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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Gewissens geplagt, flüsterte Jasper zu, dass sie sich doch ein wenig unter die anderen Gäste mischen sollten.
    Jasper erwiderte: »Dann misch dich halt«, aber nichts geschah.
    Mrs Lace kam mit Mr Leader und stellte ihn reihum vor. »Leslie hat diese fabelhafte Dekoration für mich gestaltet. Er ist nämlich Surrealist, wissen Sie.«
    Poppy sagte höflich: »Ach, wie interessant! Sind das nicht die Leute, die Innereien lieben und Babys die Augen ausreißen?«
    Jasper sagte, er habe einmal ein Stück geschrieben, das in Jean Cocteaus Bauch spiele. »Leider habe ich die Filmrechte verkauft«, fügte er hinzu. »Sonst könnten Sie sie haben. Der Film wurde in Paris gezeigt, viele Leute wurden deswegen aus dem Jockey Club und aus der römisch-katholischen Kirche hinausgeworfen. Das hat mir sehr gut gefallen.«
    Eugenia warf Mr Leader einen düsteren Blick zu und sagte mit drohender Stimme: »Sie sollten sich mal das Innere unseres neuen Parteibüros ansehen.«
    »Es ist noch aufregender als das Innere von Jean Cocteaus Bauch«, sagte Jasper.
    Nach diesem Hin und Her erstarb die Konversation, und der arme Mr Leader verschwand bald. Noel lehnte sich zurück und hielt sich eine Zeitung vors Gesicht – niemand hätte bei seinem Anblick angenommen, dass er völlig vernarrt in seine Gastgeberin war, und keiner ihrer Gäste würde mit dem Eindruck heimkehren, dass die beiden einander in unsterblicher Liebe verbunden waren. Mrs Lace betrachtete ihn voller Verzweiflung.
    Doch es sollte noch schlimmer kommen. Bald erschien der verhasste Mr Wilkins, noch weniger soigné als sonst, über und über mit weißem Staub bedeckt, und wurde von Major Lace vorgestellt. »Hier«, sagte er und rieb sich die Hände, »ist endlich der gute alte George – hatte unterwegs zwei Pannen! Aber besser spät als gar nicht, was, George? Hatte mir schon gedacht, dass das Ihre Klapperkiste ist, die draußen zu hören war. Cocktail oder Whisky-Soda?«
    »Was für eine eindrucksvolle Erscheinung«, flüsterte Lady Marjorie Poppy zu.
    »Er hat jedenfalls ein sehr drolliges Gesicht«, bestätigte Poppy.
    In diesem Moment wurde Mrs Lace ans Telefon gerufen. Eine Nachbarin hatte ihren Sommermantel vergessen und wollte ihn am nächsten Tag abholen. »Ihre Party war wunderschön«, fügte sie hinzu. »Wie schade, dass wir schon so früh gehen mussten.« Auch Mrs Lace äußerte ihr Bedauern, versprach, gut auf den Mantel aufzupassen, und kehrte wieder in den Salon zurück, wo sie ein höchst peinigender Anblick erwartete.
    Mr Wilkins saß auf einem Sofa zwischen Mrs St.Julien und Lady Marjorie, die schallend lachten. Ihnen zu Füßen saßen Mr Aspect und der unerkannte, aber völlig aufgekratzte Noel und schienen sich ebenfalls gut zu amüsieren, während Major Lace mit dem Gesichtsausdruck eines Magiers, der gerade ein fantastisches Spielzeug aus dem Ärmel gezaubert hat, über der ganzen Gruppe stand.
    »Und kennen Sie den von dem Mann in der Buchhandlung?«, fragte Mr Wilkins.
    »Nein!«, riefen alle im Chor.
    »Der Mann fragt: ›Haben Sie Französisch für Anfänger?‹ Darauf die Verkäuferin: ›Nein, wir führen nur anständige Literatur.‹«
    Brüllendes Gelächter.
    »Und kennen Sie den von dem Mann bei seiner Festnahme?«
    »Nein.«
    »Die Polizisten sagen: ›Alles, was Sie sagen, kann Ihnen vorgehalten werden.‹ Sagt der Mann: ›Alles, was ich sage, kann mir vorgehalten werden?‹ ›Ja.‹ Darauf er: ›Na gut, Greta Garbo.‹«
    Während Mrs Lace angewidert diese Szene beobachtete, kam Mr Leader vorbei, um sich von ihr zu verabschieden. Er machte ein Gesicht, als habe er einen üblen Geruch in der Nase.
    »Ich werde Sie hinausbegleiten«, sagte sie, dankbar für jede Gelegenheit, dem widerwärtigen und so erfolgreichen Mr Wilkins zu entfliehen.
    »Meine liebe, hochverehrte Anne-Marie«, sagte Mr Leader und legte ihr die Hand auf den Arm, »bitte erklären Sie mir, was das für neue Freunde sind – was finden Sie nur an ihnen? Sie haben mir doch immer erzählt, wie sehr Ihnen solche Leute missfallen, reich, smart, seicht und dumm«, sagte er tadelnd.
    »Sie verstehen nicht ganz«, sagte die arme Mrs Lace. »Sie sind wirklich entzückend, nur heute sind sie anders. Wenn Sie allein mit ihnen redeten, würden Sie sie gewiss nicht für dumm halten.«
    »Meine Liebe, sie müssen dumm sein, sonst wären sie nicht der sozialunionistischen Partei beigetreten.«
    »Ach, das ist noch nur ein Scherz!«
    »Der Sozialunionismus ist kein

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