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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Steuer
gehabt habe. Zweifellos war das verschreibungspflichtige Medikament, das ihre Schmuse-Session am Heron Pond
befeuert hatte, noch in ihrem Kreislauf. Owen musste dar-
an denken, wie er vor noch nicht vielen Jahren durch die
Wüste Nevada gerast war, während Mirabellas gebleichte
Locken in seinem Schoß hüpften, und dass er vor Jahren
einmal überstürzt aus einem gefährlichen Waldstück zu-
rückgesetzt hatte, während Elsie neben ihm hastig ihre Sa-
chen anzog: Er brachte es nicht über sich, empört zu sein.
Er verdiente diese Angriffe auf seine Hardware.
    Was ihn über die Entfernung mehr verärgerte, waren die
Schwierigkeiten, die Iris in Massachusetts mit dem kleinen
cremefarbenen AMC Pacer Coupé hatte, das er ihr für ihre
Zeit am Smith College gekauft hatte: mehrere Blechschä-
den, die sie sich beim Gedrängel auf den College-Parkplät-
zen holte, und jede Woche Strafzettel für falsches Parken
von der Polizei in Northhampton. Er hatte allmählich das
Gefühl, gepeinigt zu werden, was ihn besonders schmerz-
te, da Iris – als Einzige hatte sie die kastanienroten Haare
seiner Mutter – das Kind war, bei dem er das Gefühl hatte,
am meisten er selbst zu sein und am wenigsten künstlich in
seiner Vaterrolle. Iris hatte ihm ganz unangestrengt, wie es
schien, den leicht spöttischen, neckenden Respekt gezeigt,
wie er einem Vater von einer Tochter geschuldet wurde.
    In dieser unfallträchtigen Übergangszeit begann Ed, bei
ihrem wöchentlichen Lunch, mit Owen über einen PC zu
sprechen, der von E-O Data entworfen und von einem Un-
ternehmen in New Hampshire hergestellt und vermarktet
werden sollte. «PCs sind nicht mehr die Zukunft, sie sind
da», sagte Ed drängend. «In zehn Jahren gibt es in jedem
Haushalt einen. Es ist genau wieder so wie mit den Fern-
sehgeräten. Da stecken Milliarden drin. Denk an Apple.»
    «Ed, wir machen Software, keine Hardware.»
    «Wo ist da der große Unterschied? Du sprichst von Eiern
und Hühnern. Wenn du das eine kochen kannst, kannst du
auch das andere kochen. Worin hast du deinen Absehluss
vom MIT? Elektrotechnik. Also, dann lass uns um Gottes
willen mit der Technik anfangen. Wir haben hier eine gan-
ze Etage, die leer steht, für die Prototypen und die Logik-
analysatoren, wenn wir das Design-Stadium erst mal hinter
uns haben. Guck dir Apple an. Der 141 musste noch an ein
Fernsehgerät angeschlossen werden; ein Jahr später hatte
der 169 Farbe und Ton und konnte Spiele machen. Tau-
sende von diesen Geräten sind inzwischen verkauft wor-
den und benutzen die Software anderer.»
    «Verdammt, Ed, ich bin zu alt für diese neuen Tricks,
die du da vorhast. Sollen doch die cleveren Kids, die du
von Rensselaer angeheuert hast, oder wo immer sie her-
kommen, das machen. Sie sind wie geschaffen dafür, sie
haben das verinnerHcht. Für mich war es ein Abenteuer, für
sie sind das einfach nur Geräte.»
    «Du bist nicht alt, verdammt, du bist nur verdammt noch-
mal zu sehr anderweitig beschäftigt, das ist das Problem. Du
weißt nicht mehr, ob du zwei Frauen hast oder gar keine.
Reiß dich zusammen, O., sonst wird dein Grips zu Mus.»
    «Ist er schon geworden. Tut mir Leid, Ed. Ich weiß, du
hast große Hoffnungen auf mich gesetzt. Ich fürchte, ich
hab mich ablenken lassen.»
     
    Schlechtes Gewissen, schlechtes Erinnerungsvermögen.
Doch Owen würde nie den funkelnden Morgen Ende
Oktober vergessen – er erinnerte sich tagtäglich daran –,
als er, um Phyllis eine neue Aufstellung seiner Einkünfte
zu übergeben, die sie zu einem Termin mit ihrem Anwalt
in Hartford um zehn Uhr vormittags mitnehmen wollte,            direkt von seiner Bleibe in der Covenant Street zu sei-
nem ehemaligen Zuhause in der Partridgeberry Road fuhr.
Halloween stand bevor, auf Eingangsstufen und Veranden
leuchteten Kürbisse, in manchen Vorgärten standen mit
Stroh ausgestopfte Puppen – kopflose Reiter und in Laken
gehüllte Gespenster –, arrangiert zu ausgefeilten Tableaus.
In Owens Kindheit hatte es diesen komplexen heidnischen
Halloween-Firlefanz nicht gegeben, nur ein paar Streiche,
die mit Stirnrunzeln hingenommen wurden. Der Tag hatte
ebenso wie die größeren religiösen Feiertage an Bedeutung
verloren; von einer Gelegenheit für Kinder, ihren Schaber-
nack zu treiben und Kleingeld zu erpressen, war er zu ei-
nem harmlosen Pseudo-Weihnachtsfest geworden.
    In der Nacht hatte es geregnet, sodass die Straßen glänz-
ten und die Welt wie gewaschen aussah. Blätter fielen von
den

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