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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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mit einer formvollendeten Verbeugung und führte die beiden dann zu einem Tisch in der Nähe.
    Nachdem sie Platz genommen hatten, sagte Jasper: »Meine Verlobte« und zeigte auf Poppy.
    »Ja, ja, dachte ich mir schon«, sagte der Herzog. »Reizende kleine Lady. Früher dachte ich immer, dass nichts über hübsche Witwen geht, und Sie sind wirklich eine bildhübsche Witwe, meine Liebe, wenn ich das so sagen darf.« Er stieß Poppy leicht mit dem Fuß unter dem Tisch an. Sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln, woraufhin er auch ihre Hand nahm. »Und wann, darf ich fragen, wirst du heiraten – du Glückspilz?«, sagte er, an Jasper gewandt, aber noch immer Poppys Hand haltend.
    »Genau darüber wollte ich mit dir reden«, sagte Jasper. »Denn wir würden natürlich nichts ohne deine Zustimmung unternehmen. Sobald Mrs St.   Julien eingewilligt hatte, meine Frau zu werden, sagte ich, dass wir unbedingt herkommen und dich um deinen Segen bitten müssten. Wir logieren in Chalford, weißt du.«
    »Also wirklich, das ist sehr höflich und aufmerksam von dir, junger Mann«, rief der Herzog munter. »Meine Kinder haben sich nie um solche Dinge geschert. Ich finde das sehr rührend. Reizende junge Frau übrigens, ganz reizend. Na, und was treibst du so dieser Tage, Jasper, hm, mein Junge – Soldat, Seemann, Kerzendreher oder was?«
    »Nun ja, momentan bin ich ohne Beschäftigung«, sagte Jasper. »Müßiggänger, gewissermaßen.« Er war sich nicht sicher, wie diese Information aufgenommen würde. Andere ältere Herrschaften, mit denen er bekannt war, versuchten immer, ihm absolut unpassende Jobs aufzuschwatzen. Seine Sorge war unbegründet, denn der Herzog war hocherfreut.
    »Verdammt gute Nachrichten«, sagte er. »Teufel noch mal. Ich glaube, du bist tatsächlich der einzige meiner Enkel, der nicht im Berufsleben steht. Ich hasse das Berufsleben, das ist nichts für einen Gentleman. Gentlemen sollten viel freie Zeit haben. Ich hasse diese Geschäftigkeit, morgens in aller Frühe aufstehen und Autos verkaufen und diesen ganzen Quatsch. Bradenhams Söhne sind alle in dieser Branche, sehr unkultiviert, wenn du mich fragst. Die Traditionen einer ehrbaren alten Familie gehen den Bach runter. Gentlemen sollten in die Politik gehen, das ist ihre Aufgabe – und das Land regieren. Ist ohnehin das Einzige, was sie können. – Wie sieht denn deine politische Einstellung aus, mein Sohn?«
    »Ich bin ein Tory durch und durch«, sagte Jasper wohlüberlegt.
    »Hervorragend. Ich sehe, wir werden uns prächtig verstehen. Und du willst nicht für einen Abgeordnetensitz kandidieren?«
    »Das kann ich mir nicht leisten«, sagte Jasper, dem es auf den Nägeln brannte, das Gespräch auf das Thema Geld zu bringen.
    »Ganz recht. Mit diesem Pöbel im Unterhaus will man doch nichts zu tun haben. Das wäre ein Riesenfehler, glaub mir. Wenn du lange genug wartest, werden sie dir einen Titel geben, das machen sie letztlich immer, und dann kannst du hierherkommen. Ich versichere dir, dies hier ist das einzige Parlament heutzutage, das etwas taugt.«
    Es entstand eine Pause, während Jasper händeringend überlegte, wie sich seine Bitte um Geld am geschmeidigsten formulieren ließe. Doch er musste nicht lange nachdenken, denn der Herzog bemerkte: »Wünschte nur, ich könnte etwas für dich tun, mein Junge, deine Schulden übernehmen oder dir eine kleine Summe zukommen lassen, aber nun ja – ich hoffe, du verstehst. Ich vermute, ich bin noch ärmer als du.«
    Jasper warf Poppy einen Blick zu und rollte mit den Augen.
    »Wir Landbesitzer«, fuhr der Herzog fort, »haben es schwer heutzutage. Seit wir, also das Oberhaus, nicht mehr für die Finanzgesetzgebung zuständig sind, ist es immer weiter bergab gegangen mit dem Land. Eine sozialistische Regierung nach der anderen, ich weiß nicht, wer die schlimmeren Sozialisten sind, Labour oder diese windelweichen sogenannten Konservativen. Es ist ein Skandal. Sie nehmen einem das halbe Vermögen weg, bevor man auch nur einen Penny davon ausgeben kann, und wenig später den Rest. Schwere Zeiten für Millionäre, ich kann dir sagen. Und meine Unkosten hier« – er senkte die Stimme – »sind sehr, sehr hoch. Also, ein Kännchen Tee kostet Sixpence, und manchmal möchte ich ein Crumpet dazu haben – vier Pence! Reinste Profitgier natürlich. Aber ich sag dir, was ich machen werde, mein Junge. Ich werde bei meiner Bank anfragen, ob ich nicht ein kleines Schmuckstück habe, als Hochzeitsgeschenk für

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