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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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Miss Trant musste die Texte ablesen, es konnte gar nicht funktionieren.«
    »Jedenfalls war es genau wie Alice im Wunderland – und so wird es immer sein.«
    »Wer ist eigentlich verantwortlich für die Boston Tea Party?«
    »Die Ortsgruppe Barton«, sagte Eugenia. »Ich habe heute Morgen einen Brief von ihrem Anführer bekommen, er sagt, ihr Bus habe unterwegs eine Panne gehabt. Bis morgen soll er repariert sein. Sagen Sie, Union Jackshirt Aspect, könnten Sie nicht dafür sorgen, dass Mr Wilkins bei seiner Rede über die Boston Tea Party etwas lauter spricht? Sein ›Dann verlasst unser großes Reich, ihr üblen Demokraten‹ ist eine wichtige Stelle, und er hat furchtbar dabei genuschelt.«
    »Ich fand ihn einfach wunderbar«, sagte Lady Marjorie. »In seinem Kostüm sah er aus wie ein junger Gott!«
    »Oh, dieser Regen!«
    »Noch etwas«, sagte Eugenia. »Wenn morgen ein Zoll Regen fällt, bekommen wir von der Versicherung hundert Pfund.«
    Jasper hatte dieses Transaktion eingefädelt und dabei eine kleine Kommission für sich selbst herausgeschlagen. »Die hundert Pfund kriegen wir in jedem Fall«, sagte er. »die Menge wird am Regenmesser der Schule abgelesen, und ich habe mir gedacht, ich könnte im Laufe des Tages mal mit einer kleinen Gießkanne dort vorbeischauen.«
    »Hör mal, Jasper, wir müssen dafür sorgen, dass Nelsons Arm nicht zu sehen ist. Gestern konnte man ihn die ganze Zeit unter dem festgesteckten leeren Ärmel sehen, was doch wirklich idiotisch ist.«
    »Ja, und warum humpelt Nelson und macht auf taub? Übertriebene Darstellung, würde ich sagen.«
    »Natürlich ist die ganze Nelson-Episode nicht sehr überzeugend. War Lady Hamilton wirklich so dicke mit George III? Ich bilde mir ein, dass sie nie bei Hofe empfangen worden ist, und ohnehin war er da schon geistig verwirrt.«
    »Das weiß doch niemand.«
    »Na schön, aber bestimmt wissen alle, dass sie nicht an Nelsons Sterbelager stand. Es gibt doch ein berühmtes Gemälde von dieser Szene.«
    »Sie soll überhaupt nicht auftreten«, rief Jasper verzweifelt. »Ich habe ihr das immer wieder gesagt, sie hat da nichts zu suchen. Sie ruiniert den ›Kiss me, Hardy‹- Moment.«
    »Ja, aber gestern ist Hardy einfach nicht erschienen, und da irgendjemand den alten Kerl küssen musste, lag es nahe, dass Lady Hamilton einspringt.«
    »Offenbar war sie verknallt in ihn, ich meine, im realen Leben. Miss Trant hat mir das erzählt.«
    »In einem Leserbrief in der Sunday Times stand übrigens, dass es eigentlich ›Kismet, Hardy‹ heißt.«
    »Mir egal. Hardy hat ihn geküsst. Jeder weiß das.«
    »Oh, dieser Regen!«
    »Fandet ihr die Stelle, wo Wolfe vor seinen Soldaten Grays Elegie rezitiert, nicht ein wenig lang? Kann man das nicht komplett streichen?«
    »Und Napoléon an Bord der Bellérophon sah genauso aus wie ›Nelsons Verwundung vor den Kanarischen Inseln‹. Ich hab’s ja gleich gesagt.«
    »Mir fiel jedenfalls auf, dass Napoléon blind war.«
    »Also, ich weiß nicht, wie er seine Drinks gefunden hat. Hat mir nicht eingeleuchtet.«
    »Pitts Erhebung in den Adelsstand war hübsch«, sagte Eugenia. »Ich muss die Kameraden auffordern, an dieser Stelle ganz besonders laut zu jubeln. Würde Pitt heute leben, wäre er ja Sozialunionist. Fox natürlich auch.«
    »Oh, dieser Regen!«
    »Übrigens«, sagte Eugenia, »eines der alten Kutschpferde lahmt seit gestern, wir müssen also Vivian Jackson nehmen. Er freut sich schrecklich, der Gute, er liebt das Getümmel.«
    Es regnete den ganzen Nachmittag, pausenlos. Es schüttete und schüttete. Zur Tea-Time erhielt Jasper das Telegramm, das er seiner Schwester geschickt hatte, als unzustellbar zurück. »Ins Ausland verzogen, Adresse unbekannt.«
    »O je«, sagte er düster. »Es regnet nicht, es schüttet. Ich nehme an, wenn Schecks zurückkommen, machen Telegramme es natürlich auch so. Hör zu, mein Lieber, borg mir zehn Pfund.«
    »Bedaure, mein Junge.«
    »Darling Miss Smith«, sagte Jasper, viel später am Abend, »wirst du mich heiraten? Ich würde es gern bald wissen.«
    »Wieso?«
    »Wenn nicht, werde ich nach dem Kostümfest abreisen.«
    »Wohin denn?«
    »Uruguay.«
    »Ach, das würde ich nicht tun.«
    »Dann heirate mich!«
    »Ich sag dir morgen Bescheid«, sagte Poppy, »nach dem Kostümfest – wenn es überhaupt stattfindet. Oh, dieser Regen!«
    Jasper fragte sich, warum er es nicht fertigbrachte, sich zehn Pfund von Poppy zu leihen. In seinen Beziehungen mit Frauen war ihm das noch
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