Landpartie mit drei Damen
sagte Jasper. »Wenn ich eine so reizende Frau hätte, würde ich keiner Debütantin hinterherlaufen.«
»Wie nett von Ihnen!«
»Ich bin nicht nett, nur bei klarem Verstand. Sie würden sich von Anthony St. Julien also nicht scheiden lassen?«
»Natürlich nicht. Warum auch. Es ist ganz unüblich für eine Lady, sich scheiden zu lassen, und außerdem stünde ich dann ohne Geld da.«
»Und warum lässt Anthony ›Der Lump‹ St.Julien sich nicht scheiden?«
»Weil die Debütantin offenbar nicht daran interessiert ist, einen geschiedenen Mann zu ehelichen. Sie möchte keine Mitbeklagte sein, genauso wenig, wie sie ihn später mit einer anderen jungen Lady zum Ball nach Brighton fahren lassen würde.«
»Klingt wie eine Whistpartie«, sagte Jasper. »Die Gewinnerin steigt auf, der Verlierer steigt ab. Ich glaube, Ihr Mann ist ein Schuft, Miss Smith. Wenn es eine Sorte Mann gibt, die ich nicht ausstehen kann, dann sind es Schufte.«
»Danke«, sagte Poppy St.Julien. »Sie sind wirklich süß.«
»Süß ist mein zweiter Name. Guten Morgen, Miss Jones, haben Sie gut geschlafen?«
»Grauenhaft, danke«, sagte Lady Marjorie. »Sie sollten mal mein Bett ausprobieren.«
»Oh, sehr gerne, etwas später. Sie sind ja eine richtige Prinzessin, altes Mädchen.«
»Sind wir per altes Mädchen?«
»Vielleicht haben Sie recht«, sagte Jasper. »Übrigens steht ganz viel über Sie in den heutigen Zeitungen, Apfelsaft statt Champagner. Haben Sie schon gesehen?«
»Ja, danke.«
»Ich weiß gar nicht, meine Liebe, ob ich dieses bedenkenlose Ausrangieren von Herzögen gut finde.«
»Tausend Dank. Es interessiert mich nicht, was Sie von meinen privaten Angelegenheiten halten. Und sagen Sie nicht meine Liebe zu mir.«
Es entstand kurzes Schweigen. Jasper hätte gern die Eroberung von Miss Jones in Angriff genommen, fühlte sich aber durch die Anwesenheit von Miss Smith auf unerklärliche Weise gehemmt. Er fand diese Schwäche sehr ärgerlich und befürchtete, es könne ein Zeichen echter Gefühle sein.
»Wo ist denn Ihr Freund?«, fragte Mrs St.Julien.
»Noel? Es geht ihm schlecht. Er hat sich in eine Provinzschönheit verliebt, der Arme.«
»Apropos Provinzschönheiten«, sagte Mrs St. Julien. »Ich habe eine mysteriöse Cousine, die hier in der Gegend wohnen muss. Sie heißt Eugenia Malmains, und soweit ich weiß, hat sie noch nie jemand zu Gesicht bekommen – ich dachte, ich schau mal bei ihr vorbei, solange ich hier bin.«
»Nichts leichter als das«, sagte Jasper. »Wenn Sie heute Nachmittag um Punkt vier vor dem Schokoriegelladen sind, werde ich Ihnen Ihre Cousine Eugenia Malmains vorstellen.«
Es war heiß und windstill an diesem Tag. Jasper, Noel und die beiden Damen saßen auf dem Dorfplatz unter einer ausladenden Linde und wussten einander wenig zu sagen. Jasper, der viele gemeinsame Themen mit Mrs St. Julien fand, wenn sie unter sich waren, und überzeugt war, er werde unter gleichen Bedingungen auch bei Lady Marjorie den besten Eindruck machen, fand den Umgang mit beiden zusammen ungewohnt schwierig. Auch Noels Anwesenheit hemmte ihn. Lady Marjorie und Mrs St. Julien ergingen sich in Belanglosigkeiten, während Jasper den rechten Augenblick abwartete und Noel insgeheim überlegte, wo, wann und wie er sich Mrs Lace erklären sollte.
Um Punkt vier kam Eugenia die Dorfstraße entlang, dicht gefolgt von Vivian Jackson und dem Reichshund. Sie schritt aus wie eine Siegesgöttin. »Heil!«, rief sie und hob den Arm zum sozialunionistischen Gruß.
»Butt«, erwiderte Noel und lachte übertrieben laut über diesen armseligen Witz.
Eugenia musterte ihn finster. »Union Jackshirt Foster«, sagte sie streng, »Sie sind mir schon einmal unangenehm aufgefallen. Wenn Sie weiterhin Witze über unsere Bewegung machen, werde ich mich gezwungen sehen, Sie vor den Kameraden zu degradieren. Ich selbst werde Ihnen mit meinem Dolch sämtliche Knöpfe abtrennen.«
»Sehr vernünftig«, sagte Jasper. »Schande oder römischer Tod für Union Jackshirt Foster. Miss Eugenia, ich möchte Sie gern Ihrer Cousine Mrs St.Julien und Lady Marjorie Merrith vorstellen. Die beiden Damen wohnen, wie wir, im Jolly Roger.«
»Heil«, sagte Eugenia. Sie salutierte und gab jeder von ihnen die Hand. »Ich freue mich sehr, Sie hier zu sehen. Wir brauchen dringend Mitglieder für eine Frauengruppe im Dorf, vielleicht möchten Sie mir bei der Organisation zur Hand gehen?«
»Natürlich«, sagte Poppy. Sie fand ihre Cousine
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