Landung auf Darkover - 1
erinnerte sie sich … wie glücklich sie zur Zeit des Windes gewesenwaren …
Mit tiefem Bedauern sah Ewen auf ihre besinnungslose Gestalt hinunter. »Holen Sie Rafael MacAran«, wies er an. »Er soll bei ihr sein, wenn sie wieder aufwacht. Vielleicht kann er sie zur Vernunft bringen.«
»Wie kann sie nur so selbstsüchtig sein?« fragte die Krankenschwester entsetzt.
»Sie ist auf einem Raumsatelliten aufgewachsen«, erklärte Ewen, »und in der Alpha-Kolonie. Sie hat sich mit fünfzehn beim Raumservice beworben und ihr ganzes Leben lang eine Gehirnwäsche nach der anderen bekommen… sie sollte glauben, ein Kind zu bekommen sei etwas, woran sie nicht interessiert sein könne. Sie wird lernen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Aber insgeheim überlegte er, wie viele Frauen aus der Mannschaft dasselbe empfanden - Sterilität konnte auch psychologisch bedingt sein - und wie lange es dauern würde, diese anerzogene Furcht und Abneigung zu überwinden.
War es auf dieser rauhen, brutalen und ungastlichen Welt überhaupt zu schaffen, sie auf eine überlebensfähige Anzahl zu bringen?
12
MacAran saß neben der schlafenden Camilla und dachte an das hinter ihm liegende Gespräch mit Ewen ROSS im Hospital zurück. Nachdem Ewen ihm die Sache mit Camilla erklärt hatte, hatte er ihm noch eine Frage gestellt:
»Erinnerst du dich, während der Zeit des Windes außer mit Camilla noch mit sonst jemandem Geschlechtsverkehr gehabt zu haben? Glaube mir - ich frage nicht aus Neugier. Manche Frauen und Männer können sich an gar nichts mehr erinnern, andere haben mindestens ein halbes Dutzend Namen genannt. Wenn wir alles zusammenfügen, woran wir uns erinnern können, dann erleichtert das unsere späteren genetischen Aufzeichnungen. Wenn eine Frau beispielsweise drei Männer als möglicherweise für ihre Schwangerschaft verantwortlich bezeichnet, dann brauchen wir bei diesen Männern nur Bluttests zu machen, um - innerhalb grober Grenzen natürlich - den tatsächlichen Vater ermitteln zu können.«
»Nur mit Camilla«, sagte MacAran, und Ewen hatte gelächelt. »Wenigstens bist du konsequent. Ich hoffe, du kannst das Mädchen ein bißchen zur Vernunft bringen.«
»Ich kann mir Camilla einfach nicht so recht als Mutter vorstellen«, sagte MacAran und kam sich treulos vor. Ewen zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle? Viele Frauen werden Kinder haben wollen, aber nicht in der Lage sein, welche zu bekommen… Viele werden ihr Kind während der Schwangerschaft durch eine Frühgeburt verlieren … Es wird Totgeburten geben. Wenn Camilla das Kind nicht haben will, nachdem es geboren ist, dann ist das ihre Angelegenheit - eine Angelegenheit, die die Gemeinschaft nicht trifft. Es wird genügend Pflegemütter geben.«
Dieser Gedanke nun bewegte Rafael MacAran und stachelte allmählich seinen Unwillen an, je länger er dasaß und das betäubte Mädchen betrachtete. Ihre Liebe war - selbst im besten Fall - aus Feindseligkeit erwachsen, war ein Auf und Ab aus Ablehnung und Verlangen gewesen, und jetzt geriet sein Zorn außer Kontrolle. Verflixtes Balg! dachte er. Dein ganzes Leben lang ist alles nach deinem Willen gegangen, und jetzt fängst du beim ersten Anzeichen dafür, vielleicht einer anderen Erwägung als deiner eigenen Bequemlichkeit nachgeben zu müssen, an, Theater zu machen! Zum Teufel mit dir!
Als hätte die Heftigkeit seiner zornigen Gedanken die dünner werdenden Schleier der Droge durchdrungen, schnellten Camillas Lider von schweren, dunklen Wimpern gesäumt hoch, und sie blickte aus blauen Augen umher, momentan noch verwundert, dann registrierte sie die durchscheinenden Wände der Lazarettkuppel und MacAran an der Seite ihres Feldbettes.
»Rafe?« Ein schmerzvoller Hauch flackerte über ihr Gesicht, und MacAran dachte: Wenigstens nennt sie mich nicht mehr MacAran. Er sprach so sanft, wie er nur konnte: »Es tut mir leid, daß du dich nicht wohl fühlst, Liebes. Man hat mich gebeten, zu kommen und dir eine Weile Gesellschaft zu leisten.«
Die Erinnerung kehrte wieder, und ihr Gesicht verhärtete sich. Er konnte ihren Zorn und ihr Elend fühlen, und es war wie ein Schmerz in ihm, und er schaltete den eigenen Unwillen ab, wie mit einem Schalter, den man nur drehen mußte.
»Es tut mir wirklich leid, Camilla. Du hast es nicht gewollt. Hasse mich, wenn du unbedingt jemanden hassen mußt. Es war mein Fehler, ich habe nicht sonderlich verantwortungsbewußt gehandelt, ich weiß.«
Seine Sanftheit, seine Bereitschaft,
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