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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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ich ihn kaufe, ohne ihn ausprobiert zu haben.“
    „Du brauchst ihn nicht auszuprobieren“, meinte sie lachend. „Ich bitte dich, Badstreet. Ein Zauberer mit deinen Fähigkeiten muss den Ring nicht anstecken, um zu wissen, welche Kräfte er besitzt. Du hast doch selbst gesagt, dass du sie spüren kannst.“
    Er rieb sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn. „Es ist, als würde er nach mir rufen.“
    Sabine nickte und verkniff sich das Lachen. „Hast du das Geld?“
    Er zögerte, und sie sah ihm den inneren Kampf an. Bezahlen oder nicht bezahlen, das war hier die Frage. Sabine kannte den Kampf. Zweifel über den Ausgang gab es nie.
    Badstreet reichte einen Umschlag unter dem Tisch durch. Ohne dass jemand es mitbekam, öffnete Sabine ihn und zählte rasch nach. Mit ziemlicher Sicherheit schien es die ausgemachte Summe zu sein. Sie nickte, steckte den Umschlag ein und legte den Ring in ein kleines Holzkästchen. Dann stand sie auf, gab Badstreet das Kästchen und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
    „Es war mir ein Vergnügen, mit dir ins Geschäft zu kommen“, meinte sie. Sie schob sich durch die Menschenknäuel zur Hintertür des Pubs. Es würde fünfzehn bis zwanzig Sekunden dauern, bis Badstreet dahinterkam, wie das Kästchen zu öffnen war. Dann würde er den Ring zehn Sekunden lang untersuchen und seine Kräfte auskosten. Danach würden noch einmal volle zwei bis drei Minuten verstreichen, bevor die Kräfte nachließen und er schließlich das wertlose Teil in der Hand hielt, das sie auf dem Weg hierher in einem T-Shirt-Laden gekauft hatte. Jede Menge Zeit.
    Die Alarmanlage hatte sie bereits ausgeschaltet, sodass sie den Pub unbemerkt durch die Feuertür verlassen und auf die Gasse dahinter treten konnte. Sie wandte der Straße den Rücken zu, da Badstreet in diese Richtung laufen würde, und ging stattdessen weiter in die dunkle Gasse hinein. Wieder einen Job erledigt. Wieder einen Trottel aufs Kreuz gelegt. Ein rundum erfolgreicher Abend.
    „So ein böses Mädchen.“
    Sabine wirbelte herum und blickte auf. Über ihr stand im rechten Winkel zur Wand eine blonde Frau in einem langen Ledermantel.
    „Aber gut zu wissen, dass sich einige Dinge nicht geändert haben“, meinte die Frau und schlenderte langsam zur Straße herunter. „Du warst vor dreißig Jahren eine raffinierte kleine Diebin und bist immer noch eine raffinierte kleine Diebin.“
    Sabine versuchte ein Lächeln. „Hi, Tanith. Lange nicht gesehen.“
    „Stimmt.“ Tanith sprang auf den Boden. Sie war größer als Sabine. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nie gedacht, dass du so lange lebst. Die raffinierte kleine Sabine, die immer die falschen Leute reinlegte, immer die falschen Leute wütend machte. Ich dachte, man hätte dich schon längst tot im Rinnstein gefunden.“
    „Bist du deshalb hier? Um mich umzubringen?“
    „Dich umbringen?“ Tanith lachte. „Weshalb sollte ich etwas so Gemeines tun?“
    „Wie ich gehört habe, hast du einen Restanten in dir.“
    „Das ist richtig, und mein Inneres mag auch verdorben sein, aber ich habe trotzdem immer noch gern einen guten Grund, jemanden umzubringen. Es kann ein geschäftlicher oder ein persönlicher Grund sein oder weil mir langweilig ist. Sehe ich aus, als sei mir langweilig, Sabine?“
    „Was willst du?“
    Taniths Lächeln war so strahlend wie immer. „Dich.“

SECHS
     
     
    Die Mädchen taten dort unten in Dunkelheit und Kälte nichts anderes, als zu trainieren.
    Vormittags trainierte sie ihr Gehirn – mit Sprachen und Zahlen und mit Geschichte, sowohl der bekannten als auch der verborgenen. Sie saß mit den anderen im Halbkreis vor dem Lehrer und ignorierte das Geflüster und das hämische Grinsen und Gelächter, wenn sie eine Frage falsch beantwortete.
    Die Nachmittage waren für das Training in verschiedenen Sparten reserviert. Da kämpften sie und kletterten und rannten und schwammen. Da wurden ihre Muskeln gedehnt und zerrissen und wieder aufgebaut, und ihre Körper lernten, sich unabhängig von ihrem Gehirn zu bewegen. Muskelgedächtnis nannten ihre Lehrer es. Das Kämpfen zur zweiten Natur werden lassen. Das Töten zu einem Instinkt.
    Der Gedanke zu töten gefiel dem Mädchen nicht, auch wenn ihr klar war, dass das Töten ein notwendiger Teil ihres Trainings war. Die anderen gaben vor, es würde ihnen nichts ausmachen. Avaunt behauptete sogar, sie würde sich auf ihren ersten Mord freuen. Wenn sie das sagte, warf sie immer einen Blick auf das Mädchen, und alle

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