Landleben
bis zu
drei viertel Inch maßen, und einen blauen Tacker. Owens
Keller war bald so eindrucksvoll ausgestattet wie jene, die
er in Willow neidvoll gesehen hatte, mit ihren holzverklei-
deten und mit Linoleum ausgelegten Hobbyräumen und
einer Weihnachtslandschaft auf einer aufgebockten Sperr-
holzplatte.
Die Stadt kam ihm vor wie ein pädagogisches Spielzeug –
das Lebkuchenrathaus, der hohe Fahnenmast, die zweistö-
ckigen Geschäfte im Zentrum mit den Falsches vortäu-
schenden Fassaden, der hübsche Knick in der River Street,
wo sie vom Fluss abwich und den Hügel hinaufkletterte, zu
den Kirchen und dem Friedhof und zu den verblassenden
Backstein-Herrenhäusern derer, die alten Reichtum besä-
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ßen, den Reichen der Yankee-Mühlen. Im Zentrum gab
es – es war die Zeit vor den Einkaufszentren – ein ange-
messenes Angebot an Waren und Dienstleistungen: zwei
Eisenwarenhandlungen, eine Holzhandlung, zwei Banken,
drei Friseure, einen Juwelier, ein Woolworth, einen alt-
modischen Acme-Supermarkt mit engen Gängen, ein Be-
kleidungsgeschäft für Arbeits- und Kinderkleidung, einen
Zeitungsladen, wo auch Tabakwaren und Süßigkeiten und
Zeitschriften und Bücher verkauft wurden, sogar ein Mö-
belgeschäft, in der Nähe des stillgelegten Bahnhofs, neben
einem Händler für Fahrräder und Sportausrüstungen – es
gab nur wenig, wofür man die Stadt verlassen musste, und
Owen tat es immer seltener. Wenn er mit brennenden Au-
gen und leichter Übelkeit vom Nikotin aus dem Fabrikge-
bäude kam, wo E-O Data seine hellen, von Geschäftigkeit
surrenden Räume hatte, sah alles, jede Backsteinecke und
jeder schiefe Schatten eines Straßenschilds, wie ein Pro-
blem aus, das auf einen Programmierungscode reduziert
werden musste. Er fühlte sich, wenn er auf die Quadrate
des glitzernden Gehwegs trat, jugendlich und kraftvoll, er
hatte den bescheidenen Erfolg von DigitEyes sicher hinter
sich und andere, noch triumphalere Erfolge mit Gewissheit
vor sich. Er bog um die Ecke, ging die River Street entlang
und betrat zum Lunch eins von drei möglichen Lokalen,
grüßte unterwegs, in sommerlichem Sonnenschein oder in
winterlichem Schneematsch, immer mehr vertraute Gesich-
ter. Auf den Gehwegen von Middle Falls genoss er das erhe-
bende Gefühl, bekannt zu sein, von beobachtenden Augen
begleitet zu werden, so wie damals, als er ein Kind war in
Willow und auf Rollschuhen oder einem Roller dahinsaus-
te und einen Karren voller Kastanien hinter sich herzog,
oder auf seinem rostigen Schwinn-Fahrrad zum Steinbruch
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radelte: nicht gerade eine Berühmtheit, aber doch jemand,
so wie Kleinstädte, wenn sie nur klein genug sind, jeden
zu einem Jemand machen. Wenn er auf diesen Gehwegen
eine Frau erblickte, die er und Phyllis kannten, eine Frau
aus ihrem kleinen Kreis, die mit einem Kind zum Friseur
oder in das Bekleidungsgeschäft oder in den Spielzeug- und
Kramladen ging, der Knacks hieß, dann hatte er das Gefühl,
dass ihr grüßendes Lächeln eine Blume war, die sie ihm
an die Brust gesteckt hatte. Ein Glücksgefühl drängte aus
seinem tiefen Innern herauf, ließ ihn größer werden und
machte seine fließenden Bewegungen noch geschmeidiger;
er fühlte sich gesehen, ohne genau zu wissen, von wem oder
wie ernsthaft er wirklich beobachtet wurde. Er war reifer
geworden, ohne es richtig zu bemerken, doch andere spür-
ten es. Ein wei er
t er Schritt in seiner Bildung war fällig.
Die Dunhams gaben im Mai gern eine große Party, um das
Ende des Winters zu feiern. Das Wetter war noch ungewiss,
aber in ihrem Haus – einem verwinkelten Queen-Anne-
Haus hinter einem hohen palisadenartigen Zaun – fanden,
die lange Veranda eingerechnet, notfalls hundert Personen
Platz. Bei Partys waren sie in ihrem Element: Jock trank
gern, und Faye machte sich gern zurecht, in Gewändern,
die sie selbst erfand. Sie hatte ein hohes, durchdringendes
Lachen, krauses kupferfarbenes Haar und knochige Hände
mit roten Nägeln, die ständig in Bewegung zu sein schie-
nen. Sie brachte einen Raum zum Leuchten.
An jenem Samstag im Mai war es sonnig und warm – der
büschelige Rasen war von einem saftigen jungfräulichen
Grün, die Eichen über ihnen waren noch nicht voll be-
laubt, und die blühenden Azaleen ließen ein paar rosa Blü-
tenblätter fallen. Gegen Ende des vorangegangenen Jahrs
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war Präsident Kennedy erschossen worden, und Phyllis
hatte ein viertes Kind geboren, die
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