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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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jedoch darauf,
dass sie, obwohl sie sagte, sie habe nur ganz wenig Zeit, ihre
Bluse auszog, und spielte mit ihren kleinen, kecken Brüs-
ten, so wie sie mit DigitEyes gespielt hatte. Ihre impulsive
Affäre begann in ein sexuelles Machtspiel abzugleiten, bei
dem der Punktestand skrupulös vermerkt wurde.
    Er hatte gelernt, Sex zu haben ohne Freundlichkeiten,
ohne langes Dankbarkeitsgerede. Er mochte Vanessa nicht
und konnte sie dennoch nach Geheimnissen und Weis-
heiten ausfragen. Er lenkte das Gespräch auf die anderen
Frauen ihres Kreises, speziell auf die, mit denen er ein
Verhältnis gehabt hatte, um sie so erneut, aus einem an-
deren Blickwinkel, in einem kühleren Licht, zu erleben.
«Faye», sagte sie. «Ich habe Faye geliebt, ihre ausgeflippte
Art, aber sie hatte kein Ahnung, wie man sich anzieht. Wie
ein Lumpenbündel, das Speed genommen hat, und dann
diese lachhaften langen Röcke, um ihre krummen Beine
zu verstecken.»
    «Ich hab nie gemerkt, dass sie krumme Beine hatte.»
    Vanessa lachte ihr Lachen, eine tiefes, kehliges Knurren.
«Das konntest du auch nicht, Liebster, du warst zu sehr mit
dem beschäftigt, was dazwischen war.»
    «Ich hab immer noch Schuldgefühle, dass ich ihr Leben
so in Unordnung gebracht habe.»
    «Faye war ein Schmetterling – wie lange leben Schmet-
terlinge? Ein, zwei Tage. Sie war dazu geboren, Opfer
zu werden. Jeder, der mit einem Alkoholiker verheira-
tet bleibt, ist gern Opfer. Dann hast du ein Opfer aus ihr gemacht, und du warst nicht der Einzige, wie sie dir be-
stimmt erzählt hat. Es ist ziemlich naiv von dir, dir selbst
die Schuld zu geben.»
    «Und Alissa? Was denkst du über sie?»
    «Was denkst du über sie? Oder besser, was hast du aus
ihr gemacht?»
    Sie meinte das Kind. Er sagte: «Dazu kann ich nichts
sagen.»
    «Natürlich nicht. Das kann keiner. Streng geheim.»
    «Nur dass sie köstlich ist, findest du nicht auch?»
    «Kommt drauf an, wie viel Fett du verträgst.»
    Er zog eine Hand voll von dem weichen Fleisch von Va-
nessas stattlicher Taille, oberhalb des Hüftknochens, nach
der Seite hin und kniff fest, grausam zu. Sie verzog das Ge-
sicht und zeigte ihre oberen Eckzähne. Sie waren in ihrem
Haus – eine seltene, risikoreiche Gelegenheit, sein roter
Stingray stand in ihrer und Henrys Doppelgarage wie ein
Stück glänzenden Fleischs, falls das elektronische Tor ge-
triggert wurde und nach oben glitt. Das Haus der Slades,
ein Haus aus den fünfziger Jahren im Neokolonialstil mit
Garage und Sonnenveranda, in einer der neueren Straßen
aus der Nachkriegszeit in Middle Falls gelegen, irritier-
te ihn wegen der biederen Ordnung, die darin herrschte,
mit den vielen Zeugnissen von Henrys sorgfältiger Schrei-
nertätigkeit und seiner Arbeit am Haus und im Garten
und Vanessas tatkräftiger, traditioneller Haushaltsführung
und Victors beispielhaften Schulfortschritten am Choate.
Die pervers beständige Ehe der Slades, die auf einem un-
erschütterlichen, unausgesprochenen Fundament ruhte,
ging ihm gegen den Strich. Wusste Henry etwa nicht, was
für eine Schlampe seine Frau war? Machte seine behäbige,
selbstgefällige Dumpfheit sie nicht verrückt? Nein, offen-         bar hatten sie eine perfekte Übereinkunft – davon zeugte
jedes silbern gerahmte Foto von Victor, jedes Preisband des
Garden Club und jeder Sessel mit passendem Fußschemel
davor, ähnlich wie die Häuser in Willow, die seinen Neid
erregt hatten, mit ihren vollständig ausgebauten Kellern.
    «Au», sagte Vanessa, jedoch ohne Zorn. Sie akzeptierte
den Tadel als verdient.
    «Entschuldigung. Ich fand Alissa nie dick.»
    «Guck sie dir gelegentlich an. Sie ist noch immer nicht
ihre Schwangerschaftspfunde losgeworden, und das Kind
ist inzwischen vier Jahre alt.»
    Das Kind, Nina, konnte laufen und sprechen, es war
hübsch, aber verschlossen, und die Schichten weiblicher
Subtilität vervielfältigten sich in ihr ebenso wie ihre An-
mut und ihr Vorwitz; sie erinnerte Owen mehr und mehr
an seine eigenen Fotos aus der ersten Klasse, an diese Be-
reitschaft zu gefallen, vermischt mit einem Hauch Skepsis.
Doch die anderen sagten immer wieder, sie sehe ganz aus
wie Ian: seine kantige, gerunzelte Stirn, der Blick aus halb
geschlossenen Augen. Bis sie zu groß wurde für die Kin-
derkarre, schob der mutmaßliche Vater sie stolz überallhin,
im Laufschritt, wobei sein Gesicht über dem Ziegenbart
rot anlief. Seine mageren nackten Beine wurden sehnig.
Vaterschaft und körperliche Betätigung, das war Ians

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