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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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Nagetieren nicht zu geben.
    Wir kauften alle Varianten und servierten täglich sechs Päckchen. Sieben Tage = 42 Tütchen voller Leckerbissen. Alle im Nirwana verschwunden. Messerscharf kombinierten wir: So groß kann keine Rattenfamilie sein. Ergo treiben sie entweder einen schwunghaften Handel mit den Leckerbissen „Tausche giftiges Hühnchen gegen gesunde Karotte“ oder sie sind schlicht immun gegen das Gift.
    Eigenartig bleibt, dass die Biester sonstige Vorräte (also unsere) verschmähen. Ob Schokolade oder Salzstangen – nichts wird angeknabbert. Sie scheinen sehr gesundheitsbewusst zu leben, denn unter www.rattenparadies.de las ich: „Speisen mit zuviel Zucker und Salzgebäck schaden den Tierchen, denn Karies ist auch bei Ratten ein Problem.“ Kein Witz. Das steht da wirklich.
    Ehrlich gesagt, interessieren mich die Zahnprobleme von Ratten aber eher wenig.
    Weiterer Handlungsbedarf ist angesagt. Wir räumen unser an der Außenwand mühsam gestapeltes Holz ab und ich backe Kuchen. Genauer gesagt: Schokoladenkuchen. Dieser verkürzt die Wartezeit auf die Schaffenskraft eines sehr begehrten Maurers um Tage.
    Der kleine Mann, 50 Kilo leicht, hebt die tonnenschwere, aber morsche Holztür, die einst von außen in den Vorratsraum führte, aus den Angeln und trägt sie mindestens 50 Meter weit weg. Seither heißt er nur noch „Asterix“ bei uns. Er stemmt den Türrahmen raus, mauert das Loch zu und verputzt Innen- und Außenwand. Alles in nur drei Stunden. Dann isst er in zehn Minuten einen halben Kuchen und weg ist er zum nächsten Auftrag.
    Rattenproblem gelöst.     
     
     
                                       IXX
     
    Streit im Paradies . Zur Feier eines vorübergehend Ratten freien Lebens haben wir ein paar Nachbarn eingeladen. Das ging leider ein wenig schief. Gast A brüllte plötzlich Gast B an, er solle nicht so „selbstherrlich, selbstgerecht, überheblich und eigensinnig sein“. Zur Befriedung musste ich einen kleinen Zweig von einem Olivenbäumchen abbrechen, ihn quer zwischen die Lippen klemmen und als Friedenstaube um den Tisch flattern. Nein, habe ich natürlich nicht gemacht. Ich habe ihnen die Idee, zur Deeskalation, nur verbal beschrieben. Hat geklappt.
    Ich finde, A hatte mit seiner Charakterbeschreibung schon recht. Aber das nur unter uns gesagt.
     
    Die heile Welt im toskanischen Paradies hat ganz schöne Risse und Beulen. Klatsch und Streit unter Waldmenschen sind schlimmer als auf dem Dorf. Und gerade die, die einst vor der „deutschen Ordnung“ und dem „deutschen Polizeistaat“ flüchteten, entwickeln sich hier zu Streithanseln, die nach Gerechtigkeit schreien.
    Besonders lustig ist der Hass zwischen zwei benachbarten Waldschraten. Der eine lebt mit Hund und Schafen, der andere nur mit Hund. Jeder von ihnen hat tief im Wald ein Grundstück von mehr als 30 Hektar = knapp 40 Fußballfeldern. Nur an einer schmalen Stelle berühren sich ihre Latifundien. Doch diese paar Meter bieten Stoff für mehr als zehn Prozesse.
    Der Streit begann mit einem alt bekannten Verrat. Der eine wollte Strom, der andere nicht. Siegesgewiss als Retter des unberührten Lebens verreiste der Verweigerer,. Wusste er doch, dass die Leitung nur über sein Grundstück gehen konnte.
    Bei seiner Rückkehr der Schock: zwei Holzpfähle verbunden mit einer Leitung. Das war eine klare Kriegserklärung des alten Freundes und nun neuen Feindes. Die Pfähle wurden abgesägt. Neu aufgestellt. Abgesägt. Die Leitung wurde nächtens eingebuddelt, tags wieder ausgebuddelt. Aus gebrüllten Anschuldigungen wurden Gerichtsakten. Vermittelnde Freunde und Friedensrichter kapitulierten. Die beiden Streithähne nicht. Ein dummes Schaf hat einen Grashalm gestohlen? Anzeige. Der Hund bellt zu laut? Anzeige. Plötzlich gibt es eine Kette mit Vorhängeschloss auf dem gemeinsamen Weg? Anzeige.   
    Eine Entscheidung gibt es bis heute nicht. Italienische Gerichte nehmen sich gerne für Bagatellen dieser Art 15 Jahre Zeit.
     
    Die beiden Männer halten zwar den Rekord, aber sie sind in ihrer  Streitwut nicht alleine.
    Da geht es um eine Quelle, die zwei Gärten bewässern soll. Der eine zweigt Wasser für seinen Swimmingpool ab, der andere sitzt auf dem Trockenen. Landvermesser, Gutachter und Anwälte bringen zuverlässig ihre Rechnungen, aber keinen Frieden.
     
    Bizarrer Groll kennt wirklich keine Grenzen. Quer zu einem Waldweg mit drei Anwohnern auf 1000 Metern Länge steht ein hässliches

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