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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Scherz. Er bedroht das Lebenswerk all derer, die – wie ich – den Frieden lieben und für Gleichberechtigung eintreten. Anne-Marie, Sie können doch nicht in zwei Wochen all unsere wundervollen Ideale vergessen haben!«
    »Nein, nein«, sagte Anne-Marie. »Das ist es nicht. Aber es ist doch interessant, Menschen kennenzulernen, finden Sie nicht, und die Welt einmal mit ihren Augen zu sehen. Noel Foster ist in vielerlei Hinsicht ganz außergewöhnlich. Die anderen sind nett, aber er steht weit über allen anderen, die ich bisher kennenlernen durfte. Ich kann es nicht erklären, Sie sollten sich ein andermal mit ihm treffen, in aller Ruhe, und sich selbst ein Bild machen.«
    »Oh, danke sehr«, sagte Mr Leader. »Was ich heute Nachmittag von ihm gesehen habe, reicht mir.«
    »Ich wollte Sie fragen«, fuhr Mrs Lace fort, »ob Sie und Ihre Freunde aus Rackenbridge uns bei unserem Kostümfest helfen würden? Wir haben uns gedacht, dass die verschiedenen Szenen von unterschiedlichen Gruppen dargestellt werden, allerdings ist noch nichts endgültig entschieden.«
    Mr Leader meinte, er werde es sich überlegen. »Ich muss jetzt Adieu sagen, Sie entzückendes Geschöpf. Vergessen Sie nicht, Sie sind die schönste Muse, die man sich denken kann. Verschwenden Sie Ihre Freundschaft nicht an jemanden, der eines solchen Geschenks vielleicht unwürdig ist.«
    Mrs Lace hätte ihn ohrfeigen können, dass er dieses hübsche Kompliment nicht in Noels Gegenwart gemacht hatte. Hier, unter den düsteren Lorbeerbüschen am Rand des Gartens, erschien es ihr völlig vergeudet.
    Als sie wieder im Haus war, stellte sie fest, dass bis auf Mr Wilkins und seine Bewunderer alle Gäste gegangen waren.
    »Da ist Anne-Marie ja!«, rief Noel munter. »Kommen Sie und setzen Sie sich zu uns! Sie sind schon viel zu lange Gastgeberin!«
    »O ja!«, rief Poppy und machte ihr auf dem Sofa Platz. »Wir wollen Sie hier haben, wir wollen Ihnen erzählen, was wir uns alles für das Kostümfest ausgedacht haben.«
    »Ah, das Kostümfest!« Mrs Lace fühlte sich besser. Welche Rolle spielte es, dass die Cocktailparty ein wenig unbefriedigend verlaufen war, wo doch das Kostümfest am Horizont erstrahlte! Sie rief sich in Erinnerung, dass sie und Noel als Königin Charlotte und König George III auftreten würden. Gemeinsam würden sie in jener schönen historischen Kutsche fahren, die Lady Chalford für diesen Anlass zur Verfügung stellen wollte, vorbei an den jubelnden Mengen, allseits bewundert und huldvoll nach links und rechts grüßen.
    Dieses Bild hatte sich Anne-Marie eingeprägt, fast die ganze Zeit musste sie daran denken. Wie liebreizend und hübsch sie mit ihrem Diadem aussehen würde, wie stattlich Noel mit Perücke und Uniform; keinem Beobachter würde entgehen, welch große Liebe sie verband. Noch lange würden all jene, die unter den Zuschauern waren, sagen: »Eine Schande, dass wir damals nicht wussten, wer er war. Wir hätten es uns eigentlich denken können, so selbstverständlich und würdevoll, wie er die Hochrufe annahm. Natürlich waren die beiden furchtbar verliebt, das konnte ja niemandem verborgen bleiben. Was für eine romantische Geschichte!«
    Vielleicht würde ihr Foto in den Zeitungen erscheinen, ein Foto, auf dem Noel ihr einen unendlich liebevollen Blick schenkte. Wenn Anne-Marie an das Kostümfest dachte, bot sich ihr eine erregende Vielfalt von Möglichkeiten.
    Was sagte Poppy da? »Ja, es war Marges Idee. Wie gut, dass sie daran gedacht hat, jetzt ist alles arrangiert. Mr Wilkins wird George III spielen! Er hat zugesagt, aber wir mussten vor ihm auf Hände und Knie gehen und ihn anflehen, nicht wahr, Mr Wilkins? Und darum wird das Kostümfest auch ein Riesenerfolg werden, denn noch nie waren sich zwei Menschen so ähnlich wie Mr Wilkins und George III. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Und nun, da Sie im Bilde sind, müssen wir uns auf den Weg nach Chalford machen, es ist schrecklich spät, und das Abendessen wartet. Es war eine ganz wunderbare Party, besonders die Begegnung mit Mr Wilkins. Vielen, vielen Dank, auch dafür, dass Sie uns Mr Wilkins vorgestellt haben, das war himmlisch von Ihnen. Auf Wiedersehen, Mr Wilkins, bis morgen also, gegen eins.«
    Major Lace konnte nicht verstehen, warum seine Frau sich in dieser Nacht in den Schlaf weinte. Er sagte sich, dass sie wohl wieder schwanger war.

10

    Am nächsten Tag zur gewohnten Stunde kämpfte sich Noel, hin und wieder Heulrufe ausstoßend, durch das

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