Landpartie mit drei Damen
rasch beim Standesamt vorbeischauen. Was sagen Sie dazu, kleine Lady? Es hängen noch viel mehr hübsche Spielsachen an dem Baum, von dem dieses Diadem kam, wissen Sie.«
»Wie schön«, sagte Poppy. »Und nun, Herzog …«
»Sagen Sie Adolphus zu mir.«
»Und nun, Adolphus, müssen Sie mich entschuldigen, ich bin furchtbar beschäftigt. Aber wir werden uns bald wiedersehen.«
»Und dann für immer, kleine Lady, für immer!«, rief der verliebte Adolphus und schaute ihr gierig hinterher.
Poppy, die noch mindestens eine Stunde nichts zu tun hatte (man hatte früh und sehr schnell gegessen), entkam in die benachbarte Bibliothek, wo sie sich hinter vorstehenden Buchregalen vor ihrem Bewunderer verstecken konnte. Erfreut bemerkte sie, dass auf einem großen, runden Tisch mit Lederplatte die Tageszeitungen auslagen. Sie nahm sich die Times und blätterte darin herum. Praktisch als Erstes sprang ihr der Name von Anthony St.Juliens Debütantin ins Auge, die die Liste der Hochzeitsannoncen anführte. Das Mädchen war mit einem bekannten Polospieler verlobt.
Nun verstand Poppy auch, warum Anthony St. Julien sie so dringend zurückhaben wollte. Er tat ihr leid, aber sie fand sein Verhalten auch unnötig respektlos. Ein, zwei Tage hätte er ruhig warten können. Zugleich war sie ihm dankbar für seine Gemeinheit, denn wie sie sich auch entscheiden würde, sie würde ihn so behandeln, wie er es verdient hatte. Ihre Gedanken wandten sich wieder dem Schreibtisch zu. Er war ziemlich schwer, aber sie und Jasper würden ihn zu nächtlicher Stunde wahrscheinlich wegschaffen können.
In diesem Moment kam Lady Marjorie herein, die in einem mauvefarbenen Reifrock über einem silbrig glänzenden Unterrock aus gewachstem Stoff geradezu gespenstisch hässlich aussah. Die von Mrs Lace angefertigte Drahtperücke hatte sie weggeworfen, weil sie zu klein war und beim Tragen schmerzte, und sich stattdessen von Miss Trant eine Dolly-Varden-Perücke geliehen. Diese war aus stark verfilztem weißem Rosshaar, das wie eine ausgefranste Aureole von ihrem Kopf abstand; eine Korkenzieherlocke fiel hinter ein Ohr und war mit jedem Schritt mehr Korkenzieher und weniger Locke. Die Perücke war viel zu groß für Lady Marjorie, ihr eigenes Haar schaute, trotz unzähliger Haarnadeln, hinten heraus.
»Du liebes bisschen«, sagte Poppy, bemüht, ob dieser Erscheinung kein allzu entsetztes Gesicht zu machen, »schon fertig?«
»Wir haben noch viel Zeit, aber ich wollte es hinter mich bringen. Ich bin viel zu aufgeregt, um herumzusitzen und zu warten.«
»Ich musste mich hier verstecken«, sagte Poppy, »weil dieser grauenhafte alte Herzog über mich hergefallen ist. Er hat mir sogar einen Antrag gemacht.«
»Grauenhafter alter Herzog, wie hochnäsig. Wenn ich bedenke, dass du mir immer wegen Osborne in den Ohren liegst. Ich nehme also an, du hast sofort eingewilligt – darf ich gratulieren, Darling?«
»Liebste Marge – dieser alte Herzog?«
»Unsinn. Er ist ein sehr netter alter Herzog, viel netter als dieses aufgeblasene Monster, das ich deiner Ansicht nach heiraten soll. Wie seh ich aus, Darling, alles in Ordnung?«
»Wunderbar, Darling.«
»Gut, denn du weißt ja – Mr Wilkins, der Engel. Ich will für ihn schön sein. Wirklich schade, dass ich nicht mit ihm in der Kutsche fahren kann.«
»Ach was, ich glaube, so hast du eine viel bessere Chance, ihn dir zu angeln. Du wirst stundenlang auf der Tribüne neben ihm sitzen, und am Ende wird Noel die Dorfschönheit zum mittelalterlichen Jahrmarkt begleiten. Das ist dann deine große Gelegenheit.«
»Ich bin ja so aufgeregt! Ich friere und zittere am ganzen Leib. Jeden Augenblick müssten die Busse der Sozialunionisten eintreffen. Zieh dich um, Poppy, ich bin viel zu schüchtern, ganz allein loszuziehen und nach Mr Wilkins Ausschau zu halten.«
Begleitet von sozialunionistischen Gesängen, Jubelrufen und Beifall, trafen wenig später die Kameraden ein. Sie waren bester Laune und wurden von ihren Ortsgruppenführern in Miss Trants Umkleideräume geleitet, wo sie Satinknickerbocker und Baumwollbrokatmäntel beziehungsweise Baumwollbrokatreifröcke und Satinunterröcke über ihre Union-Jack-Hemden zogen. Tücher aus billiger Spitze wurden ihnen um den Hals gebunden und Spitzenborten an die Ärmel genäht, die so knapp bemessen waren, dass bei den meisten eine Handbreit Rot, Weiß und Blau hervorstand. Jasper, der in einem von Mrs Laces avantgardistischen Kautschukoveralls vor sich hin
Weitere Kostenlose Bücher