Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
verteidige das irische Sanktuarium.“
„Überlegen Sie sich gut, wem Sie Ihre Loyalität schenken, Mr Jones. Dasselbe gilt für Ihre Zaubererkollegen im afrikanischen Sanktuarium. Es ist vielleicht keine gute Idee, sich mit einem so opportunistischen Sanktuarium zu verbünden, das zunehmend politisch isoliert wird.“
„Das klingt vage nach einer Drohung“, fand Schreck Jones.
„Entschuldigen Sie bitte“, meldete sich Gracious, „wäre es vielleicht möglich, einfach noch einmal zu der Stelle zurückzukehren, an der Sie uns widerwillig danken und uns ungeschoren davonkommen lassen? Das wäre wahnsinnig toll.“
Ode grunzte. „Ja, gut, vielleicht ist es wirklich das Beste, die Unterhaltung abzukürzen. Mr Vex, Tanith Low bleibt hier als unsere Gefangene, genauso wie Wilhelm Schreier. Die Leiche der schwarzen Annis wird verbrannt und ihre Asche in einem anonymen Grab beigesetzt. Was den Vampir betrifft …“
Ein Mann trat vor und flüsterte Ode etwas ins Ohr. Ode knurrte erneut und schickte ihn mit einer Handbewegung fort. „Der Vampir ist uns bisher noch nicht ins Netz gegangen.“
„Noch nicht ins Netz gegangen?“, echote Aurora. „Aber es ist Vormittag. Die Sonne scheint. Dusk hat inzwischen wieder seine menschliche Gestalt angenommen.“
„Das ist mir bewusst.“
„Großmagier Ode, Sie suchen nach einem Mann, der nackt durchs Sanktuarium rennt. Wie ist es möglich, dass er noch keinem aufgefallen ist?“
„Meine besten Leute kümmern sich gerade darum.“
„Wer?“
Er blickte sie finster an. „Meine. Besten. Leute. Sie sollten sich übrigens alle Mr O’Callahan zum Vorbild nehmen. Er hält es für vernünftig, die Person nicht zu reizen, die ihm gegenüber Gnade walten lässt.“
„Ich muss pinkeln“, meldete sich Gracious.
Ode seufzte. „Raus. Alle miteinander. Und kommen Sie mir nicht mehr unter die Augen.“
Jetzt blieb nur noch eines zu tun – und es war Vex mehr als unangenehm.
Er verabschiedete sich von den anderen, dankte ihnen für ihre Hilfe bei einer Mission, die sich als komplette Katastrophe herausgestellt hatte, und kehrte dann nach Irland zurück. Am Flughafen wartete ein Auto auf ihn, das ihn direkt nach Roarhaven und zu Grässlich Schneider brachte.
Grässlich bearbeitete den Sandsack in der Ecke seines Büros. Angesichts seiner aggressiven Schläge glaubte Vex ziemlich sicher zu wissen, an wen er gerade dachte.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?“, fragte Grässlich, ohne ihn anzuschauen. Sein vernarbtes Gesicht war von einem leichten Schweißfilm überzogen.
„Weil du dann hättest mitkommen wollen“, antwortete Vex. „Und das kannst du nicht mehr. Du bist Ältester. Du musst dich zurückhalten.“
Grässlich tänzelte um den Sack herum und bearbeitete ihn dabei weiter. „Wir reden hier von Tanith.“
„Genau.“ Vex hockte sich auf die Schreibtischkante, um sein verletztes Bein zu entlasten. „Du bist befangen. Du kannst es dir nicht leisten, etwas persönlich zu nehmen. Tut mir leid, Grässlich, aber ich konnte es dir auf gar keinen Fall sagen.“
„Das war ein Fehler. Das war ein riesiger …“ Grässlich versetzte dem Sack einen rechten Haken, und das ganze Gestell wackelte. Erst als er seine Handschuhe auszog, schaute er Vex an. „Wir hätten Verstärkung organisieren können. Du hättest sämtliche Hilfsmittel haben können, die du brauchtest. Wir hätten das schnell und sauber erledigen können und hätten jetzt die Göttermörder und Tanith.“
„Nein. Es hätte nicht funktioniert. Dass Tanith daran beteiligt war, bedeutete, dass es von vornherein nicht funktionieren konnte. Ihretwegen hat uns sowohl das deutsche als auch das englische Sanktuarium entdeckt. Dass wir uns noch nicht im Krieg befinden, hat nur einen einzigen Grund: weil du keine Ahnung von meinen Plänen hattest.“
Grässlich griff nach einem Handtuch und trocknete sich ab. „Wo ist sie jetzt? Immer noch in London? Wir können sie überstellen lassen …“
„Ich hab’s versucht. Ode will nichts davon wissen.“
„Dann kann er seine Ärzte wenigstens versuchen lassen, sie von dem Restanten zu befreien.“
„Er hat kein Interesse daran, sie zu retten – er will sie nur bestrafen. Und damit auch dich. Hör zu, Grässlich: Wenn das alles vorbei ist, wenn sich beide Seiten beruhigt haben und alles wieder seinen normalen Gang geht, wird er sie ausliefern. Bis dahin sitzt sie in einer Gefängniszelle.“
Grässlich atmete langsam und hörbar aus. „Ja. Da
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