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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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Vertrauens“.
     
     
                                          XVI
     
    Notruf per Rundmail . Feine Pullover, Anzüge und Kostümchen sind definitiv nicht geeignet, um im Dreck zu wühlen. Und die wenigen alten Jeans und T-Shirts sind längst verschlissen.
      Gut, mein Cocktailkleid würde vielleicht die Stachelschweine zum Lachen bringen…
     
    Tatsächlich hatten einige Verwandte und Freunde ein Herz für notleidende Ausgewilderte und schickten Pakete an Enzos Adresse, der ordentlich an einer Asphaltstraße wohnt. Unser  Briefkasten kann nur Mini-Päckchen regensicher verwahren.
    Da wir dort nur alle paar Tage vorbeikommen, wäre es also unpraktisch, aufgeweichte Pakete auf dem Waldboden zu stapeln.
     
    Leider ist die Idee mit den Arbeitsklamotten ein wenig schief gegangen. Dabei fing es gut an. Enzo rief an und sagte, da wären drei Pakete bei seiner Schwiegermutter abzuholen. Er selbst sei mit seiner Frau und dem Traktor unterwegs, um zehn Kilometer entfernt Brennholz für den nächsten Winter zu liefern.
    Gut. Wir sind sofort losgefahren. Die nette alte Frau freute sich, uns zu sehen. Die Pakete waren somit nur auszulösen gegen eine Stunde Kaffeetrinken. An sich wäre dagegen gar nichts einzuwenden, wenn sie nicht zahnlos in tiefstem toskanischem Dialekt nuscheln würde. Ich habe praktisch nichts verstanden. Wieder einmal gibt es die bittere Erkenntnis: Ich kann gar kein Italienisch. Crash-Kurse, Privatunterricht und sechs Jahre in Rom – alles für die Katz’.
    Natürlich kam auch wieder die Frage aller Fragen – die ich nach dreimaligem Nachfragen endlich verstand - die fast alle Menschen über 80 Jahren stellen: „Raten Sie mal, wie alt ich bin.“ Ist doch schön, wenn man mit einer kleinen Lüge „na, höchstens 69“ ein glückliches Strahlen in ein runzeliges Gesicht zaubert. 
    Wieder zuhause öffneten wir die Pakete. Mein lieber Mann entdeckte sofort einen wunderschönen grünen Pullover.  „Der ist toll! Das ist mein neuer Lieblingspullover!“ Und so ging es weiter mit „dem edlen Pullover“, „der chicen Hose“, dem „feinen T-Shirt“. Alles zu schade, um darin zu mauern, zu roden oder zu hacken.
    Die Maßstäbe verschieben sich hier. Was in der Stadt aussortiert wurde, ist jetzt ein Sonntagsstaat. Und nun?
     
    Keine Zeit für lange Diskussionen, ob Arbeitsklamotten per se kaputt und hässlich sein müssen oder nicht.
    Der Strom ist weg.
    Natürlich ist das ganz normal hier, wenn es auch nur ein wenig gewittert. Da stürzen die Computer ab und wir spielen Romantikleben bei Kerzenschein.
    Aber wenn die Sonne scheint, sich kein Windhauch rührt und trotzdem kein Strom da ist, wird es ernst.
    Also Anruf bei der Strom-Hotline, die sinnigerweise in Kalabrien angesiedelt ist. Aber das Personal dort scheint gut geschult zu sein. „Wo wohnen Sie? Im Wald? Schauen Sie bitte im Stromkasten, ob es dort Ameisen gibt.“
    Okay. 300 Meter Spaziergang Richtung Okawango-Delta und Kasten am Waldweg öffnen. Bingo! Tausende fleißiger Ameisen wuseln über Kabel und Stromzähler.
    Zweiter Anruf in Kalabrien, zwanzigminütige Warteschleife, neuer Gesprächspartner.
    „Wir haben keinen Strom, aber viele Ameisen im Kasten.“
    „Oh, oh“, lautet die unheilvolle Antwort. Nach dem dritten „oh“ wird einfach aufgelegt.
     
    „Oh, oh“, denken nun auch wir und starten den Notfallplan. Kontrolle des Kerzenvorrats, Räumung des Gefrierschrankes, Anrufe bei mehreren Nachbarn auf der Suche nach Asyl für gefrorene Wildschweinkeulen und Rehschlegel. Die Ziege ist auch noch da.
     
    Dann geschieht ein Wunder. Ein, von Kalabrien aus organisierter, Techniker taucht auf! „Tja“, sagt er, „Ameisen mögen Plastik. Der Kurzschluss ist klar.“ Uns ist nichts klar, aber er repariert den Schaden und ist schnell wieder weg. Wir sammeln unsere Tiefkühl-Schätze wieder ein und haben viel gelernt. Ab sofort halten wir häufiger am Stromkasten, sprühen – Bio hin, Bio her – Ameisengift und tränken einen Lappen mit Terpentin. Den Geruch mögen die kleinen Plastikfresser nicht. Praktischerweise ist der Kasten so groß, dass die Chemiewaffen direkt am Kriegsschauplatz deponiert werden können.
     
    Kaum haben wir uns wieder an das zivilisierte Leben gewöhnt, gibt es kein Wasser mehr. Anruf bei der Hotline, einstündige Warteschleife, dann die Info: „Da gibt es einen großen Schaden. Ihre ganze Umgebung ist ohne Wasser. Das kann dauern.“
    Kein Problem, haben wir doch

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