Landy, Derek -Skullduggery 4
lächerlichen Vögel, die den ganzen Tag im Wasser herumstehen - Kraniche
oder vielleicht auch Flamingos. Wer immer bescheuerter aussah.
"Eure
Eminenz", begann Kranz und verbeugte sich mit gebührender Ehrfurcht, "ich
dachte, wir würden diese Unterhaltung innerhalb der Tempelmauern führen."
"Wände
haben Ohren", entgegnete Craven hochtrabend.
"Haben
sie nicht", korrigierte Kranz ihn, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. "Sie
denken bestimmt an die Leute dort."
Craven blickte ihn finster an und Kranz ignorierte ihn weiter.
"Ich
ziehe es vor, diese Sache unter freiem Himmel zu besprechen", sagte
Tenebrae, "wo niemand mithört. Ist es richtig, dass der Seelenfänger
aufgetaucht ist?"
"Ja",
antwortete Kranz. "Walküre hat mir mitgeteilt, dass sie ihn brauchen, um
einen Restanten ins Hotel Mitternacht zurückzubringen. Doch sobald das
erledigt ist, bekommen wir ihn zurück."
"Der
Seelenfänger ist unser Eigentum!", rief Craven. "Sie haben kein Recht zu bestimmen, wann wir ihn wiederhaben
können. Wir sollten verlangen, dass er unverzüglich zurückgebracht
wird."
"Wenn
wir das tun", sagte Kranz, "werden sie unsere Forderung ignorieren.
Dann stehen wir in ihren Augen als schwach und unfähig da."
"Sie
können uns doch nicht ignorierend, entrüstete
sich Craven.
"Sie
können es und werden es auch tun. Wenn Sie die Sicherheit des Tempels einmal
verlassen würden, würden Sie schnell merken, wie unbeliebt wir überall sind.
Die Leute halten uns für nicht vertrauenswürdig und gefährlich."
"Dann
sollten sie uns fürchten!"
"Wenn
wir dafür bekannt wären, dass wir hinausgingen in die Welt, würden sie das
garantiert auch tun. Aber es ist allgemein bekannt, dass wir Totenbeschwörer
lieber in unseren Tempeln bleiben, Pläne schmieden und Vorhaben aushecken und
uns nur sehr ungern die Hände schmutzig machen. Lord
Vile ist natürlich die rühmliche Ausnahme."
"Verräter",
zischte Quiver leise und
in einem Ton, der fast ein Gefühl dahinter vermuten ließ. "Jetzt ist nicht
der Augenblick, um über Lord Vile zu
sprechen", befand Tenebrae. "Er war früher unser Todbringer, er ist
nicht mehr und somit geht unsere Suche weiter. Solomon, du wirst dich anbieten,
den Seelenfänger bei ihnen abzuholen, sobald der Restant gefangen ist."
"Bitte?"
"Sag
ihnen, dass du ihn persönlich zum Hotel Mitternacht zurückbringst oder dass du
das Ding, wenn schon mal eine Seele drin ist, untersuchen willst. Welche Lüge
du ihnen erzählst, ist mir egal, solange du mir den Seelenfänger und den
Restanten bringst. Schaffst du das?"
"Selbstverständlich.
Darf ich fragen, wozu?"
Craven grinste höhnisch. "Nein, darfst du nicht." Kranz sah ihn an
und Craven hielt seinem Blick genau drei Sekunden
lang stand, dann musste er wegschauen.
Tenebrae
wechselte das Thema, obwohl Feinfühligkeit nicht vonnöten gewesen wäre. "Diese
Unruh, das Mädchen, weiß sie über die Passage Bescheid?"
"Pleasant
hat mich in die Enge getrieben", gestand Kranz. "Es gab zwei
Möglichkeiten: Entweder ich sage es ihr oder ich gehe das Risiko ein, sie zu
verlieren."
"Ich
darf dich daran erinnern, Solomon, dass wir nicht alle deine Überzeugung
teilen, dass sie diejenige ist, nach der wir suchen. Sie ist viel zu jung."
"Sie
ist ein Naturtalent, Eure Eminenz. Sie hat das Totenbeschwören schneller
begriffen als jeder andere, den ich seit Vile getroffen
habe."
"Keine
unbedingt erstrebenswerte Gesellschaft", murmelte Quiver.
"Vielleicht
nicht", gab Kranz zu, "doch sie hat das Potenzial, selbst ihn zu
übertreffen. Sie ist diejenige, auf die wir gewartet haben. Ich bin mir ganz
sicher."
"Seine
Eminenz hat allerdings sehr recht." Craven fand seine
Sprache viel zu schnell wieder. "Sie ist viel zu jung. Dazu kommt, dass
sie sich mit dem Skelettdetektiv verbündet hat. Glaubst du wirklich, du kannst
sie von ihm loseisen?"
"Es
wird nicht einfach werden, aber es ist zu schaffen. Skulduggery Pleasant ist ein mit ausgesprochen vielen Fehlern behaftetes Individuum."
"Mit
wie vielen weißt nicht einmal du", meinte Tenebrae. "Wir müssen sie
natürlich richtig kennenlernen. Unsere Begegnungen in den letzten Monaten waren
zu kurz und wir müssen uns zuerst ein sehr genaues Bild von ihren Fähigkeiten
machen."
"Selbstverständlich,
Eure Eminenz."
Quiver meldete sich zu Wort: "Falls sie wirklich geeignet ist, müssen
wir sie strengstens überwachen, damit sie auf dem richtigen Weg bleibt. Die
Geschichte darf sich nicht wiederholen."
"Auf
keinen Fall", sagte Kranz. Dann
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