Landleben
Art,
mit dem Nahen seines fünfzigsten Geburtstags zurechtzu-
kommen. Dass Vanessa das Kind erwähnte, machte Owen
Angst, und das wusste sie. «Du redest, als wärst du eifer-
süchtig», sagte er. «Hast du schon mal was, du weißt schon,
mit Alissa gehabt?»
«Wir hatten lange Gespräche von Frau zu Frau und ha-
ben dazu mehr Weißwein getrunken, als für unsere Figuren
gut war. Was du anscheinend nicht begreifst, ist die Tatsa- che, dass es erotisches Vergnügen in den verschiedensten
Schattierungen gibt, nicht nur beim Ficken. Alissa und ich
sind uns ab und zu sehr nah gewesen.»
«Gehen Frauen deshalb mit Männern ins Bett, weil sie
ihnen nah sein wollen?»
«Das fragst du mich dauernd. Die Antwort lautet: unter
anderem.»
«Wenn du es mit einer Frau machst, richtig machst, was
passiert dann? Benutzt ihr den Mund oder einen Dildo
oder was? Beschreib es mir.»
«Owen, Liebling, ich hab’s vergessen. Oder tun wir
so, als hätte ich’s vergessen. Möchtest du mich nochmal
ficken, bevor du gehst, oder nicht? Du bist völlig zusam-
mengeschrumpft, weil du so besorgt bist, was alle anderen
machen.»
«Vergiss nicht», erinnerte er Vanessa, diese selbstzufrie-
dene nackte Frau, die so dick um die Taille war und so un-
durchsichtig wie eine Venus aus Gips, «du willst, dass ich
dir Trish Oglethorpe liefere.»
«Du willst das. Zwei Frauen, dir zu Diensten.»
«Um ehrlich zu sein, wenn ich meine Phantasien habe –
darf ich dir das erzählen?»
Vanessa sagte nichts.
«Wenn ich meine Phantasien habe, dann mit einer Frau
und zwei Männern. Ich bin mir nicht sicher, dass ein Mann
wirklich mit zwei Frauen fertig wird, aber eine Frau wird
mit zwei Männern fertig.»
«Und du möchtest die Frau dabei sein.»
«Au. Das tut weh.»
«Das sollte es nicht, Liebster. Es ist normal, oder normal
in seiner Abnormalität. Immer das gleiche Geschlecht zu
haben ist nach einer Weile ein bisschen langweilig.
«Du bist eine arrogante Fotze. Unglaublich.»
«Und wer bestimmt», führte sie freundlich aus, «wo das
eine Geschlecht endet und das andere beginnt? Wenn wir
winzige Eier sind, sind wir alle weiblich, dann kriegen ein
paar, die Glück haben, das Y-Chromosom, wodurch sie zu
Kaulquappen mit einem Penis werden. Das ist alles ziem-
lich schmuddelig, so wie meine Fotze in diesem Moment.
Aber komm ruhig rein, Liebling, bitte. Fick mich bis zu
den Augäpfeln.»
«Vanessa, du bist unglaublich. Was du alles so sagst!»
«Na ja, wenigstens bist du wieder steif geworden.»
Am leichtesten war Sex in seinem Kopf, fern von all den
Möbeln, dem ekligen ehelichen Einerlei, dem verräteri-
schen Licht, das schräg durch die Fensterläden fiel, den
Kirchenglocken, die die Stunde verkündeten, die Kinder
zur Schule riefen und wieder nach Hause schickten. Am
liebsten mochte er in Middle Falls den Anblick zwischen
halb acht und acht, wenn die Kinder zur Schule gingen
und in Gruppen loszogen oder sich mit ihren Müttern an
den Bushaltestellen versammelten, ihre Rucksäcke und
ihre bunte synthetische Kleidung so fröhlich und so ganz
anders als die scheußlichen Knickerbockers und dunklen
Tuchmäntel der dreißiger Jahre in Willow, wo die Kinder
lostrotteten, als gingen sie zu einer Schuhcreme-Fabrik.
Nachts, wenn er in dem großen Doppelbett neben Phyllis
lag, die ihren regelmäßigen Atemzügen nach schlief, ge-
lang es ihm, sich die Szene vorzustellen: er und Vanessa
und Trish Oglethorpe, die mit ihrem mageren, durchtrai-
nierten Körper und der Oberlippe wie eine Fleischblume
die Männer zur Jagd auf sie anlockte. Seine Intuition sagte
ihm, dass Trish eine Extradosis jener Eigenschaft hatte, die
sie gefügig, fangbar machte und die dem X-Chromosom anhaftete. Er und Vanessa konnten sie fesseln, um erregen-
deren Zugang zu ihr zu haben. Er stellte sich die Münder
und die unteren Öffnungen vor und vektorisierte Flecken
elastischer Haut, und drei Paar Augen, die sich angesichts
der dehnbaren Möglichkeiten staunend weiteten. Der
Schmuddelkram, hatte Vanessa gesagt, der ganze Schmud-
delkram, und sie hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte, wie
wir alle, den mütterlichen Schmuddelkram. Dann, wenn
sein Verstand die Bilder verlor und wiederfand und seine
Hand den halb eingeschlafenen Schwanz hielt, ihn neck-
te und dann fest packte, kam er in ein Taschentuch, das
da lag, wo seine Ejakulation hintreffen mochte. Auf dem
Höhepunkt der Empfindungen, wenn der Schweiß ihm
aus den Poren brach, erkannte er, dass Phyllis’
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