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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Bemerkung in allertiefste Verzweiflung stürzen würde. Wie um sich gegen einen Schicksalsschlag zu wappnen, trank er einen großen Schluck Bier und sagte: »Ach, wirklich? Was hat sie denn gesagt?«
    Völlig unerwartet wurde ihm nach dem Trostkrümel der Bestand einer ganzen Bäckerei hingeworfen.
    »Mrs Lace ist verrückt nach dir. Sie kann an nichts anderes mehr denken.«
    Noel vermutete noch immer eine Falle. Vorsichtig sagte er: »Ich glaub dir kein Wort. Jedenfalls zeigt sie es nie, wenn wir zusammen sind.«
    »Mein Lieber, du bist wirklich ein miserabler Psychologe. Merkst du nicht, dass Mrs Lace eine dieser scheuen, vorsichtigen Frauen ist, die sich nicht so schnell öffnen? Ist dir nicht aufgefallen, wie reserviert sie ist?«
    Selbst der liebestolle Noel hatte das nicht bemerkt, war aber sofort bereit, es zu glauben.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf«, fuhrt Jasper fort. »Alles ist in bester Ordnung. Ich habe heute viel für dich getan, mein Lieber, du solltest ein bisschen dankbar sein.«
    »Was denn?«, fragte Noel skeptisch.
    »Ich habe dich in den höchsten Tönen gelobt, von deinem edlen Charakter gesprochen und so weiter. Aber vor allem habe ich eine Verabredung für dich arrangiert.«
    »Mit Anne-Marie?«
    »Mit wem denn sonst? Du wirst dich an einem Ort mit ihr treffen, wo ihr vollkommen ungestört seid, solange ihr wollt. Ein romantisches Plätzchen, wie geschaffen für ein Schäferstündchen (und vermutlich genau dafür eingerichtet). Dort wird sie dich morgen um drei erwarten.«
    »Und wo genau ist dieser Ort?«, rief Noel, der nun, wie Jasper es sich vorgestellt hatte, von einem Fieber freudiger Erregung gepackt wurde. »Sag schon, Jasper, wo?«
    Jasper antwortete nicht. Er schien wie in Trance versunken, starrte versonnen und träumerisch vor sich hin.
    »Jasper, verdammt, wo ist es?«
    »Ach, übrigens«, sagte Jasper, der plötzlich wieder zu sich kam, »ich könnte zehn Pfund gebrauchen.«
    »Glaub ich sofort«, sagte Noel.
    Langes Schweigen.
    »Ach so«, sagte Noel mürrisch. »Erpressung?«
    »Na, na, mein Lieber, was für ein hässliches Wort. Wie wär’s mit Kommission? Man muss schließlich leben.«
    »Ich wüsste nicht, warum«, sagte Noel.
    Doch im nächsten Moment holte er sein Scheckbuch hervor und stellte mit kaum verhohlenem Unwillen einen Scheck über zehn Pfund aus, knüllte ihn zusammen und warf ihn Jasper an den Kopf. Jasper strich das Papier glatt und las die Angaben. »Sieht ja wirklich schlimm aus«, sagte er, »aber man wird ihn mir wohl abnehmen. Tempel am See unweit von Chalford Old Manor. Du pirschst dich heran und stößt dabei Eulenrufe aus, das ist das Erkennungszeichen. Wenn die Luft rein ist, antwortet Mrs Lace mit einem fröhlichen Lachen. Komm, wir gehen in unseren Pub und finden heraus, was die Girls den ganzen Nachmittag getrieben haben.«
    Lady Marjorie und Mrs St.Julien tauchten an diesem Abend jedoch nicht mehr auf. Sie speisten, wie üblich, in ihrem Salon, gingen aber, gegen ihre Gewohnheit, nach dem Essen nicht hinaus in den Garten, um vor dem Schlafengehen noch die kühle Nachtluft zu genießen. Sie blieben in ihrem Salon und redeten offenbar pausenlos. Jasper verbrachte den größten Teil des Abends mit dem Ohr am Schlüsselloch, weshalb ihm die beiden Detektive entgingen, die wie Gespenster herumschlichen und offenbar das Gleiche vorhatten.
    Als Mrs St.Julien sich viel später in ihr Zimmer zurückzog, bemerkte sie ein wenig verblüfft, dass jemand es sich in ihrem Bett bequem gemacht hatte. Es war Jasper.
    »Alles in Ordnung«, sagte er, »die beiden Burschen haben mich dabei beobachtet, wie ich in Lady Marjories Zimmer gegangen bin, und von dort bin ich durch das Fenster hineingeklettert. Furchtbar leicht zu täuschen, diese Detektive, und da die beiden hinter Ihnen her sind, wird es ihr nichts ausmachen.«
    Poppy St.Julien setzte sich auf den Stuhl vor dem Frisiertisch und sah Jasper streng an. »Woher wissen Sie denn, dass sie hinter mir her sind? Es sieht fast so aus, als hätten Sie mein Gespräch mit Marge belauscht.«
    »Stimmt«, sagte Jasper und stopfte sich das Kissen in den Rücken, sodass er etwas aufrechter saß.
    »Die üblichen gesellschaftlichen Konventionen scheinen Ihnen fremd zu sein.«
    »Vielleicht ziehe ich es vor, sie zu ignorieren.«
    Poppy begann, sich das Haar zu bürsten.
    »Ihr Tonfall vorhin scheint mir darauf hinzudeuten, dass Anthony St.Julien Sie nicht sehr gut behandelt. Das tut mir leid.«
    Poppy bürstete sich

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