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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kalendarische Tabellen zu führen, stellte fest, daß die täglichen Veränderungen des Sonnenstands am Himmel auf eine Verkürzung der Tage - die während ihrer ersten vier Monate auf dieser Welt länger geworden waren - und somit auf den heranrückenden unvorstellbaren Winter hinwiesen. Der Computer, dem sämtliches verfügbares Informationsmaterial eingegeben worden war, hatte Tage der Dunkelheit vorausgesagt, durchschnittliche Temperaturen um null Grad Celsius und praktisch allgegenwärtige Froststürme. Doch sie erinnerte sich selbst daran, daß dies nur eine mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung war. Es hatte nichts mit Tatsachen zu tun.
    Während dieses zweiten Drittels ihrer Schwangerschaft gab es Zeiten, da wunderte sie sich über sich selbst. Nie zuvor war ihr in den Sinn gekommen zu bezweifeln, die strenge Disziplin der Mathematik und der Wissenschaft - seit ihren Kindertagen ihre Welt
- könne Lücken haben. Und nie hatte sie angenommen, auf ein Problem treffen zu können, welches von diesen Disziplinen nicht gelöst werden konnte. Soweit sie feststellen konnte, hatten für ihre Mannschaftskameraden die alten Disziplinen nach wie vor Bestand. Selbst über den zunehmenden Beweis für ihre stärker werdende Fähigkeit, die Gedanken anderer lesen und auf unheimliche Art in die Zukunft sehen und beunruhigend exakte Vorhersagen treffen zu können, die allein auf schnellen Eingebungen dessen beruhten, was sie »die dunkle Ahnung« nennen mußte - selbst hierüber wurde gelacht; sie taten es achzelzuckend ab. Doch sie wußte, daß ein paar von den anderen dasselbe erlebten.
    Es war Harry Leicester - insgeheim sah sie ihn noch immer als Captain Leicester -, der es sehr klar für sie darstellte, und in seiner Gegenwart konnte sie es fast wie er sehen.
    »Halte daran fest, was du weißt, Camilla! Das ist alles, was du tun kannst. Man nennt es intellektuelle Integrität. Wenn eine Sache unmöglich ist, da nn ist sie unmöglich!«
    »Und wenn das Unmögliche geschieht? Wie zum Beispiel
    ASW?«
»Dann«, sagte er verwegen, »hat man seine Fakten irgendwie
falsch interpretiert… oder man stellt Vermutungen an, die auf
unterbewußten Anreizen beruhen. Du darfst das nicht über Bord
werfen, nur weil du glauben möchtest. Warte, bis du Tatsachen
vorliegen hast.«
Sie fragte ihn ruhig: »Was würdest du als Beweis akzeptieren?« Er schüttelte den Kopf. »Ganz offen gesagt - es gibt nichts, was
ich als Beweis akzeptieren würde. Wenn es mir zustieße, so würde
ich mich einfach als verrückt und die Erfahrung meiner Sinne damit
als wertlos bezeichnen.«
Da dachte sie: Und wie ist das mit dem Willen, nicht zu glauben?
Und wie kann man eine intellektuelle Integrität besitzen, wenn man
eine ganze Reihe von Tatsachen als unmöglich verwirft, bevor man
sie überhaupt prüft? Aber sie liebte den Captain, und die alten
Gewohnheiten hatten Bestand. Vielleicht würde es irgendwann
eine endgültige Auseinandersetzung geben, doch sie hoffte in stiller
Verzweiflung, sie möge nicht zu bald kommen.
Der nächtliche Regen fiel weiterhin, und es gab keine furchteinflößenden Winde des Wahnsinns mehr, doch die tragische Statistik,
die Ewen ROSS vorhergesehen hatte, mußte mit schrecklicher
Unausweichlichkeit geschrieben werden. Von einhundertvierzehn Frauen hätten rund achtzig oder neunzig innerhalb von fünf Monaten schwanger werden sollen; achtundvierzig wurden es tatsächlich, und von diesen hatten zweiundzwanzig innerhalb von zwei Monaten eine Fehlgeburt. Camilla wußte, sie würde eine der Glücklichen sein, und sie war es; ihre Schwangerschaft verlief so ereignislos, daß es Zeiten gab, in denen sie sie völlig vergaß. Auch Judy hatte eine ereignislose Schwangerschaft. Das Mädchen aus der Hebriden-Kommune jedoch, Alanna, kam im sechsten Monat in die Wehen und gebar Zwillinge, die innerhalb weniger Sekunden nach der Entbindung starben. Camilla hatte wenig Kontakt mit den Mädchen aus der Kommune - bis auf die Schwangeren im Lazarett arbeiteten die meisten von ihnen auf New Skye -, doch als sie diese Nachricht hörte, durchfuhr sie etwas, das wie Schmerz war, und an jenem Abend suchte sie MacAran auf und blieb eine lange Zeit bei ihm; in wortloser Pein hielt sie sich an ihm fest eine Pein, die sie weder erklären noch verstehen konnte. Schließlich
sagte sie: »Rafe, kennst du ein Mädchen namens Fiona?« »Ja, ziemlich gut, ein hübscher Rotschopf drüben in New Skye.
Aber keine Angst - du brauchst nicht eifersüchtig zu

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