Landpartie mit drei Damen
Dorfstraße entlangschlendern sah, wurde ihm bewusst, welch schreckliche Eifersucht ihn plagen würde. Furchtbare Gedanken quälten ihn. Jasper war ein notorischer Schürzenjäger, der, wenn sich die Gelegenheit bot, noch nie etwas dabei gefunden hatte, einen alten Freund auszubooten. Außerdem war offensichtlich, dass Mrs Lace von ihm angetan war, während seine eigenen Schmeicheleien bei ihr bislang überhaupt nicht verfangen hatten. Er befürchtete, sie könne ihn uninteressant finden. Trübsinnig saß er da und kaute auf den Fingernägeln. Irgendwann erfasste ihn eine solche Verzweiflung, dass er um ein Haar Jasper hinterhergelaufen wäre, doch dann entsann er sich, dass es von größter Wichtigkeit war, die Motive der beiden Detektive herauszufinden, und da er nicht die Absicht hatte, sich in Jaspers und Mrs Laces Augen lächerlich zu machen, zwang er sich zu bleiben. Er war in einer elenden Verfassung und versuchte, sich mit dem Gedanken an Jaspers Gefühle für Poppy St.Julien und an seine finanzielle Abhängigkeit zu trösten. Weder das eine noch das andere konnte ihn wirklich beruhigen.
In diesem Moment erschien Eugenia und plauderte ein wenig mit ihm, schien aber enttäuscht, Jasper nicht vorzufinden, den sie offensichtlich für einen geeigneteren Sozialunionisten hielt als Noel. Daraufhin begann sie, ein leer stehendes Bauernhaus herzurichten, dessen Schlüssel sie dem Hausverwalter ihres Großvaters abgeschwatzt hatte und das sie als Parteibüro für den Bezirk Chalford und Umgebung nutzen wollte. Exquisite Chippendalemöbel, aus Chalford House geschmuggelt, wurden durch viel zu kleine Türen bugsiert. Zwei, drei Kameraden widmeten sich fleißig dieser Aufgabe, während Eugenia dabeistand, sie ermunterte und gelegentlich ihr eigenes nicht unbeträchtliches Gewicht geltend machte. Auch ihre Nanny wuselte mit einem Staubtuch herum, fuhr über die Möbelstücke, die bereits einen Ort gefunden hatten, und murmelte, was ihre Ladyschaft wohl sagen würde, wenn sie wüsste, was hier vor sich ging. Nachdem die Arbeit getan war (das heißt, als alle Möbelstücke mit Schrammen und abgesplitterten Kanten an ihrem neuen Platz standen und lebensgroße Porträts von Hitler, Mussolini, Roosevelt und dem Captain an der Wand hingen), stieg Eugenia auf eine besonders fragile und wertvolle Sitzbank, die sich unter ihrem Gewicht bog, und verkündete, dass die neue Parteizentrale am nächsten Mittwoch um 15.30 Uhr feierlich eröffnet werden solle.
»Na, wie war’s?«, fragte Noel, der es vor Neugier kaum aushielt. »Wie fandest du Anne-Marie … wie fand sie dich … worüber habt ihr geredet … habt ihr euch verstanden?«
»Wir haben uns bestens verstanden«, sagte Jasper. »Nettes Mädchen, Mrs Lace.« Fast hätte Noel laut aufgestöhnt. Jasper merkte sofort, in welcher Verfassung Noel war, und fand das durchaus amüsant. »Komm, wir gehen in den New Moon und trinken etwas«, sagte er und beschloss, Noels Qualen noch ein wenig zu verlängern. »Müsste gleich aufmachen.«
»Und was für einen sympathischen Mann sie hat«, fuhr er fort, während sie zum Tresen gingen und auf ihr Bier warteten. »Ein wirklich reizender Kerl. Hat mir furchtbar komische Geschichten erzählt. Ich werde ihn in der nächsten Zeit wohl noch öfters sehen.«
Diese Bemerkung fand Noel alles andere als beruhigend. Er wusste, dass Jasper großen Wert darauf legte, ein gutes Verhältnis zu den Ehemännern herzustellen.
Jasper ging nun zu einem etwas anderen Thema über, fragte Noel, ob er Eugenia gesehen habe, wie es ihr gehe und was sie so getrieben habe. »Und wie war dein Nachmittag?«, fragte er. »Irgendein Zeichen von den Schnüfflern? Nein? Mich haben sie jedenfalls nicht beschattet. Vermutlich sind sie hinter einem der beiden Mädchen her. Aber hinter welcher?«
Schweigend tranken sie ihr Bier. Noel brannten ein Dutzend Fragen auf der Zunge, und er zerbrach sich den Kopf, wie er sie formulieren konnte, ohne sich lächerlich zu machen. Er bot ein Bild des Jammers, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
Da warf Jasper ihm einen Krümel Trost hin.
»Mrs Lace hat viel von dir gesprochen«, sagte er.
Noel wirkte erleichtert, doch bald trat ein Ausdruck von Beunruhigung auf sein Gesicht. Da er unsicher war, wie Mrs Lace zu ihm stand, hielt er es für sehr wahrscheinlich, dass die Unterhaltung unter Jaspers Regie nicht besonders schmeichelhaft für ihn gewesen war. Er rechnete schon damit, dass ihn Jaspers nächste
Weitere Kostenlose Bücher