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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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musste.
    „Ein Nachbar hat einen kleinen Bagger und schaufelte uns bei 35 Grad im Schatten eine Grube. Ich hievte dann den Kadaver mit der Traktorschaufel hinein. Das Zuschaufeln ging schneller als wir dachten, da das Loch für die Kuh fast zu klein war.“
    Es war nicht fast, sondern definitiv zu klein. Ein paar Tage später Der Schreck blähte sich der Boden und die Kuh tauchte wieder auf.
    Katie sieht wohl, dass ich langsamer esse. „Vielleicht erzählst Du das nach dem Essen weiter.“
    „Wieso?“ wundert sich Rudi, „die Geschichte hat doch ein Happyend. Also wisst ihr, der Bagger musste wieder kommen, das Tier rausheben und das Loch tiefer buddeln. Dann haben wir die Kuh noch mal bestattet. Nur diesmal mit einer dicken Schicht Löschkalk und viel Erde obenauf.“ Er lacht. „Nun ruht sie in Frieden.“
    Frieden herrscht auch wieder bei Hund und Katzen. Zwerg Micky wollte dann doch in seine kleine Höhle und Nico schläft wieder auf seiner Matratze, während sich die Kätzchen an seinen Bauch kuscheln.
     
     
     
                                        XII
     
    Strenger Verhaltenskodex für echte Aussteiger . Da gibt es ganz klare, ungeschriebene Gesetze. Zum Beispiel, nur ja keinen Touristen zu begegnen. Das ist in der ganzen Toskana nicht so einfach und schon gar nicht rund um den malerischen Ort Massa Marittima. Das ist das Problem!
     
    Denn, bei aller Liebe zur Selbstversorgung, auch der Freak braucht Toilettenpapier. Zweilagiges gibt es durchaus im Dorfladen, aber die Amnesie des Einsiedlers reicht nicht so weit, dass er sich nicht an den Komfort des dreilagigen Papiers in seinem vorigen Leben erinnert.
    Also fährt man möglichst früh zum Supermarkt, um sicher zu sein, dass die Urlauber noch schlafen. Kaffee, Hörnchen oder ein frühes Glas Wein sind dabei durchaus als Luxus erlaubt, aber die Bar muss gut versteckt sein. Im Notfall kann sie ungemütlich und direkt neben dem Krankenhaus liegen. Hauptsache sie ist frei von Touris.
    Schwimmen ist okay. Doch nur sehr früh morgens oder sehr spät abends und am besten in einem garantiert Urlauber freien schlammigen See.
    Besuche von Konzerten, Weinproben, Ausstellungen und Theateraufführungen sind absolut tabu – denn dort trifft man unvermeidlich auf Fremde.
     
    So ist es schwer, als Toskana-Reisender diese scheue Spezies, die unter sich in den Wäldern lebt, zu treffen.
    Schon die Begegnung mit zu vielen Gleichgesinnten verträgt der echte Freak nicht. Man trifft sich zu viert oder sechst, aber nie zu einem großen Fest mit zehn, zwölf Leuten oder gar noch mehr.
     
    Als zwei Neuankömmlinge ihre Ruinen, nur wenige hundert Meter entfernt von Katie und Rudi bezogen, wurde den beiden das Leben zu hektisch.
    Ständig, also ungefähr einmal in der Woche, kam ein Nachbar vorbei und wollte schwatzen. Das war zu viel. Nach langem Suchen fanden sie, 25 Kilometer entfernt, eine neue Ruine. Sie verkauften ihr inzwischen hübsch ausgebautes Haus und beluden den Traktor mit Geschirr, Möbeln, Kleidung, Kuh, Pferd und Esel. 38 Mal mussten sie hin und her tuckern, dann konnten sie aufatmen. Auf 30 Hektar Wildnis mit einer halb verfallenen Ruine ohne Dach waren sie endlich sicher vor unliebsamen Besuchern.
     
    Die beiden Schwaben schufteten wieder Jahre, um das Haus bewohnbar zu machen, Ställe und Scheune zu bauen und die Wildnis zu zähmen.
    Doch sie werden verfolgt. Umliegende Ruinen wurden als Ferienhäuser verkauft und alle Nachbarn auf Zeit wollen mit den beiden „Paradiesvögeln“ befreundet sein. Highlight des Urlaubs ist, in das tropisch eingewachsene Haus auf einen Wein eingeladen zu werden und das hauseigene Olivenöl nur mit Brot und einer Prise Salz zu probieren.
    Die beiden sind zwar nicht mehr so scheu, aber manchmal empfinden sie den Besucherstrom, ab und zu kommen sogar zwei Mal in der Woche Leute vorbei, als „stressig“.
    Ziehen sie noch mal um?
     
    Am Küchentisch von Freaks zu sitzen, niemand hat so etwas spießiges wie ein Wohnzimmer, bedeutet, eine kleine Zeitreise zurück in die 1970er Jahre zu machen. Wackelige Holzstühle, Schaffelle auf gemauerten Bänken, angestossenes Keramikgeschirr, simple Herde mit Gasflasche, Körbe unter der Decke für Vorräte wie Nudeln, Servietten, Küchenkrepp und Frischhaltefolie. Moderne Geräte wie Kühlschrank und Tiefkühler sind in Anbauten oder Kellern versteckt. Lieber läuft man für Butter oder Bier durch den Regen, als sich sein Lebensgefühl durch den

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