Landung auf Darkover - 1
sein, Liebes,
ich glaube, sie lebt momentan mit Lewis MacLeod zusammen.
Warum?«
»Du kennst viele Leute in New Skye, nicht wahr?«
»Ja, ich war in letzter Zeit oft dort, warum? Ich habe immer geglaubt, du würdest sie für entsetzliche Barbaren halten«, sagte
Rafe ein wenig rechtfertigend, »aber sie sind nette Leute, und ich
mag ihre Lebensart. Ich bitte dich nicht, dich ihnen anzuschließen.
Ich weiß, du würdest es nicht tun, und sie würden mich ohne eigene Frau nicht aufnehmen - sie versuchen, ihre Geschlechter
ausgewogen zu halten, obwohl sie nicht heiraten; aber sie behandeln
mich wie einen der Ihren.«
Mit ungewöhnlicher Sanftheit sagte sie: »Ich bin sehr froh und
ganz bestimmt nicht eifersüchtig. Aber ich würde Fiona gerne sehen
- ich kann nicht erklären, warum. Könntest du mich zu einer ihrer
Versammlungen mitnehmen?«
»Du brauchst nichts zu erklären«, sagte er. »Sie geben ein Konzert, oh, nichts Formelles, aber darauf läuft es hinaus … heute
abend, und jeder, der kommen will, ist willkommen. Wenn dir
nach singen zumute ist, kannst du sogar mitmachen … wie ich es
manchmal halte. Du kennst doch bestimmt ein paar alte spanische
Lieder, oder? Es gibt da eine Art inoffizielles Projekt, so viele
Lieder zu bewahren, wie dies nur irgend möglich ist.«
»Ein anderes Mal wäre ich froh darüber… aber heute abend bin ich zu kurzatmig, um viel singen zu wollen«, sagte sie. »Vielleicht, nachdem das Baby geboren ist.« Sie drückte seine Hand, und MacAran empfand ein wildes Zerren der Eifersucht. Sie weiß, daß Fiona das Kind des Captains trägt, und deshalb will sie sie sehen. Deshalb ist sie auch nicht eifersüchtig; es könnte ihr nicht weniger
bedeuten.
Aber ich bin eifersüchtig. Andererseits … wäre es mir lieber, sie
würde mich anlügen? Sie liebt mich doch, sie bekommt ein Kind
von mir… was will ich denn mehr?
Die Musik erklang, bevor sie die neue Gemeinschaftshalle auf
dem Gelände der New-Skye-Farm erreichten, und Camilla sah in
erschrockener Bestürzung zu MacAran auf. »Großer Gott, was ist
das für ein höllischer Radau!«
»Ich habe ganz vergessen, daß du keine Sc hottin bist, Liebes …
magst du die Dudelsackmusik nicht? Moray und Dominick und
ein paar andere spielen sie. Wenn du nicht willst, brauchst du
nicht hineinzugehen - wir können warten, bis sie fertig sind«,
meinte er lachend.
»Das hört sich ja schlimmer an als eine wild gewordene Banshee«, sagte Camilla energisch. »Die Musik ist nicht immer so,
hoffe ich …«
»Nein, es gibt auch Harfen, Gitarren, Lauten - du sagst, was du
hören willst, und sie haben es. Und bauen neue.« Er drückte ihre
Finger, als die Dudelsackmusik verstummte, dann betraten sie
den Saal. »Es ist eine Tradition, nichts weiter. Die Dudelsäcke.
Und die Highlands-Requisiten … die Kilts und die Schwerter.« Überraschend empfand Camilla einen Stich - beinahe Neid -,
als sie in die von Kerzen und Fackeln hell erleuchtete Halle kamen; die Mädchen waren in strahlend bunte Tartan-Röcke gekleidet
und mit Plaidtüchern angetan, die Männer trugen prachtvolle Kilts,
Schwerter und geknöpfte Plaids, die über ihren Schultern
prangten. So viele von ihnen waren hellhaarige Rotschöpfe. Eine
farbenfrohe Tradition. Sie geben sie weiter, und unsere Traditio nen
- sterben. Oh, komm, verdammt, welche Traditionen denn? Die
jährliche Parade der Raumakademie? Ihre Traditionen passen sich
zumindest in diese fremde Welt ein.
Zwei Männer, Moray und der große rothaarige Alastair, brachten
einen Schwerttanz dar, wobei sie zum Klang des Bläsers behende
über die funkelnden Klingen sprangen. Einen Moment lang hatte
Camilla eine geheimnisvolle Vision von glänzenden Schwertern,
die nicht im Spiel, sondern in tödlichem Ernst ge
Schwüngen wurden, dann erlosch das Bild flackernd wieder, und
sie schloß sich dem Applaus für die Tänzer an.
Es folgten weitere Tänze und weitere Lieder, Lieder die Camilla meist unbekannt waren, mit einer seltsamen, melancholischen Weise und einem Rhythmus, der sie ans Meer denken ließ.
Und das Meer zog sich auch durch viele Texte. Es war dunkel im
Saal, trotz des Fackellichts, und sie sah das kupferhaarige Mädchen, das sie suchte, nirgends, und nach einer Weile vergaß sie das
Drängen, das sie hierhergeführt hatte, und lauschte nur mehr den
traurigen Liedern einer untergegangenen Welt der Inseln und der
Meere:
O Mhari, o Mhari, o Mädchen mein, zaubernd die blauen Augen dein, ziehn mich zu dir, vom Mull-Ufer wild, mein
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