Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana
alten Quelle-Zeiten. Allerdings geht es nicht um Klamotten oder Bettwäsche, sondern um Roggenmehl, Ferngläser und Ersatzteile von Generatoren. Oder einen Esel.
Katie und Rudi waren traurig, ihr Pferd untröstlich. Der Esel, zwar störrisch und oft missgelaunt, aber seit dreißig Jahren gleichberechtigtes Mitglied der Community, war gestorben.
Rudi liebte es, auf seinem Esel durch die einsamen Wälder zu reiten. Das klappte allerdings nur selten. Meistens bockte der Esel, der gerne ein Rodeo-Star gewesen wäre, schmiss den Reiter ab und ging erst mit, wenn auch Rudi zu Fuß ging. Also streiften sie gemeinsam durch unwegsames Gelände, lauschten Vögeln, ernteten wilden grünen Spargel, Pilze oder Kastanien. Oft blieben sie über Nacht weg.
Vor Menschen waren sie fast sicher, es sei denn Mina, die schöne Schäferin war mit ihrer Herde unterwegs. Die Sizilianerin mit langen blonden Haaren und einem bezaubernden Lächeln gehörte zu den ClubMed-Ausssteigern. In knappen Shorts und engen Tops begleitete sie ihre Tiere und erschien den Männern, ob Italiener oder Aussteiger, als Fata Morgana, die plötzlich am Horizont auftauchte. Die Frauen sahen das naturgemäß unfreundlicher.
Also ein neuer Esel muss her. Aber wer kennt schon wen, der gerade einen Esel verkaufen möchte?
„Kannst Du nicht in Deinem Ding da mal nachschauen?“ wollte Rudi wissen, der dafür extra die 25 Kilometer zu uns angereist war.
„Klar“, sagte ich und öffne ihnen die Welt des Internets.
Das Problem ist schnell klar. Im Norden und Süden gibt es ein Überangebot, doch die Toskana scheint eine nahezu Esel freie Zone zu sein. Eigentlich logisch. Norditaliener essen gerne Esel-Kotelett und Esel-Salami. Süditaliener schätzen Esel nach wie vor als Lasttiere. Also lohnt sich die Zucht.
Verkompliziert wurde die Suche auch noch von dem Wunsch, das Tier müsse dunkelbraun und recht groß sein. Am besten ein Ragusano, aus dem gleichnamigen Ort in Sizilien. Bloß nicht so ein kleiner Grauer, den würde das trauernde Pferd nie und nimmer akzeptieren. Verstehe ich.
Umso begeisterte bin ich, als ich lese, dass Santa Maria a Monte, nicht weit von Pisa, seine Müllabfuhr abschafft. Zwölf Esel! Die fleißigen Tiere, die seit Jahren in Körben, rechts und links vom Rücken hängend, die Müllbeutel der Einwohner aus den engen Gassen zum großen Müllwagen schleppen, werden Opfer der Politik. Kaum löste eine rechte Politikerin ihren linken Vorgänger ab, verkündete sie: „Die Esel müssen weg.“
Die Langohren mit dem melancholischen Blick werden schnöde entlassen. Angeblich sind sie unmodern und zu teuer. Dabei fordern sie nur 2,50 Euro am Tag für Hafer, Heu und Stroh. Straßenputz-Maschinen sind garantiert teurer in Anschaffung und Wartung.
Aber es gibt kein Erbarmen, die Esel werden verkauft.
Ein einfaches Geschäft, denkt man. Käufer kommt, sucht Esel aus, bezahlt 400 oder 600 Euro, je nach Rasse, und nimmt Esel mit.
Wer das denkt, kennt keine italienische Bürokratie. Erstmal wurden Umwelt- und Tierschutz-Gremien von der Kommune beauftragt, zu diskutieren, was beim Verkauf zu beachten ist. Nach wochenlangen Streitereien gab es dann ein zweiseitiges Formular. Dieses muss der Interessent, also Rudi zum Beispiel, ausfüllen. Wer ist er? Bietet er dem Esel ein artgerechtes Zuhause? Ist er qualifiziert, einen Esel zu pflegen? Ist er bereit, unangemeldete Kontrolleure zu empfangen, die schauen wollen, ob es dem Esel gut geht? Will er Profit mit einer Eselstute machen? Etwa ihre Milch an die Kosmetikindustrie verkaufen? Ganz schlecht. Das gibt bei der Bewerbung einen Punktabzug. Ebenso, falls der Käufer nicht in der Kommune von Santa Maria a Monte lebt. Vielleicht ist dem Esel ein Umzug in die Fremde nicht zu zumuten?
Was für eine Eselei.
XIV
Enzo der Degen-Künstle r . Eine neue Rolle für unseren rettenden Bauern.
Wir hatten ihn gebeten, zwölf 20 bis 30 Meter hohe Bäume zu schlagen, die unseren Blick auf Elba versperren und die Holzgarantie für ein warmes Haus im kommenden Winter sind. Wir selbst haben uns nicht getraut. Keine Ahnung wie und wohin diese Riesenteile fallen.
Ein kleiner Sägeunfall bei einem kleinen Baum reichte, um etwas kleinlauter zu werden. Nur dank des Sicherheitshandschuhs ist der rechte Ringfinger nur angeritzt und nicht ab.
Enzo, wie alle Holzfäller hier ohne Sicherheitskleidung, nur in Jeans
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