Landleben
Daumen, als wollte
sie eine Schleife aufziehen, zog sie seinen Reißverschluss
auf. «Nicht nervös werden, ich will ihn mir nur mal ansehen,
ganz allein», erklärte sie beschwichtigend und eine Spur
mutwillig.
Die Fenster waren schwarz, auf dem Wilson Drive drau-
ßen war kein Verkehr, es war spät am Sonntagabend. Sie
waren in gewisser Weise allein, aber, so erkannte Owen
vage, die Welt, all die Atome und Neutrinos und Elektro-
nen sind immer um uns. Ihre geschickte Hand hatte den
Schlitz in seinen Boxershorts gefunden, und das kleine
schlaffe schlafende Ding war im Freien und gleich darauf
in ihrem warmen, weichen Mund. Er spürte, wie er steif
wurde, und sagte: «Nein.»
«Nein?», wiederholte sie verdutzt. Ihr Mund wich ein
paar Zentimeter zurück, noch geformt, so schien es, von
dem, was soeben drin gewesen war, in der feuchten Wär-
me. Sie war eine andere Generation, dachte Owen aus
einer gewissen Ferne, und das hier war ohne große Be-
deutung für sie. Schwanzlutschen war einfach nur eine
Freundlichkeit. Der Pferdegeruch ihres feuchten Haars
schwoll in se n
i en Nasenflügeln an. «Wegen der alten
Phyllis?», fragte sie.
«Und wegen Ed», sagte er flehend. «Denk an Ed,
wir können ihm das nicht antun. Auch Phyllis nicht. Sie
braucht deine Freundschaft, Stacey. Sie kommt mit den
anderen Frauen hier nicht zurecht. Sie ist immer nur dann
ganz gelöst, wenn sie hier ist, mit uns drei anderen. Sie mag
dich sehr.»
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«Wirklich?» Sein Schwanz, der nicht auf ihn hörte, war
aufgewacht und wurde härter. Stacey bemerkte das und
sagte: «Sieh doch mal, dein lieber, freundlicher Pimmel.
Faye hat vor ihren Freundinnen von ihm geschwärmt, er-
zählen sie mir.»
Er konnte sich das nur schwerlich vorstellen und gab es
auf. «Wir wollen kein D
a
urchein nder verursachen», be-
harrte er, «mit E-O Data und so.»
Zurückgewiesen, setzte sie sich auf ihre nackten Fersen
und begann zu erklären: «Owen, ich fühle mich dir einfach
so zugetan, wo du jetzt dabei bist, dich zu verplempern – es
muss das Hasch gewesen sein.»
Er hatte sich etwas sehr, sehr Hübsches versagt, das sah
er jetzt mit Entsetzen. Er wurde schlaff, neigte sich zur Sei-
te. «Du könntest noch ein bisschen weitermachen, wenn
du wolltest», schlug er vor, «nur, auf lange Sicht –»
«O nein, Liebling. Steck ihn wieder weg», sagte sie und
stemmte sich locker auf die Beine, zog den Minirock run-
ter, strich die Falten raus und wippte auf ihren langen brau-
nen Füßen, um ihr Gleichgewicht zu finden; zornig sah sie
sich in ihrem Wohnzimmer um, als wären die Wände Zeu-
gen ihrer Zurückweisung geworden. Ihr Mund hatte ihn
mit seiner W
ärme verblüfft, jetzt fröstelte ihn.
«Hör zu», sagte er, «das war ganz t ll, a
o
ber –»
«Owen, du hast absolut Recht, ich weiß nicht, was ich
mir dabei ed
g acht abe.»
h
«Ich habe dir Leid getan», erinnerte er sie.
«Etwas in der Richtung. Aber, Schatz, du solltest eine
Frau nicht necken. Wir werden Freunde sein. Und wenn
mir wieder mal die Muschi juckt, dann sage ich ihr: Mach
du deinen großen Mund zu. »
Er lachte, steckte seinen enttäuschten Penis in die wi-
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derspenstige Hose und zog den Reißverschluss zu. «Du
klingst immer mehr wie eine Texanerin», sagte er zu ihr.
«Ich versuche es zu vertuschen, es ist Ed peinlich. Er ist
sehr unsicher.»
«Das ist mir an Ed nie aufgefallen.»
«O ja. r
E ist auch nicht ge n
r e dic ,
k abe
r ich sage ih ,
m das
geht nicht von allein weg.»
«Gib ihm Salat», schlug Owen vor. Die Hälfte seines
Kopfes, die nicht eisig und klar war, wurde auf der einen
Seite, über seinem rechten Ohr, zusammengequetscht.
«Und eine Menge Liebe.» Oder hatte er den letzten Satz
nur gedacht? Stacey zeigte keine Reaktion, als sie durch
das Wohnzimmer ging, Gläser und Aschenbecher abräum-
te. War er wirklich so homosexuell, fragte sich Owen, dass
er versuchte, sich um Eds Sexualleben zu kümmern? Wenn
Stacey von ihrem High runterkam, würde sie merken, dass
sie abgewiesen worden war, und sich ärgern. Schon jetzt
ging sie zwischen Zimmer und Küche mit jener übertrie-
benen Energie hin und her, die ausdrückte: Wir schlie-
ßen gleich. Er musste dauernd an ihren lockeren warmen
Mund denken – mit Bedauern und einem säuerlichen Ge-
fühl der Redlichkeit. Sie gehörte Ed, und Phyllis gehörte
ihm – mussten die Dinge so schlicht sein?
Staceys häusliche Arbeit war so weit
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