Landpartie mit drei Damen
kommen. Es würde sehr komisch aussehen, wenn du nicht kämest, und außerdem, wer soll die Cocktails mixen?«
»Mir egal, wer die Cocktails mixt. Leader kann das übernehmen.«
»Du weißt genau, dass das nicht geht – er ist Abstinenzler.«
»Typisch. Jedenfalls, wenn ich kommen soll, muss Mr Wilkins auch kommen, die Entscheidung liegt ganz bei dir, altes Mädchen.« Und mit diesen Worten stapfte Major Lace hinaus zu seinen Kuhställen.
Mrs Lace gab sich den größten Teil des Vormittags ihren Wuttränen hin. Während des Mittagessens sagte sie kein Wort, was Major Lace nicht bemerkte, da er sich, wie gewohnt, über Johns Krankheit und über den Tb-Gehalt eines Liters Milch ausließ. Er kam weder auf Mr Wilkins noch auf die Party zu sprechen, und sobald er aufgegessen hatte, verschwand er wieder. Den Nachmittag verbrachte Anne-Marie ohne rechte Freude mit Vorbereitungen für die Party. Selbst das Erscheinen von Mr Leader, der, wie versprochen, ihren Salon mit weiß bemalten Brombeerzweigen und Zellophan schmückte, änderte nichts an ihrer schlechten Laune.
Doch während des Umkleidens hellte sich ihre Stimmung auf, und als schließlich die ersten Gäste eintrafen, strahlte sie geradezu. Für Anne-Marie gab es nichts Schöneres auf der Welt, als eine Gesellschaft zu geben, und wenn man ihre Unerfahrenheit berücksichtigte, war sie durchaus eine gute Gastgeberin, die sich große Mühe gab, alle zufriedenzustellen.
Nach und nach erschienen Nachbarn, Ehemänner, Gattinnen, Töchter und der eine oder andere Sohn, der bei der Armee diente oder in Oxford studierte. Es waren allesamt nette, langweilige Leute, die von Anne-Maries Silberlamé-Cocktailhose und ihrem schweren Make-up entsprechend beeindruckt waren. Die jungen Männer aus Rickenbridge trafen mit ihren rötlichgelben Hosen und den offen getragenen Artexhemden genau den richtigen Ton bohemehafter Nachlässigkeit. Nun war wirklich alles bereit für den Auftritt ihrer neuen Freunde. Unruhig behielt sie die Auffahrt im Blick, und eine ganze Stunde lang spielte sie plaudernd und lachend Pagliacci, obwohl ihr das Herz brach, weil von den neuen Freunden weit und breit nichts zu sehen war.
Als sie schließlich, sehr spät und in Begleitung einer unbestrumpften Eugenia, doch noch auftauchten, machten sie einen furchtbar erschöpften Eindruck. »Wissen Sie«, erklärte Jasper höflich, »wir sind nach Eugenias Party einfach erledigt. Es war ganz fantastisch, von der ersten bis zur letzten Minute. Sie ist ein Genie. Eugenia, Eugenius. EUGENIA, Eugenia.«
»Es war zu schön«, sagte Lady Marjorie, die längst nicht so ermattet wirkte wie sonst. Sie hatte Farbe auf den Wangen, ihre Augen glänzten. »Warum sind Sie denn nicht gekommen, Mrs Lace? Sie machen sich gar keine Vorstellung, was für eine wundervolle Party es war.«
»Wir haben draußen vor dem Parteibüro stundenlang Jackshirt-Lieder gesungen«, sagte Poppy. »Vorwärts, Union Jackshirts – kennen Sie das? Wir können es Ihnen bei Gelegenheit vielleicht einmal beibringen. Und dann gab es einen wunderbaren Marsch, mit Blaskapelle, und jeder hat einen Union Jack getragen. Marge und ich sind beigetreten. Die Kameraden waren himmlisch, so gut aussehend!«
Alle ließen sich in Sessel fallen und fächelten sich Luft zu. Poppy und Marjorie sahen überhaupt nicht wie elegante Londonerinnen aus, die es darauf abgesehen hatten, die lokalen Ehefrauen zu beeindrucken. Eugenia, die plötzlich Mr Leader erblickt hatte, flüsterte Poppy weithin hörbar zu: »Er ist ein bekannter Pazifist. Sollen wir ihm seinen gerechten Union-Jackshirt-Lohn verpassen?«
»Nicht jetzt«, flüsterte Poppy zurück, »wir sind alle viel zu müde.«
Mrs Laces Party schien nun wie unter einem Fluch zu stehen. Es war schrecklich, denn niemand verhielt sich so, wie sie es geplant hatte. Die meisten Nachbarn waren gegangen, um daheim ihr frühes Abendessen einzunehmen, und die Verbliebenen standen grüppchenweise im Garten und sprachen über Sport oder mit Major Lace über die Ungeheuerlichkeiten des Milk Marketing Board. Die jungen Männer aus Rackenbridge standen an der Bar und aßen und tranken, was sie auftreiben konnten, während ihre neuen Freunde keineswegs wundervoll waren, sondern sich wie Schwachsinnige in den Sesseln fläzten.
»Wir sind todmüde!«, riefen sie immer wieder. »Sie hätten sehen sollen, was für eine Strecke wir marschiert sind. Grauenhaft. Und diese Hitze, puh!«
Poppy, von einem Anflug schlechten
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