisschen zu klein für
ihre Züge – die großen haselbraunen Augen, den beweg-
lichen Mund, die geschwungenen Augenbrauen, dunkler
nachgezeichnet als ihr Kopfhaar. Aber ihre Hüften in dem
Billardtuch waren breit, und ihre Oberarme, nackt und
weiß, waren mit Sommersprossen übersät, die wie kleine
Nadelstiche aussahen; sie a
w r ganz und gar wirklich, nicht
ein Traum, den er träumte.
Um sie am Weggehen zu hindern, riskierte er zu geste-
hen: «Ich glaube, ich bin wirklich niedergedrückt gewesen.
Ich war bei der Geburt meiner Tochter nicht dabei, und sie
muss nun wirklich das letzte Kind sein.»
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Faye nickte. «Du und Phyllis», bemerkte sie trocken,
«ihr scheint keine Probleme mit der Fruchtbarkeit zu ha-
ben.»
Sie und Jock etwa? Sie hatten zwei blasse Kinder, die
zart aussahen und schüchtern, verglichen mit ihren munte-
ren, lebenslustigen Eltern. Owen erzählte ihr: «Es ist auch
nicht so, dass wir die ganze Zeit vögeln. Ich weiß kaum,
wie es passiert.» Wahrscheinlich ging dieses Geständnis
etwas zu weit. Er hatte das Gefühl, sich über einen klei-
nen Abgrund zu beugen – das frische, weiche Gras zu sei-
nen Füßen, das Schimmern seines dritten Gin Tonic. Aber
Faye, mit großen Augen wie die kleine Eve, hörte ihm
ernst zu, die Lippen vor Spannung leicht geöffnet. Owen
fuhr fort: «Und dann, als ich drüben in Kalifornien war, hab
ich gesehen, wie diese neuen Unternehmen sich vonein-
ander bedienen und Personal untereinander austauschen.
Sie nennen es Silicon Valley. Am Ende dachte ich, dass Ed
und ich auch dort sein sollten, und ich hab mich gefragt, ob
nicht Hardware das ist, worum es s
ich dreht, statt Software,
jedenfalls so
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