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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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für teures Geld einen Puffertank von 1000 Litern angeschafft hat, damit wir für diese Notfälle gewappnet sind. In besonders trockenen Sommern wird uns Normalbürgern nämlich tagsüber das Wasser abgestellt, damit  Luxusurlauber an der Küste drei Mal am Tag duschen können.
    Drollig nur, wenn der Tank leer ist.
    Wer ist schuld?
    Diese Frage kann durchaus eine Stunde lang diskutiert werden. Wir beschließen, das sich im Kreis drehende Gespräch zu vertagen und doch erstmal die Wasserkanister zu laden, bevor vielleicht auch noch die Waldquelle versiegt.
    Drei Kilometer Fahrt, Schlange stehen, gemeinsames Aufregen und Austausch wichtiger Tipps: Bieseln nur draußen, das gilt auch für Frauen. Am Besten nur kalte Küche, verbraucht weniger Geschirr. Saucen ordentlich mit Brot vom Teller tunken. Abwaschen nur einmal am Tag in der Schüssel. Sich selbst reinigt man ebenfalls an einem kleinen Trog. Hände und Gesicht reichen. Und da man verwandt ist, kann dasselbe Wasser benutzt werden. Geht alles.
    Den traurigen Topfpflanzen kann man bei 35 Grad im Schatten allerdings nur zurufen: „Survival of the fittest!“            
     
    Nach 48 Stunden kehrt das Wasser – als milchig-gelbe Brühe - in die Leitungen zurück. Ist das nun das Land, wo Milch und Honig fließen? Da keiner die Kostprobe machen möchte, holen wir zum Waschen und Kochen neues Quellwasser.
    Vielleicht doch Milch und Honig? Die Pflanzen haben sich jedenfalls dank der milchig-gelben Brühe prächtig erholt.
    Nach weiteren 48 Stunden kommt wieder klares Wasser aus dem Hahn. Problem erledigt.
    Ist ja auch nicht ungut, mal über Verschwendung nachzudenken. Ja, es ist durchaus bereichernd, live zu erfahren, wie ein Leben mit knappen Ressourcen funktioniert.
    Na ja, sagen wir mal: für kurze Zeit.  
     
     
     
                                        XVII
     
    Fototermin bei neuer Eselin.
    Nach dem Internet-Flop bei mir haben Katie und Rudi sich allein auf die Suche gemacht. Wo ein Esel auf der Wiese stand, wurde der Besitzer gefragt, ob er das Tier vielleicht verkauft. Tauchten sie in einer Bar auf, verwickelten sie die Gäste in lange Diskussionen, wo man denn einen Esel finden könnte. Schließlich gab‘s den richtigen Tipp. Hinfahren, Liebe auf den ersten Blick, Preis verhandeln, Lieferung am nächsten Tag.
    Vorfreude und doch eine schlaflose Nacht.
    Die schöne Eselin hat ein Fohlen, dass sie nicht wollten. Für den Verkäufer kein Problem. Für sie schon. Ehepaar Herzlos? Ausgerechnet sie, die Tierfreunde?
    Erneuter Anruf beim Besitzer, Preis verhandeln, Lieferung von Mutter und Kind, Besitzer einer tierischen Patchwork-Familie - das Pferd liebt die Eselin und hat das Fohlen sofort adoptiert.
    „Anders ging‘s nicht. Wir hätten uns sonst jeden Tag bei Nuba entschuldigen müssen“, sagt Rudi und tätschelt den Hals der Eselin, die fröhlich die nicht sauber geputzten Zähne bleckt, während sie das Fohlen säugt.
    Ich fotografiere das Idyll und die beiden wünschen sich Abzüge.
    Das ist erstaunlich. Denn wahre Aussteiger fotografieren nicht und hängen keine Bilder an die Wand, auch keine Gemälde. Taten die alten toskanischen Bauern ja auch nicht. Sie stellten höchstens ihr gerahmtes Hochzeitsbild und Porträts der verstorbenen Eltern auf. Das wiederum gilt als ganz furchtbar spießig und geht gar nicht.
    Doch ein Foto von Eselin und Fohlen kann zumindest mit in die Sammelkiste verkramter Erinnerungen.
     
    Wir gehen von der Weide zum Haus, vorbei am kleinen, hinter Büschen versteckten Swimmingpool. Über die Jahre hat sich ein wenig Luxus in ihr Leben geschlichen. Doch das verkompliziert das Leben als Freak. Was ist erlaubt? Was ist Verrat? Dieses Doppelleben führt zu drolligen Widersprüchen.   
    Pool ja, aber, eiserne Regel, geplantscht wird nur in Regen- und Brunnenwasser. Kommunales Wasser ist zum Duschen und Kochen reserviert. Sie wissen, dass die maroden öffentlichen Leitungen über 40 Prozent des Wassers auf dem Weg zu den Kunden verlieren, da der Lieferant, halb privat, halb staatlich, die meisten Löcher nur notdürftig flickt und nur selten neue Rohre verlegt. Sie wissen auch, dass italienische Bauern, verschwenderisch ihre Felder wässern, da sie nur einen symbolischen Preis für das Wasser zahlen.
    Aber Prinzip ist Prinzip. Sind Brunnen und Regenwassertanks leer, müssen Blumen und Gemüse dursten. Katie leidet dann über Wochen mit ihren Pflanzen, verteilt das letzte Nass in

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