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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Gärtner bitten, ein paar erstklassige Weintrauben und Pfirsiche zu pflücken, die Sie dem alten Driburgh bitte mit meinen besten Grüßen überbringen. Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie es ihm geht.«
    Das vernahm Jasper mit großer Freude. Erstklassige Weintrauben und Pfirsiche waren heiß ersehnte Mangelware im Jolly Roger, die Erdbeeren dort waren längst hinüber und die Himbeeren zunehmend matschiger.
    »Sollte er halbwegs er selbst sein«, fuhr Lady Chalford fort, ohne zu ahnen, dass ihr junger Freund solche gemeinen Gedanken hegte, »würden mein lieber Mann und ich ihn furchtbar gern hier begrüßen. Ich frage mich beispielsweise, ob er nicht mit Einwilligung des Kurators zum Kostümfest kommen könnte. Nun ja, ich überlasse es Ihnen, Mr Aspect, tun Sie, was Sie für richtig halten.«
    Dann kam Lady Chalford auf das Kostümfest zu sprechen. »Sie alle sind so furchtbar nett. Sie wissen gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie mir diese ganze Arbeit abnehmen. Eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen würde weit über meine Kräfte gehen, dafür lebe ich schon viel zu lange in dieser Abgeschiedenheit hier. Diese liebenswürdige kleine Mrs Lace – sehr clever von Ihnen, dass Sie sie aufgetrieben haben. Sie kennt ja alle Nachbarn im Umkreis von fünf Meilen. Ich habe sie gebeten, meine Gästeliste zu überprüfen, damit wir die Einladungen verschicken können. Der Verwalter meines Mannes wird sie dann für mich durchgehen und mir zu jedem etwas sagen, damit ich sicher sein kann, dass niemand eingeladen wird, den meine kleine Eugenia lieber nicht kennenlernen sollte. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein. Mrs Lace ist die Tochter eines Landpfarrers, und Lace ist hier in der Gegend ein allseits geachteter Name. Die Familie wohnt seit hundert Jahren oder noch länger in Comberry, und Major Lace ist Laienrektor. Ich bin völlig einverstanden, wenn Eugenia sich mit ihnen anfreundet, sehr standesgemäße Leute. Aber sagen Sie, wann wird denn der Gatte unserer lieben Poppy erwartet?«

12

    Poppy und Jasper fuhren die rund sechzehn Meilen ländlicher Gegend zwischen Chalford und Peersmont in einem alten rotbraunen Rolls-Royce, dem einzigen Zugeständnis an den technischen Fortschritt, das Lord und Lady Chalford gemacht hatten. Statt weit in den Polstern zurückgelehnt wie in modernen Autos, in denen man nichts als polierten Lack sieht, saßen sie kerzengerade und hatten einen weiten Blick über das sommerliche Land. Im Innern des Wagens roch es muffig, die Ledersitze waren mit Leinenbezügen bedeckt.
    Die Landschaft mit ihren goldenen Kornfeldern, dunkelgrünen Wäldchen, zitronengelben Stoppelfeldern und den Garben bot einen wunderschönen Anblick. Es war heiß. Poppy sagte, wie traurig sie bei dem Gedanken werde, dass diese wunderbaren stillen Gegenden in wenigen Jahren wahrscheinlich mit schäbigen kleinen Häusern verbaut seien.
    »Denk nur an Sussex«, sagte sie erschaudernd. »Wie schön wäre es, wenn England ein ärmeres, kleineres, unauffälliges Land unter den Nationen und wieder so zivilisiert wie früher wäre.«
    »Arm bedeutet nicht unbedingt zivilisiert«, sagte Jasper. »Zivilisation hängt entscheidend von einem ökonomischen Faktor ab, nämlich einer extremen Ungleichverteilung von Reichtum. Das unvermeidliche Heraufkommen des Sozialismus, ob national oder international, wird das, was von unserer Zivilisation noch übrig ist, endgültig beseitigen.«
    »Wenn das deine Ansicht ist, dann staune ich, dass du Eugenias Partei beigetreten bist, die schließlich eine Art von nationalem Sozialismus propagiert, nicht wahr?«
    »Mir ist der nationale Sozialismus lieber als die andere Variante, er ist viel romantischer. Außerdem glaube ich, dass die abendländische Kultur, wie wir sie kennen, möglichst schnell vitalisiert werden muss. Sie ist alt und erschlafft, wir sind quasi im Mittelalter, und mir wäre lieber, sie kommen mit Trompeten und Fahnen anmarschiert als mit klappernden Schreibmaschinen. Im Grunde meines Herzens bin ich vermutlich ein Nihilist.«
    »Ich weiß nicht, was das ist«, sagte Poppy.
    »Du bist ja auch ein Mädchen mit einem sehr begrenzten Horizont.«
    »Nein.«
    »Doch. Du interessierst dich, wie die meisten Frauen, nur für Persönlichkeiten, Dinge interessieren dich nicht.«
    »Das stimmt einfach nicht. Ich finde Dinge wahnsinnig interessant – ich möchte unbedingt einen Zobelmantel haben.«
    »Sei nicht so oberflächlich, das kann ich nicht

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