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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Abdrücke auf den
Steinfliesen der Beckenumrandung hinterließen, ging sie
und nahm sich ein Badetuch und hüllte sich darin ein.
Mit der freien Hand – die andere hielt das Badetuch über
der Brust zusammen – schüttelte sie sich eine Zigarette
aus der Packung auf dem kleinen weißen Tisch neben
dem Pool, und während sie den Kopf immer noch schräg
hielt, wie beim Auswringen ihres Haars, gelang es ihr, die
Zigarette mit nassen Fingern anzuzünden. In dieser Pose,
fand Owen, sah sie am bezauberndsten aus, die Augen
zusammengekniffen, den Rauch ausstoßend, das trock-
nende Haar von hinten erleuchtet wie brennendes Stroh.
Stacey brachte einen Hauch der Gegenkultur nach Midd-
le Falls. Irgendwie zauberte sie Hasch in kleinen Zello-
phantütchen und eine Packung Zigzag-Zigarettenpapier
herbei, und zu viert rauchten sie, meist sonntagabends,
im Wohnzimmer der Mervines. Freitags und samstags
fanden Dinnerpartys statt, die sie geben oder zu denen
sie gehen mussten, oder ein Ball für diesen oder jenen
guten Zweck, und das Haus der Mackenzies erwies sich
als Hemmnis, mit all den zuhörenden Kindern oben. Ed
und Stacey hatten nicht die Absicht, Kinder zu bekom-
men, wenigstens nicht gleich. Für Owen war das irgend-
wie ein Schock, und Phyllis kränkte ihn, weil sie offenbar
zustimmte. «Ich finde es besser, nichts zu überstürzen»,
sagte sie; dabei kräuselte sie nachdenklich die Lippen zu
ihrem kleinen frostigen Schmollmund. «Die jungen Leu-               te heute machen es richtig – sie haben Sex, aber sie gera-
ten nicht in die Falle.»
    «Die Falle?», fragte Owen gekränkt. «Wer stellt denn
Fallen?»
    «Niemand, Schatz – es passiert einfach. So passierte es
früher. Gibst du den Joint jetzt weiter, oder willst du dich
noch lange so dumm daran festhalten?»
    «Findest du im Ernst, dass Owie dumm ist?», fragte
Stacey in ihrem verlangsamten, süßen texanischen Tonfall.
«Ich glaube nicht, dass er dumm ist, er ist einfach nur be-
täubt.» Das letzte Wort wurde in Owens Kopf immer länger,
wie ein Lasso. Seit wann sprachen Frauen von ihm, als wäre
er nicht da? Seit er um ein Haar angeklagt worden wäre
wegen ehelicher Entfremdung, galt er gewissermaßen als
Ausstellungsstück.
    «Du meinst ...», fing Phyllis an, ließ den Gedanken
dann aber in der Schwebe, während sie den Joint vom
Mund nahm und weitergab an Ed, der das rauchende Ding
vor seine kurzsichtigen Augen hielt und es betrachtete, als
wäre es ein abstoßendes Rätsel.
    «Drogen», verkündete er, «fressen einem die Gehirnzel-
len auf.»
    «Ja», stimmte Owen ihm zu, wie immer bemüht, männ-
liche Solidarität zu wahren, «aber das Alter tut das auch.
Gehirnzellen sterben die ganze Zeit, und trotzdem hat das
Gehirn mehr, als es braucht, für die meisten Dinge.» Einen
so ausgedehnten Gedanken zu Ende zu bringen war wie
ein Wunder, wie ein Strang DNS.
    «Hör sie dir an», sagte Stacey zu Phyllis, «wie sie sich
um die Größe ihres Gehirns Sorgen machen. Typisch Ma-
cho, nicht?»
    «Männer», meinte Phyllis, «haben eine Schwäche für Quantifizierungen. Wolltest du sagen», fuhr sie fort, in ihrer
reizenden, leichten, gelassenen Art- ihre verhaltene Stim-
me hatte ihn schon immer angezogen, schon in den Tagen
des MIT, als er sich anstrengen musste, sie zu hören –,
«dass Owie, wie du ihn nennst, noch betäubt ist wegen der
Affäre, die er vor Ewigkeiten hatte, mit dieser lächerlichen
Frau? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie hieß.»
    «Faye Dunham», half Ed aus und zog sehr behutsam an
dem Joint, der beinahe nur noch aus dem Pappfilter be-
stand. An diesen Sonntagabenden kam der ganze Klatsch
von Middle Falls zur Sprache, sodass Stacey eingeweiht
wurde, auch über Owens Affäre, hauptsächlich wie sie von
Phyllis dargestellt wurde, als erbärmliche Verletzung nicht
nur der Eheversprechen, sondern auch der Selbstachtung
und des aufgeklärten Eigeninteresses. Stacey schien in-
teressiert, sehr zu Eds Unbehagen, das er zum Ausdruck
brachte, indem er sich in tiefes Schweigen oder in lakoni-
sche Bemerkungen zurückzog. «Faye war ganz okay», sag-
te er. «Nur schnell gelangweilt. Sie war in einer rastlosen
Phase ihres Lebens, mit diesem Säufer von Mann.»
    Stacey säuselte ihm zu: «Komm du bloß nie in diese Le-
bensphase, Liebling.»
    «Wie könnte ich?», fragte er.
    Niemand wusste die Antwort darauf. Meinte er, dass er
zu dick dafür war? Oder dass Stacey eine zu perfekte Ehe-
frau war? Die Frauen hatten sich wieder

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