Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford

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diese reizende junge Dame.«
    »Oh, tausend Dank, das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Poppy liebenswürdig. Jasper, der an ein Kunstperlenmedaillon dachte, guckte bloß finster.
    In diesem Moment kam es auf der anderen Seite der Terrasse zu einem kleinen Handgemenge. Zwei livrierte Bedienstete sprangen auf und führten einen wild gestikulierenden jungen Mann von ungepflegtem Äußeren weg. Die anderen Gentlemen schenkten dem Zwischenfall keinerlei Beachtung.
    »Das war Gunnersbury«, sagte der Herzog. »Grauenhafter Bursche. Übler Sozi.«
    »Der Ärmste, er schien furchtbar aufgeregt«, sagte Poppy.
    »Bei Labour sind zur Zeit alle furchtbar aufgeregt. Es geht um einen von ihnen eingebrachten Gesetzentwurf, den wir letzte Woche gekippt haben. Opfer des Straßenverkehrs oder so ähnlich, bis vier Uhr in der Frühe haben sie uns mit dem unglaublichsten Stuss aufgehalten. Offenbar sterben auf den Straßen jedes Jahr einige Tausend völlig unbedeutende Leute, und dieser Gunnersbury wollte, unterstützt von ein paar bescheuerten Angsthasen von Labour, per Gesetz sämtliche Kraftfahrzeuge verbieten. Diese Sozialisten überschätzen den Wert eines Menschenlebens, nicht wahr. Lachhaft. Wie ich schon in meiner Rede sagte: Was um Himmels willen ist so schlimm daran, wenn ein paar Leute draufgehen, wir sind doch nicht im Krieg. Sie werden doch nicht als Kanonenfutter gebraucht. Welchen Nutzen haben sie denn sonst? Sollen sie ruhig auf den Straßen sterben, das senkt die Arbeitslosigkeit, und ohnehin bemerkt es niemand.«
    »Verstehe«, sagte Jasper. »Vermutlich gab es eine recht hitzige Debatte.«
    »Eine äußerst hitzige, in der Tat. Aber wir Tories haben die Abstimmung gewonnen – wie immer, ist ja klar, hier in diesem Haus regiert der gesunde Menschenverstand, das versichere ich dir. Diese Labour-Burschen sind aber wirklich die Pest, immer kommen sie mit ihren lächerlichen Gesetzesvorschlägen und machen dann einen Riesenaufstand, weil sie in der Minderheit sind. Ich sage, gut für das Land, wenn das so ist. Dieser verdammte Lord Williams zum Beispiel, ein glühender Kommunist, brachte neulich einen Entwurf ein, dass die Erdbeerblätter auf unseren Kronen durch Löwenzahn und der Hermelin auf unseren Roben durch Kaninchenfell ersetzt werden sollten. Da muss doch jeder denken, der Kerl ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    Der Herzog unternahm dann einen kleinen Spaziergang mit ihnen im Park, wo es feucht und düster war. Dabei gelang es Jasper jedoch, einige vielversprechende Schnappschüsse von seinem Großvater zu machen und auch eine interessante Studie von Lord Rousham, der, als sie vorbeikamen, aus seinem Nest schaute, sie mit Orangenschalen bewarf und wirre Selbstgespräche führte.
    »Prachtvoller Bursche, Rousham«, sagte der Herzog, ohne aufzublicken. »Ihm gelingt einfach alles. Hat sich ein erstklassiges Nest gebaut. Soll komplett mit Seiten aus dem Indien-Untersuchungsbericht ausgekleidet sein. Er fehlt uns natürlich bei unseren Sitzungen, aber ich bin ganz sicher, dort oben macht er auch gute Arbeit.«
    Bald darauf kam der Kurator zu ihnen, um Jasper mitzuteilen, dass Besucher den Park um spätestens sechs Uhr zu verlassen hätten.
    »In zehn Minuten also«, sagte er. »Schauen Sie doch ein andermal wieder vorbei, dann könnten Sie einen Ausflug mit dem Herzog machen. Bei den unkomplizierten Fällen erlauben wir das immer. Im Dorf gibt es einen ausgezeichneten Süßwarenladen, er ist sehr beliebt, eine schöne Abwechslung.«
    »Gern«, sagte Jasper. »Ich hatte daran gedacht, ihn zu Lady Chalford zu begleiten, denn ich weiß, sie würde sich darüber freuen. Am Mittwoch nächster Woche findet in Chalford House übrigens eine Gartenparty mit Kostümfest statt. Lady Chalford hat mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie interessiert wären, mit einigen der Herren zu kommen?«
    Der Kurator nahm die Einladung mit Freude an, und auch der Herzog von Driburgh wollte kommen. Poppy und Jasper, die noch erschöpfter waren, als wenn sie den Tag mit einem kleinen Jungen in seinem Internat verbracht hätten, stiegen in ihren Rolls-Royce und fuhren davon.

13

    Die künstlerischen jungen Männer von Rackenbridge stellten fest, dass die Liebesaffäre, der sich Mrs Lace seit Neuestem widmete, ihnen einige Nachteile brachte. Ihre Herzen waren womöglich weniger betroffen als ihre Bäuche. Kein Petticoat hatte die Gefühle dieser jungen Männer je in Verwirrung gestürzt, doch bislang hatten sie in den Sommermonaten stets mit so