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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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schlug ihm sanft auf den Hinterkopf.
    „Deshalb erklärt er es ja!“
    „Aua. Ist ja schon gut. Wozu ist dieses Liber Iuratus nun gut?“, wollte er wissen.
    „Für Verschiedenes. Es gibt Leute, die behaupten, ein gewisser Honorius von Theben sei der mächtigste Magier des Mittelalters gewesen. Er hat verschiedene Zauberbücher und sogar ein eigenes magisches Runenalphabet geschrieben, das allerlei Zauberkünstler und Schwarzmagier für ihre Zwecke gebrauchen. Mancherorts wird behauptet, es ginge auf Papst Honorius I. zurück, aber wenn ihr mich fragt, ist das unwahrscheinlich. Die Kirche hatte noch nie viel für derlei Dinge übrig.
    Im Liber Iuratus zumindest geht es um die Beschwörung und die Kommunikation mit angeblich göttlichen Wesen. So steht hier vieles drin, was dem Alten und dem Neuen Testament entnommen scheint, ergänzt durch teils abstruse Fakten und Spekulationen, die nichts mit biblischen Inhalten zu tun haben.
    Jedoch gilt das Liber Iuratus weithin als gefährliches Werkzeug in den falschen Händen, und da kann ich nur zustimmen.“
    „Hm“, machte Hagen nachdenklich. „Warum sollte es gefährlich sein, wenn doch nur wirres Zeug darin steht?“
    „Das tut es nur auf den ersten Blick. Aber wenn man über all diese Dinge, wie bestimmte Abläufe von Ritualen, genaue Instruktionen für Ingredienzien und Formeln, nachdenkt, so kann man zu zwei Schlüssen kommen.“
    „Erstens: Honorius war ein Phantast und hat sich den ganzen Mist ausgedacht“, folgerte Hagen. „Oder ...“
    Besorgnis zeichnete sich auf Marias Gesicht ab. „Diese Dinge funktionieren, und er hat sie aufgeschrieben, weil er gemerkt oder gewusst hat, dass sie funktionieren.“
    Ich nickte und blätterte in dem Zauberbuch.
    Schweigen kehrte um mich herum ein, während Kerzen und Öllampen ein unstetes Licht von sich gaben, selbst der vorlaute Kater hielt seinen Mund und starrte mit Spannung auf das vor ihm verkehrt herum liegende Buch.
    Die Aufzeichnungen waren handschriftlich und auf Englisch abgefasst, weshalb ich nicht sofort das Kapitel fand, das ich suchte. Meine Englischkenntnisse hatten über die Zeit in den deutschen Ländern etwas gelitten, aber langsam fand ich mich wieder hinein.
    „Da“, rief ich, als ich fand, wonach ich suchte.
    Hagen und Maria beugten sich wissbegierig über meine Schulter.
    „Hier erklärt er, wie man mit Wesen verfährt, die unter dem Einfluss bestimmter Planeten des Sonnensystems stehen. Sie werden von Honorius als Engel bezeichnet, von daher könnte die Conradi mit ihrem Diener-des-Herrn-Geschwafel durchaus Recht gehabt haben – zumindest aus einer gewissen Perspektive. Es sind, soweit ich mich erinnere, Wesen, die man beschwören kann, um ihnen spezielle Dienste aufzutragen ...“ Ich las ein Stückchen weiter. „Hier, die Geister unter dem Planeten Saturn, es ist ihr Daseinssinn, Traurigkeit, Zorn und Hass zu verursachen ...“
    Ich blätterte weiter, über die Jupiter-Engel hinweg zum Mars.
    „Da haben wir‘s“, stellte ich fest und übersetzte etwas stockend, aber so gut ich konnte:
    „Von den Geistern, die sich unter dem Planeten Mars befinden. Samael, Satihel, Ylurahihel, Amabiel.“
    Darunter waren Schemazeichnungen geflügelter Wesen mit Kreuzen auf dem Haupt zu erkennen.
    „Das Siegel der Engel des Mars ist dies:“
    Es folgte eine mystisch anmutende Zeichenkette.
    „Ihr Daseinssinn ist es, Kampf, Mord, Zerstörung und die Sterblichkeit der Menschen und aller irdischen Dinge heraufzubeschwören und zu verursachen ...“
    „Das klingt nicht verkehrt“, hauchte Hagen. „Weiter! Wie beschwört man diese ... Engel?“
    Er betonte es absichtlich behutsam.
    Ich las und las, bis wir zu der Stelle kamen, an der beschrieben wurde, wie diese Wesen heraufzubeschwören waren.
    Man hatte einen Steinkreis von bestimmter Größe zu bauen und ihn genauestens vorgeschriebenen, rituellen Reinigungen zu unterziehen. Anschließend musste man an drei aufeinander folgenden Tagen spezielle an Gebete erinnernde Formeln aufsagen und andere rituelle Handlungen vollziehen.
    Eine aufwendige Beschwörung alles in allem, aber offensichtlich schien sie dem Ergebnis Rechnung zu tragen. Sie mündete in einem bizarren Ritus, in dem man das Siegel Gottes in der Rechten hielt und dem beschworenen Engel durch die Gnade des Herrn seinen Willen aufzwang.
    „Mein Gott“, flüsterte Maria bestürzt, als ich geendet hatte.
    „Das kannst du laut sagen“, bemerkte Hagen dumpf.
    Ich knickte in die Seiten der

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