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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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schienen sich hundert unverdaute Schlangen zu winden. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, und hoffte inständig, dass sie nicht blau würde. War es das? War das dieses Phänomen, das so viele ihrer schreienden Opfer als „Liebe“ bezeichneten? Empfanden sie das für die Namen, die sie riefen, während sie sie verschlang?
    Er war groß, dunkelhaarig und gut aussehend. Er hatte etwas an sich, etwas Geheimnisvolles, Grüblerisches, das berauschend auf sie wirkte. Sie hätte in seine Augen schauen und sich auf ewig darin verlieren können. Er setzte sich erst gar nicht hin. Ihr fiel auf, dass er keine Schuhe trug. Noch etwas Liebenswertes an diesem schönen Wesen, diesem Bild von einem Mann, diesem Springer-Jack.
    Die schwarze Annis war irgendwie seltsam. Sabine wusste nicht, was sie von ihr halten sollte. Sie kannte natürlich die Geschichten, die man sich über sie erzählte. Sie wusste, wozu Annis in der Lage war. Doch in den Geschichten war die Rede von einer Verrückten mit schartigen Zähnen und schartigen Fingernägeln und unverletzlicher blauer Haut. Die Person vor ihr war nicht blau. Sie war gedrungen, und das galt sowohl für ihren Körperbau als auch für ihr Gesicht. Das lange, wirre Haar wies graue Strähnen auf. Sie war etwas über zweihundert Jahre alt, und Sabine bildete sich ein, jedes einzelne Jahr in den Falten um Mund und Augen und auf der Stirn dieser Frau eingegraben zu sehen und … gütiger Himmel, die Falten dieser Frau hatten auch schon wieder Falten. Man sah ihr ihre Jahre und noch ein paar mehr an, ganz anders als bei Zauberern und gewissen anderen Wesen, die die erfreuliche Angewohnheit hatten, sich ihre Jugend zu bewahren. Vampire zum Beispiel.
    Sabine mochte Vampire nicht. Sie waren ihr zu ruhig, schweigsam wie ein Grab. Und ihre Bewegungen waren unnatürlich. Nichts Lebendiges sollte sich so graziös bewegen. Doch da saß er, der Vampir, das schöne Gesicht von einer einzigen Narbe gezeichnet. Er atmete nicht einmal. Zumindest nahm sie das an. Es war schwer zu sagen.
    Ihr Blick ging von Dusk zu Springer-Jack, einem Wesen, das offenbar keine Sekunde stillhalten konnte. Wenn er auf seinem Stuhl saß, trommelten seine langen Finger mit den harten Nägeln einen schnellen Rhythmus auf die Tischplatte, doch nur Sekunden später war er wieder auf den Beinen und tigerte auf und ab, als wartete er auf jemanden, der ihn aus dem Käfig ließ. Und er stank. Seine Kleidung, die aussah, als hätte er sie der Leiche eines viktorianischen Gentleman geraubt, roch modrig und er selbst ungewaschen. Er hatte ein langes, schmales, faltiges Gesicht, und sein Haar – man sah es erst richtig, als er endlich seinen verbeulten Zylinder abnahm – war strähnig und fettig. Er hatte bis jetzt nur einige wenige Worte mit ihr gewechselt, doch sein Atem roch so faulig, dass sie fast würgen musste. Und er redete in einem so lächerlich ausgeprägten Londoner Akzent, dass sie nicht wusste, ob er sie auf den Arm nahm.
    „Wie sieht’s verdammt noch mal aus“, meldete er sich irgendwann zu Wort. „Kommen wir hier zu Potte, bevor oder nachdem wir alle an Altersschwäche gestorben sind?“
    Am Kopfende des Tisches saß Tanith und lächelte. Billy-Ray Sanguin stand mit seinem kantigen Kinn und seiner Sonnenbrille hinter ihr.
    „Bevor wir anfangen“, begann Tanith, „möchte ich euch allen für eure Bereitschaft danken, uns in dieser Angelegenheit zu unterstützen. Ich weiß, dass ihr alle etwas dafür bekommt, wenn es vorbei ist, aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ihr aus lauter Herzensgüte beschlossen habt, jemandem, der Hilfe braucht, unter die Arme zu greifen.“
    Die anderen schauten sie schweigend an. Tanith ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen und fuhr fort:
    „Wir haben hier eine Mission vor uns. Missionen sind aufregend. Ihr solltet die ganze Sache als Abenteuer sehen und einfach Spaß haben.“
    Wieder schauten alle sie an. Als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank.
    Großes strahlendes Lächeln. „Eine Freundin von mir will im Lauf des nächsten Jahres oder so kommen“, berichtete Tanith. „Sie ist genial und wird ein paar ziemlich geniale Sachen machen. Aber eine Menge Leute werden meiner Freundin etwas antun wollen und haben vor, dabei vier Waffen einzusetzen, mit denen man sogar Götter umbringen kann.“
    Sabine rutschte auf ihrem Stuhl herum. „Wer ist deine Freundin?“
    „Gut, dass du fragst. Sie heißt Darquise und ist einfach wunderbar. Ihr werdet sie

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