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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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lange, bis die Japaner kommen.»
    «Wie faszinierend», sagte Faye in einem Ton, der aus
    einem anderen Gespräch zu kommen schien. Phyllis war
    plötzlich an seiner Seite aufgetaucht.
    «Baby», sagte seine Frau zu ihm, «ich weiß, dass du dich
    prächtig mit unserer charmanten Gastgeberin unterhältst,
    aber wir haben dem Babysitter versprochen, dass wir um
    sechs wieder da sind, und ich muss nach Eve sehen. Und sie
    braucht mich.» Phyllis’ Brüste machten ihn verlegen, sie
    waren so groß, so voller Milch, dass sie das Oberteil ihres
    Übergroßen Baumwollkleids in schlichtem Beige spannten,
    mit dem sie ihren von der Schwangerschaft noch etwas ge-
    dehnten Körper umgeben hatte. Doch Phyllis hatte sich

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    ihre Prinzessinnenhaltung bewahrt und sagte in souverä-
    nem Ton zu Faye: «Was für ein wunderbarer Tag, Faye,
    und so eine gute Idee für Mai. ‹... die Zeit, die fröhliche
    Sommerzeit›.»
    «Könnt ihr nicht bleiben? Ein paar Leute werden noch
    bleiben, wenn die meisten ge
    g
    gan en sind. Wir h

    aben einen
    Kochschinken. Bitte.»
    «Oh, Faye, meine Liebe, das können wir leider nicht,
    aus einem Dutzend guter Gründe. Bei uns zu Hause ist zu
    viel los. Ich kann dem Babysitter nicht vertrauen, sie gibt
    den Kindern lauter schlechtes Zeug zu essen. Aber es ist
    lieb von dir.» Zu Owen sagte sie in einem tieferen, festeren
    Ton: «Ich verabschiede uns von Jock, er ist auf der V a
    er nda,
    und warte dann am Auto auf dich.»
    Als sie gegangen war, sagte Faye vorwurfsvoll: «Du
    klagst, aber du siehst dich nicht, wenn sie schwanger ist
    oder bis oben hin voll mit Milch, dann spreizt du stolz dein
    Gefieder. Sehr hübsch.»
    «Schade, dass wir nicht bleiben können.»
    «Natürlich kannst du nicht leiben,
    b
    Baby. Du hast deine
    Frau gehört. Ihre Titten tun ihr weh.»
    Owen machte den ersten Schritt, an ihr vorbei, und
    wollte gehen, und Faye drehte sich mit ihm und beglei-
    tete ihn über den Rasen, das funkelnde, frisch gemähte
    Frühlingsgrün, zur Auffahrt. Sie gingen durch breite Strei-
    fen spätnachmittäglichen Sonnenlichts, das zwischen Bäu-
    men hindurch und zwischen Menschen einfiel, die lange
    Schatten warfen und in der Wärme und der geräuschvol-
    len Freiheit einer Cocktail-Party, die schon zwei Stunden
    dauerte, herumstanden und plauderten. Ihr Arm legte sich,
    überraschend, um seine Mitte, und seiner, in einer glatten
    Bewegung, die seine innere Zittrigkeit nicht preisgab, um

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    ihre Taille. Ihre Hüften drängten sich aneinander, während
    sie, die Gesichter gesenkt, als passten sie auf, dass sie nicht
    stolperten, zum Rand des Rasens gingen, wo der Kies der
    Auffahrt anfing. Ihre Taille fühlte sich unter seiner Hand
    fest und flexibel an. Faye war von einer Größe, die gut zu
    ihm passte; Phyllis war ein bisschen zu groß. Durch den
    Filter seines inneren Zitterns sah er sich und Faye bis ans
    Ende des Rasens schreiten, ein Paar in einem Hollywood-
    Musical, im Begriff, zur anschwellenden Hintergrundmusik
    kompliziertere Schritte zu tun und ihre Münder zu einem
    Duett zu öffnen oder, mit Hilfe einer trickreichen Kamera,
    zusammen ins Sonnenlicht zu entschweben, das in Streifen
    zu ihren Füßen lag wie glatte goldene Treppenstufen.

    Der Sommer sollte vorübergehen, bevor sie miteinander
    schliefen. Es gab so viel Durcheinander, das sie umsegeln
    mussten – Kinder in Schulferien, Ehegefährten mit ih-
    ren eigenen Ferienplänen, noch lebende Großeltern, die
    es mit einem Besuch zu besänftigen galt. Grammy war
    gestorben, aber Grampy lebte noch, saß auf seinem Sofa,
    den Kopf hochgereckt, und wartete auf die Post, die später
    und später kam, da an der Route, einst eine Strecke, die
    weit verstreute Briefkästen in ländlicher Gegend verband,
    immer mehr Häuser entstanden, weil eine Farm nach der
    andern verkauft und füt den Wohnungsbau erschlossen
    worden war. Owen und Phyllis besuchten einmal im Jahr
    mit den Kindern das Farmhaus, aber seine Frau und seine
    Mutter hatten nie zueinander gefunden, selbst ihr Schwei-
    gen sprach eine andere Sprache, und Floyd Mackenzie,
    noch blasser und dünner geworden, starrte die Besucher
    verwundert an, als hätte er plötzlich sechs neue, von ihm
    abhängige Menschen zu versorgen. Er fühlte sich von dem

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    ehemaligen College-Freund in Noristown, der ihn vor der
    Arbeitslosigkeit bewahrt hatte, ausgebeutet und zu wenig
    geachtet. Bei Owens Mutter waren Gewicht und Blutdruck
    beunruhigend in die Höhe gegangen. Bei ihrer

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