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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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um eine spezielle Klapsmühle, exklusiv für spinnerte Lords, mit einer ganz besonderen Hausordnung. Die Anstalt wurde 1865 von einer reichen alten Aristokratin gegründet, die selber nicht ganz dicht war. Sie ließ das Anwesen exakt nach dem Vorbild des Oberhauses bauen, damit sich die Jungs wie zu Hause fühlen sollten, und von ihr stammt auch die Hausordnung. Ich habe mir mal ein Exemplar besorgt, weil ich dachte, es könnte vielleicht nützlich sein – hier.« Er zog ein paar getippte Blätter aus der Tasche. »Ich lese dir mal die einschlägigen Stellen vor«, sagte er. »Es beginnt mit einer Art Vorwort, in dem es heißt, dass Wahnsinn ein Schicksal ist, das jeden treffen kann, ob Bauer oder Edelmann, und dass folglich sogar Herzöge Opfer dieser heimtückischen Krankheit werden können. Es sei, heißt es weiter, ein Skandal, eine Schande für die Nation, dass man so viele dieser bedauernswerten, unschuldigen Männer in der üblen und unkultivierten Atmosphäre gewöhnlicher Irrenhäuser habe zugrunde gehen lassen. Dieser Skandal hat die Frau wohl so sehr umgetrieben, dass sie einen Großteil ihrer Zeit damit zubrachte, die alten Herren zu besuchen und ihnen das Dasein zu erleichtern, indem sie ihnen vorlas, ihnen Brandmalerei und andere nützliche und einträgliche Arbeiten beibrachte und ihnen, so weit die Hausordnung dieser Irrenanstalten das zuließ, all jene kleinen Annehmlichkeiten bot, die das Leben lebenswert machen. ›Ich bin der Ansicht‹, schreibt sie, ›und unsere hochverehrte Königin hat mich gütigst in meiner Auffassung bestätigt, dass wir nie genug für jene Gentlemen tun können, die der Krone und der Nation so treu gedient haben und durch unerforschliche Schicksalswege daran gehindert werden, weiterhin solche treuen Dienste zu leisten und insgesamt ein würdevolles Leben zu führen, ja, die vielmehr abgeschnitten sind von ihren Angehörigen und all jenen Vertretern ihres Standes, die dieser Krankheit noch nicht zum Opfer gefallen sind.‹ Und so weiter und so fort. Und hier – hörst du mir überhaupt zu, Miss Smith? – ist die Regel, auf der meine Hoffnungen ruhen. Paragraf VI: Damit diese bedauernswerten Aristokraten sich jenes Maß an Selbstachtung bewahren können, das ihnen durch Geburt zusteht, ihnen in ihrer Situation aber allzu oft vorenthalten wird, haben die Bewohner von Peersmont satzungsgemäß Anspruch auf die volle und uneingeschränkte Verfügungsgewalt über fünfzig Prozent ihres Einkommens zu Lebzeiten und auf die volle und uneingeschränkte testamentarische Verfügungsgewalt über fünfzig Prozent ihres Besitzes nach ihrem Tod. Das ist doch eindeutig, nicht? Diese ganzen Bestimmungen wurden eigens für diese Anstalt formuliert und vom Parlament ratifiziert. Nun weiß ich zufällig, dass der alte Herr, mein Großvater, alles in allem mehr als eine Million besitzt. Und da er ein ausgesprochener Geizkragen ist, darf man annehmen, dass er, wenn er in den dreißig Jahren, die er nun schon in Peersmont zubringt, jährlich fünfundzwanzigtausend Pfund eingenommen hat, alles andere als arm ist. Andererseits ist jeder Versuch, ihn etwas zu erleichtern, so, als wollte man Blut aus einem Stein quetschen. Ich weiß, dass meine arme Mutter ihn seit Jahren besucht und nie einen Penny gesehen hat. Auch Onkel Bradenham ist ein Geizhals, das liegt offenbar in der Familie.«
    »Klingt nicht sehr vielversprechend«, sagte Poppy.
    »Es ist ziemlich aussichtslos. Deswegen habe ich den alten Herrn auch nie besucht. Aber ein Versuch kann ja nicht schaden. Und es wäre doch witzig, sich Peersmont einmal anzusehen. Lady Chalford ist bereit, mir jederzeit ihren Wagen zur Verfügung zu stellen. Ich schlage also vor, wir fahren diese Woche mal rüber und versuchen unser Glück, hm?«
    »Wenn du meinst«, sagte Poppy gleichgültig.
    Jasper suchte Lady Chalford auf, um mit ihr, wie eigentlich jeden Tag, über das Kostümfest zu sprechen, und erkundigte sich bei der Gelegenheit, ob er ihren Wagen borgen könne. Die beiden verstanden sich prächtig. Sie fand, dass er ein reizender junger Mann war, und machte keinen Hehl aus ihrem Wunsch, er möge Eugenia ehelichen und sich so ihrer Familie verbinden. Jasper seinerseits gewann die alte Dame richtig gern.
    »Selbstverständlich«, sagte sie. »Sie können den Wagen jederzeit haben. Ja, nehmen Sie Poppy ruhig mit. Es wird dem alten Driburgh guttun, ihr hübsches Gesicht zu sehen. Und an welchen Tag hatten Sie gedacht? Morgen? Gut, ich werde den

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