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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Rolle behalte. Leider verfehlte dieser Nadelstich seine Wirkung, da die Angesprochene nicht die leiseste Ahnung von englischer Geschichte hatte.
    Noel und Jasper, die in der letzten Zeit kaum miteinander gesprochen hatten, kamen bei einem ruhigen Glas im Rose Revived überein, sich öfter zu sehen, und waren sich einig, dass Frauen unmöglich seien, außer dort, wo sie laut Eugenia hingehörten. Noel ergriff nicht mehr bei jedem Thema Partei für Mrs Lace; da er sich ihrer tiefen Liebe inzwischen gewiss war, konnte er ihr gegenüber eine arrogante Haltung an den Tag legen. Er war auch keineswegs gewillt, ihr zuliebe eine mögliche Beziehung zu Eugenia Malmains ein für allemal auszuschließen.
    Und Mrs Lace, die sich ihrer romantischen Bestimmung sicher war, fand nichts dabei, Exverlobte von Herzögen und Enkelinnen von Grafen mit größter Nonchalance zu brüskieren. Sie trug die Nase hoch und erlaubte sich den Luxus, zu allen Leuten unmöglich zu sein, Noel natürlich ausgenommen.

11

    Die beiden Detektive gingen derweil ihrem traurigen Geschäft nach. Sie kannten offenbar kein Ruhebedürfnis, weshalb die Bewohner des Jolly Roger ständig an den abwegigsten Orten von ihnen überrascht wurden. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sprangen sie aus dunklen Ecken hervor wie finstere Schachtelteufel. Es war wirklich nervtötend. Schließlich unternahm Jasper den heroischen, wenngleich erfolglosen Versuch, ihr Vertrauen zu gewinnen. Er spendierte ihnen an der Bar einen Drink. Sie erwiesen sich als äußerst trinkfeste Naturen – und obwohl sie nach dem vierten Whisky immerhin bereit waren, ihren Beruf nicht mehr zu leugnen, und nach dem siebten erstaunliche Enthüllungen über die jüngsten Trends in Londoner Gesellschaftskreisen machten, konnten weder menschlicher Einfallsreichtum noch Freigebigkeit sie dazu bringen, darüber hinaus gehende Informationen preiszugeben. Was Poppy unbedingt erfahren wollte, nämlich ob sie von Anthony St.Julien oder von der Mutter seiner Debütantin beauftragt worden waren und wie viel oder wie wenig sie von ihrem Verhältnis zu Jasper wussten, blieb in ihren Herzen verschlossen. Das Ende der Geschichte war, dass sie Jasper in sein Zimmer hinauftragen mussten, wo er, vollständig bekleidet, auf dem Bett lag und bis weit in den nächsten Tag hinein an die Deckenlampe starrte.
    »Mach dir nichts daraus«, sagte er zu Poppy, als er sich von seiner Alkoholvergiftung mehr oder weniger erholt hatte, »ich habe jetzt ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu ihnen, und das ist ja schon mal etwas. Dummerweise habe ich ihnen möglicherweise erzählt, dass wir verlobt sind. Ob das eine Rolle spielt, was meinst du?«
    »Weiß nicht«, sagte Poppy. »Ich glaube, das war nicht sehr klug von dir, und außerdem sind wir nicht verlobt.«
    »Nein? Ich dachte.«
    »Keineswegs«, sagte Poppy. »Du könntest dir in Erinnerung rufen, dass ich bereits einen ganz anständigen Gatten habe.«
    »Ganz anständig scheint mir ein Euphemismus zu sein. Außerdem ist für jeden denkenden Menschen sonnenklar, dass du, so wie die Dinge liegen, auf den Scheidungsrichter zusteuerst.«
    »Das ist noch lange kein Grund, dich zu heiraten«, sagte Poppy. »Und überhaupt hoffe ich, dass du immer darauf achtest, über Marges Zimmer hereinzukommen. Das tust du doch, Jasper, oder?«
    »Ja, wenn ich daran denke. Solche Dinge vergisst man leicht.«
    »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du trotzdem daran denkst. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Anthony St.Julien in eine Scheidung einwilligen muss. Und dann können wir in Saus und Braus leben.«
    »Höchstens so la la. Vergiss nicht, welch schreckliche Zeiten vor der schuldlosen Partei liegen, bis das Urteil rechtskräftig ist, und dass einem die Staatsanwaltschaft ständig im Nacken sitzt. Ich finde, man sollte eine Frage von allen Seiten prüfen, bevor man eine Entscheidung trifft. Aber ich sehe, du räumst ein, dass wir verlobt sind. Das ist ja schon mal etwas.«
    »Ich? Von wegen.«
    »Also, ich habe mir überlegt, wie wir Geld zum Leben organisieren könnten. Ein ganz ausgezeichneter Plan. Wir werden meinen Großvater besuchen, der in einer Klapsmühle hier in der Nähe untergebracht ist. Er könnte sich in dich vergucken (das scheint in der Familie zu liegen) und die Kohle rausrücken. Man weiß ja nie.«
    »Wenn er in einer Klapsmühle ist, hat er bestimmt keine Kohle, die er rausrücken könnte.«
    »Sie irren, kleines Fräulein Neunmalklug. Es handelt sich nämlich

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