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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Haltung ein, die so erfolgreich gewesen war, als sie zwei Jahre zuvor – er als Hamlet und sie als Ophelia – Rackenbridge im Sturm erobert hatten, und beschuldigte sie der Untreue, nicht einzelnen Menschen gegenüber, sondern gegenüber der unsterblichen Kunst. Sie allein, Anne-Marie, könne all jene inspirieren, die sie so ernsthaft liebten. In diesem Jahr sei in Rackenbridge noch keine große Arbeit entstanden, und daran werde sich auch nichts ändern, solange sie nicht bereit sei, wie ein Stern in ihrer Mitte zu leuchten. Als Individuen könnten sie den Verlust tragen, selbst wenn es sie umbrächte, als Künstler sei es ihre Pflicht, sie an die ihre zu erinnern. So sprach Mr Leader eine ganze Weile, während Anne-Marie weinte und alles sehr genoss und bedauerte, dass Noel diese Worte nicht hören konnte. Als sich schließlich die Gelegenheit zu einer Erwiderung bot, erklärte sie, dass diejenigen, denen sie so viel bedeute, sich nun ihrerseits um Verständnis bemühen müssten. Sie sei, sagte sie, wahrscheinlich eine der großen Liebenden der Welt, und ihre Liebe zu Noel werde eines kommenden Tages als eine der bedeutendsten Liebesbeziehungen in die Geschichte eingehen.
    »Du darfst nicht vergessen«, sagte sie und betrachtete den Mond, der wie eine große Melone am Himmel stand, »dass die Liebe, wenn sie überhaupt etwas bedeutet, immer tragisch ist und immense Opfer verlangt. Sonst ist sie wertlos. Ihr werde ich alles bedenkenlos opfern, meinen Mann, meine Kinder, meinen guten Ruf, selbst meine Freunde, du und dein wunderbares Werk, ihr alle müsst gehen, damit die Flammen auf dem Altar der Liebe brennen können. Je n’en peux rien, que voulez-vous. C’est plus fort que la mort.«
    »Wie schön«, sagte Mr Leader trübsinnig, in Gedanken bei Rühreiern und Sardinen, die er mit dem köstlichen Essen in Mrs Laces Haus verglich. »Aber liebste Anne-Marie, ist er deines feinsinnigen Intellekts würdig? Wir alle haben da die größten Bedenken.«
    »Mag sein«, sagte sie selbstgefällig, »doch das ist nicht von Belang. Was ist schon Intellekt, verglichen mit Leidenschaft? Ich sage dir, ich liebe ihn, er füllt meine Zeit aus, meine Gedanken, mein Innerstes. In meinem Leben ist kein Platz für einen anderen. Wenn er gehen muss, und das ist unausweichlich, kehre ich vielleicht zu euch zurück, leer und ausgebrannt. Das Leben wird mir nichts mehr bieten, aber ich werde zumindest einmal geliebt haben und das eine große Opfer gebracht haben, und bis zum Ende will ich kämpfen und für meine Erinnerungen leben.«
    Ihre Stimme verlor sich in einem Schluchzer. Angesichts von so viel Tapferkeit und so viel Schmerz fand Mr Leader keine Worte, um anzudeuten, dass eine gelegentliche Essenseinladung und ein paar der üblichen kleinen Aufträge ihm und seinen Freunden sehr zupass kommen würden. Er versicherte Anne-Marie, dass sie in der Stunde ihres Schmerzes liebevolle Freunde in Rackenbridge finden würde, die bereit und willens seien, Balsam in ihre Wunden zu träufeln. Bevor er dies noch weiter ausführen konnte, eilte Anne-Marie, kaum gewärmt von ihrem Chiffontuch, ja, blau vor Kälte, zurück zu jenem ausgezeichneten Blutkreislauf, der aus ihrer Sicht der größte Vorzug von Major Lace als Ehemann war. Mr Leader machte sich betrübt auf den langen Heimweg nach Rackenbridge.
    Ein Uhr nachts. Das Dorf lag in tiefem Schlaf, als ein Licht am Himmel aufflackerte, das sich bald in einen rot glühenden Schein verwandelte. Ein Reflex fiel in Jaspers Zimmer, woraufhin er aufstand und schlaftrunken hinaus auf den Dorfplatz trat, um festzustellen, woher das Licht kam. Dabei begegnete er Mr Leader, der eilig in Richtung Rackenbridge unterwegs war.
    »Ach, hallo«, sagte Jasper, »was brennt denn da, ein Haus oder ein Heuschober?«
    Mr Leader warf ihm nur einen giftigen Blick zu und lief weiter.
    Hinter der nächsten Ecke sah Jasper, dass Eugenias sozialunionistisches Parteibüro lichterloh brannte. Eugenia tat ihm leid, denn er wusste, dass dieses Desaster sie furchtbar treffen würde. Da es ein hübscher Anblick und er selbst inzwischen einigermaßen wach war, blieb er stehen, um dem Schauspiel der Flammen zuzusehen. Bald erschienen die anderen, die der Brandgeruch geweckt hatte.
    »Hübsches Feuerchen, nicht?«, sagte Jasper und legte Poppy den Arm um die Taille. »Ach, da ist nichts mehr zu machen. Hallo, da sind ja die Kameraden, schöne Bescherung für sie, muss schon sagen.«
    Die Kameraden marschierten in

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