Landpartie mit drei Damen
Jones ist besser gekleidet, vorzeigbarer und wohl im Großen und Ganzen einfach lausiger. Welche von beiden nimmst du?«
»Du scheinst zu vergessen, dass ich schon verliebt bin«, sagte Noel schlicht und würdevoll.
»Ach, komm. Ich bin selber total verliebt. Glaubst du, darauf nehme ich Rücksicht? Pah. Es gibt Zeiten, mein Lieber, da ist die Liebe nichts als ein verwerfliches und unsoziales Gefühl, und dies ist so ein Moment. Los jetzt, entscheide dich!«
»Ich nehme Eugenia«, brummelte Noel in seinen Pyjama. »Alles für ein ruhiges Leben.«
»Ein ruhiges Leben ist das Letzte, was du mit diesem Mädchen haben wirst, aber gut, wenn du unbedingt willst. Ich gehe jetzt und werde mich très snob pour le sport geben und der geheimnisvollen Lady Marjorie den Hof machen. Ob sie schon auf ist – hab noch nie ein Mädchen erlebt, das so viel Zeit im Bett verbringt. Geht früh schlafen, steht spät auf und liegt fast den ganzen Tag mit eingecremtem Gesicht im Bett.«
Noel rief ihm hinterher, er werde nicht zum Mittagessen erscheinen, und war bald wieder eingeschlafen.
Zehn Minuten später stand Jasper, entgegen all seinen Plänen, im hinteren Teil des Gartens und küsste Miss Smith.
»Liebste Miss Smith«, sagte er, »wissen Sie, dass ich rasend verliebt in Sie bin?«
»Liebster Mr Aspect, wirklich? Das ist süß von Ihnen.«
»Liebste Miss Smith, dürfte man erfahren, wer Sie sind?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil es mich zufällig interessiert.«
»Ich bin vieles. Zur Zeit bin ich einfach eine Vertraute.«
»Von Lady Marjorie?«
»Ach, Sie wissen davon? Ja, ich bin ihre Vertraute. Wenn Marge in weißem Satin und mit Blumen im Haar herumläuft, dann laufe ich in weißem Leinen und mit Strohhalmen im Haar herum (literarische Anspielung), jedenfalls im Moment.«
»Ja, das scheint mir auch so. Wer ist Ihr Mann?«
»Er heißt Anthony St.Julien, und ich bin Poppy St.Julien. Sie können gern Poppy zu mir sagen.«
»Danke, für mich sind Sie Miss Smith. Und wo ist Anthony St.Julien in diesem Augenblick?«
»Trinkt vermutlich irgendwo einen Cocktail vor dem Lunch.«
»Weiß er, dass Poppy St.Julien schon so früh am Tag Jasper Aspect unter einer Weide geküsst hat?«
»Nein. Und wenn, es würde ihn nicht interessieren«, sagte Mrs St. Julien.
»Du meine Güte, ist der Mann ein Aal? Und jetzt erzählen Sie mir alles über die Heldin!«
»Sie ist einfach eine Heldin, wissen Sie.«
»Inwiefern?«
»Ich meine, sie ist kein gewöhnlicher Mensch wie Sie und ich. Man muss sie entweder als Ausbund an Egoismus betrachten oder eben als Heldin. Für mich ist sie eine Heldin. Ihre Handschuhe sind immer viel weißer als die anderer Leute, und das bewundere ich an ihr.«
»Aha. Und warum hat sie den Herzog nicht geheiratet?«
»Bei Marge weiß man nie, warum sie etwas tut. Sie denkt nicht in den üblichen Bahnen. Vorgestern beschloss sie einfach, die ganze Sache sausen zu lassen, und dann sind wir hierhergekommen.«
»Manche Leute wissen gar nicht, was für Glückspilze sie sind.«
»Das hab ich ihr auch gesagt. Marge, sag ich, in drei Tagen bist du eine Herzogin, wenn du meinen Rat willst. Es geht nicht um die Sache selbst, aber stell dir nur vor, was für ein guter Ausgangspunkt es wäre für all das, was du gern sein möchtest – eine zweifache Herzogin beispielsweise, ausgesprochen chic, und du kannst schließlich keine zweifache Herzogin sein, ohne erst mal eine einfache zu sein. Und dann stell dir vor, wie schön es ist, eine Herzoginwitwe zu sein oder gar eine geschiedene Herzogin.«
»Oder gar eine nette alte Herzogin.«
»Aber es nützte alles nichts, sie hat mir kaum zugehört. Sie sucht wohl die wahre romantische Liebe oder etwas ähnlich Törichtes – das Mädchen hat zu viele Schundromane gelesen. Also ließ sie die klassische Nachricht auf ihrem Nadelkissen zurück, eine für Osborne Dartford und eine für ihre Mama, und sie glaubt wirklich, sie werden nicht herausfinden, wo wir uns verstecken. Sie werden also niemandem etwas sagen, nein?«
»Nein.«
»Und Sie verraten niemandem, dass wir, ähm, nun ja …«
»Miteinander gehen?«
»Mm.«
»Warum denn nicht?«
»Weil es Anthony St.Julien zu Ohren kommen könnte.«
»Hatten Sie nicht gesagt, es würde ihm nichts ausmachen?«
»Es würde ihm überhaupt nichts ausmachen, ganz im Gegenteil, er wäre sogar froh. Er will nämlich die Scheidung, weil er sich in eine Debütantin verguckt hat.«
»Der Junge muss verrückt sein«,
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