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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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nie schwergefallen. Die arme kleine Marigold hatte er in einem Pariser Hotel als Pfand zurückgelassen, weil er die Rechnung nicht bezahlen konnte. Und seines Wissens war sie noch immer dort. Poppy so zu behandeln konnte er sich nicht recht vorstellen.
    »Gute Nacht, Darling«, sagte er. »Oh, dieser Regen!«
    In dieser Nacht schlief kaum jemand im Jolly Roger, alle dachten nur an das Wetter. Manche lagen bei geöffneten Vorhängen da, um vom Bett aus noch die kleinsten Veränderungen beobachten zu können, andere versuchten, ihre Unruhe zu vergessen, indem sie die Fenster schlossen, nur um immer wieder aufzustehen und sie aufzureißen. Um zwei hörte der Regen plötzlich auf, und abgesehen von den gleichmäßig tropfenden Bäumen war kein Geräusch zu hören. Vom Himmel und den Sternen war nichts zu sehen. Es war stockdunkel. Kurz vor fünf zeigte sich in der Morgendämmerung, dass das Dorf in dichtem weißen Nebel verschwunden war. Um acht hob sich der Dunst, und um neun warf eine heiße Sonne ihre Strahlen auf die dampfenden Felder. Es war ein perfekter Sommertag.

17

    Es war ein perfekter Sommertag. Die Morgensonne blitzte durch die Fenster des Jolly Roger, schaffte es aber nicht, auch nur einen der Gäste zu wecken. Sobald festzustehen schien, dass an dem schönen Wetter nicht mehr zu rütteln war, hatten sich alle nach durchwachter Nacht freudig in einen unbeschwerten Schlaf fallen lassen. Je stärker die Sonne schien, desto tiefer schliefen sie. Erst gegen elf, als Eugenia und Vivian Jackson auf dem Dorfplatz erschienen, wurden sie schließlich von unschönem Lärm geweckt, einer Mischung aus lauten Rufen, Wiehern und Peitschengeknall. Hinter vier Fenstern tauchten, eines nach dem anderen, verschlafene Gesichter auf.
    »Heil und Aufgewacht, Union Jackshirts!«, rief Eugenia. »Wie könnt ihr an einem solchen Tag noch im Bett liegen – ich bin seit dem frühen Morgen auf den Beinen. Auf uns wartet viel Arbeit in Chalford Park – als Führerin dieses Bezirks befehle ich euch, mir unverzüglich zu folgen.« Eugenia riss Vivian Jackson herum, der sich daraufhin zweimal aufbäumte, mehrmals furchterregend ausschlug und losgaloppierte, während sie unerschütterlich im Sattel saß und mit lauter Stimme »Land of Union Jackshirts, Mother of the Flag« schmetterte.
    Als Erste war Poppy bereit. Nachdem ihr der clevere Gedanke gekommen war, dass sie in Chalford House während des Ankleidens für das Kostümfest vermutlich ein komfortables Vollbad nehmen könnte, verzichtete sie auf ihren üblichen Einsatz in der Badezimmerschlacht und kam die Treppe herunter, vergnügt, den anderen ein Schnippchen geschlagen zu haben. Auf dem Tisch in der Empfangshalle sah sie, zum ersten Mal seit ihrer Ankunft im Jolly Rogers, einen an sie adressierten Brief liegen, noch dazu in der einst geliebten und stets vertrauten Handschrift von Anthony St.Julien. Ihr war ein bisschen schwindelig, als sie das Kuvert öffnete.
    Es war ein für seine Verhältnisse langer Brief, vier Seiten, anfangs klein und sauber geschrieben, zum Schluss groß und nachlässig. Er bat Poppy, sofort zurückzukommen. Im Haus werde es immer ungemütlicher, die Köchin habe gekündigt, und das Dienstmädchen, obschon er es täglich daran erinnere, konnte oder wollte die Überwürfe nicht in die Reinigung geben. Auch die wöchentlichen Ausgaben erschienen ihm sehr hoch. Am Ende der zweiten Seite schrieb er dann, dass keine andere Frau ihm je so viel bedeuten würde und dass er, wenn sie bereit sei, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen, sie gern wieder zu Hause willkommen heißen würde. Von den Detektiven oder der Debütantin war nicht die Rede. Poppy überlegte, was sie tun sollte. Anthony St.Julien war immerhin ihr Ehemann, und ihr gefiel das kleine Haus in der Chapel Street. Sie musste nicht einmal die Augen schließen, um ihren Salon mit den Weinrankentapeten vor sich zu sehen, die roten Plüschvorhänge und die Satinholzmöbel. Es wäre viel schwieriger, ein Zuhause aufzugeben, das ihr so viel bedeutete, als einen Mann, dessen Bedeutung für sie verblasst war. In einer Situation, in der viele Frauen alte Loyalität gegen neue Leidenschaft abwägen würden, ertappte sie sich bei der Überlegung, ob sie wohl, sollte sie sich für Mr Aspect entscheiden, ihren Schreibtisch aus dem Haus würde schmuggeln können. Diese Unentschiedenheit belastete sie überhaupt nicht, denn sie war sicher, dass sie nach Kostümfest und Gartenparty wissen würde, was sie

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